Liebe Nina,

Heranwachsende sind leider oft so. Ob nun Ausländer, oder nicht. Ich bin selbst ein Ausländer, war aber in meiner Kasse in der Minderheit gegenüber anderen Ausländer. Also ich kam aus Russland und die anderen aus Jugoslawien. Und ich war alleine aus Russland. Als Folge wurde ich zum Außenseiter und im Gegensatz zu Dir, wurde ich auch richtig schlimm gemobbt.

Das die ihre Länder verherrlichen, ist eine Phase. Die hatte ich auch. Ich bin mir relativ sicher, dass keiner dieser Leute in diesen Ländern tatsächlich dauerhaft gelebt hat, Sie waren da höchstens Touristen, eventuell da geboren, aber nie die Erfahrung gemacht, die Ihnen erlauben würde tatsächliche Vergleiche zu Deutschland aufzustellen. Bei mir ging diese Phase vorbei, als ich zu begreifen anfing, was tatsächlich im Leben notwendig ist, was ein Rechtsstaat ist, was Kultur ist usw. Das dauert.

Damit ist Dir aber nicht geholfen. Nur weil Du verstehst weshalb sie so sind, wie sie sind, wirst Du dich nicht wohler fühlen. Du kannst natürlich die Schule wechseln, bzw. die Klasse, oder aber du nimmst Dir jemanden aus dieser Gruppe und freundest dich mit dieser Person an. So entsteht eine Verbindung. Am besten jemanden, der Dir auch schon so systematisch ist. Lade diejenige Person einfach mal mit zu einem Ausflug mit deinen Freundinnen ein oder was ähnliches. Dadurch kannst Du diese Grenze aufbrechen und könntest mitreden, Deutschland vertreten in diesen Diskussionen. Unter sich alleine haben die ja keine andere Sicht auf die Dinge. Du fühlst dich dann auch nicht mehr ausgeschlossen.

Mir hat es geholfen, als ich in einer anderen Schule sofort Kontakt gesucht habe zu Mitschülern die mir Sympathisch waren. Jetzt, 10 Jahre später, habe ich immer noch Freunde aus der Schulzeit. Mein Bester Freund und Trauzeuge ist Türke, mein anderer ist Deutscher und ich bin richtig froh darüber, wie die Sache am Ende verlaufen ist.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du durchmachst. Ich wünsche Dir das beste!

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Es gibt einige Gründe weshalb Russland nicht in der NATO ist und auch nicht in die NATO will.

1. Historische Gründe:

Die NATO wurde als ein Bündnisblock gegen Russland/UDSSR gegründet. Mit dem Zerfall der Sowjetunion änderte sich die Lage zwar, aber die meisten Menschen sind noch damit aufgewachsen, dass die NATO Ihr Feind sei. Eine neue Generation wird eventuell später anders darüber urteilen. Das gilt übrigens auch für den Westen. Auch hier dominiert eine noch sehr russlandkritishe Generation die Gesellschaft. (Wobei die neuere Kritik teilweise ihre Berechtigung hat).

2. Soziale und Politische Gründe:

Die russische Politikelite benötigt leider einen Feind und dieser ist die NATO. Damit versuchen Sie die Bevölkerung um sich zu einen. Je stärker die Kritik von Ihnen an der Politik umso hälftiger werden die angeblichen Konflikte mit der NATO nach außen projiziert. Da werden auch schon mal 40 Spione erwischt (letzer Bericht des FSB an den Präsidenten), oder Raketen nach Kaliningrad geschickt. Die Wahrheit ist aber, dass die NATO Russland wohl nie angreifen wird. Und auch die russische Elite wird kaum einen Krieg mit dem Westen riskieren, wo do ihre ganzen geraubten Reichtümer in westlichen Banken liegen und ihre Kinder in London und co. zu Schule gehen. Diese Taktik geht langsam auch nicht mehr auf, da die neue Generation sich nicht mehr so vor der Welt fürchtet.

3. Militärische Gründe:

Die NATO Länder haben grundsätzlich eine sehr ähnlichen Militäraufbau. Das ist auch notwendig, damit die Streitkräfte auch zusammen arbeiten können. Zumal steigert das die Effizienz und auch sonst sind die Streitkräfte der Mitgliedsstaaten auf einem ähnlichen Stand. Russland hat aus Tradition und politischen Kalkül einen gänzlich anderen Militäraufbau. (So bestehen die Unteroffiziersränge in der russischen Armee zum größten Teil nur aus länger dienenden Soldaten ohne eine langwierige Ausbildung durchlaufen zu haben, wie das die deutschen Unteroffizieren tun). Russland hat eine anderes Ausbildungssystem und eine andere Militärdoktrin. Ob das eine, oder das andere besser ist sei dahingestellt. (Zwar hat die russische Armee im Georgienkrieg gegen die nach NATO-Standards aufgebaute Armee der Georgier gewonnen, doch ist wohl die inoffizielle Anzahl der Opfer bei der russischen Armee ziemlich hoch gewesen). Der Umbau einer Armee in der Größe wäre ein riesiger und komplexer Akt, dass die russische Regierung im Moment nicht stemmen kann (Siehe die misslungenen Reformen der letzten Jahre). Auch die Waffensysteme müssten an die NATO-Standards angepasst werden. Womit wir zum nächten Thema kommen

4. Wirtschaftliche Gründe

Russland ist der zweitgrößte Waffenhändler und Waffenproduzent der Welt nach den USA. Die russischen Waffensysteme stehen in der direkten Konkurrenz zu den Amerikanischen und Europäischen Systemen. Ein Eintritt in die NATO würde bedeuten, dass Russland seine Waffensysteme an die NATO-Standards anpassen müsste (Was nicht heißt, dass sie schlechter sind, aber sie sind halt anders). Russland würde damit Teile seiner Prodiktion verlieren, Waffen nicht mehr frei verkaufen können usw. Das ist ein Einschnitt, dass die russische Regierung heute auch nicht eingehen wird.

Natürlich ist ein NATO-Eintritt in der Zukunft nicht ausgeschlossen, aber bei der politischen Lange zurzeit sicher nicht bald und auch sonst ist die Wahrscheinlichkeit dafür für die nächsten 20 Jahre eher gering.

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