Was haltet ihr von Nachbarschaftsvereinen?

11 Antworten

Solange sich das auf Hilfe unter Mitmenschen beschränkt- nichts dagegen. Aber wenn es dann zu Patrouillen kommt, mit Personenüberprüfungen und Festnahmen, ist das ein Eingriff in die Hoheit der Polizei. Das darf nicht geschehen.

Amtsschreck  04.05.2022, 15:53

Das wäre im Einzelfall Auslegungssache. Ebenfalls der §127 StPO

( 1) Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.
wiki01  04.05.2022, 16:34
@Amtsschreck

Na klar, da hast du auf dem "Papier" recht. Aber was, wenn sich derjenige nicht festnehmen lässt? Wie weit geht das denn dann? Nein, das sollte man den Profis überlassen.

Amtsschreck  04.05.2022, 17:55
@wiki01

Auch das: Im Einzelfall Auslegungssache. Wird bei einfachem Diebstahl eines Apfels auf dem Wochenmarkt definitiv anders bewertet wie ein Attentäter, dem man den Arm bricht, um ihn am Zünden einer Bombe zu hindern.

Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht und wird in Deutschland auch immer wieder umgesetzt - zum Beispiel in (man lese und staune) bayerischen Dörfern. Denn dort bilden sich Dorfgemeinschaften, welche gemeinsam den Maibaum aufstellen, das Sonnwendfeuer veranstalten, Dorffeste feiern, Dorfplätze säubern, Spielplätze herrichten und betreuen, Brunnen bauen und so weiter.

Was aber auf gar keinen Fall passieren darf ist, dass sich ein solcher Verein oder eine solche Gemeinschaft las Nachbarschaftspolizei aufspielt. Von dieser Sorte Mensch hat man die EInwohner der DDR erst 1990 befreit (Blockwart, Abschnittsbevollmächtigter) - und leider stirbt die "Blockwarte-Mentalität" nicht aus - auch im Westen nicht, wo diese natürlich genauso vertreten ist und seit dem Ende des 2. WK fleissig im Geheimen gepflegt wird.

Ganz konkret darf und soll natürlich auch jeder Mensch einer Gemeinschaft auf den anderen aufpassen - aber nicht als Polizei-Ersatz oder zur Unterstützung der Ordnungsämter.

Ich will in meinerm Dorfgemeinschaft unbeobachtet leben und leben können, ohne Angst vor den Nachbarn haben zu müssen.

So wie du den Verein beschreibst, klingt es doch gut. Natürlich würde bundesweit so ein Verein nicht ausreichen. Es müsste stattdessen viele solcher Vereine geben. In jeder Stadt mehrere und in den Dörfern welche.

Aber gibt es nicht schon solche ähnliche Vereine schon, welche massive Nachwuchsprobleme haben? Z.B. die freiwillige Feuerwehr. Die übernehmen ehrenamtlich viele Aufgaben.

In den USA haben die Nachbarschaftsvereine auch andere Befugnisse. Die dürfen zum Teil sogar Selbstjustiz ausüben, z.B, wenn Diebesbanden durch den Viertel gehen, dürfen die aktiv werden und zugreifen. Das ist in Deutschland nicht gewollt.

Ein Verein muss es nicht zwingend sein. Wir haben uns seit 10 Jahren gut in eine gesunde Nachbarschaft integriert. Und auch wir haben bereits mal die Polizei gegen 23 Uhr angerufen, als wir in einem Haus Taschenlampenlicht bemerkten, obwohl die ältere Dame dort zu der Zeit bereits frisch in ein Heim umgezogen war.

Es hatte sich herausgestellt, dass es der Sohn der alten Dame war. Aber unklar, weshalb er ausschließlich eine Taschenlampe im Haus benutzte. Möglicherweise war der Strom bereits abgestellt. Trotzdem hat sich die Polizei noch bedankt für die aufmerksame Nachbarschaft.

Eine Nachbarschaftshilfe gibt es bei uns auch. Die Leute, die dabei mitarbeiten, sind aber vor allem für den ersten Punkt zuständig.

Nachbarschaftspolizei, also Leute, die sich zusammen schließen, um in der Umgebung aufzupassen, ob irgendwelche Rechtsverstöße begangen werden, braucht in unserem Land niemand. Dazu ist die Vergangenheit im Dritten Reich noch zu nahe. Damals gab es Blockwarte oder Postbeamte, die für die Partei, Gauleitung, Gestapo etc. tätig waren und viele Menschen wanderten nur deshalb ins KZ, weil sie irgendwann mal ein falsches Wort von sich gegeben haben, das von einem dieser Typen aufgeschnappt wurde. Danke, so etwas braucht man nicht mehr!

Umweltschutz betreiben bei uns z. B. Gartenbauvereine, Sportvereine (Jugendgruppen), Bund Naturschutz - Gruppen usw. Aber nicht im Sinne einer Umweltpolizei, sondern eher im Sinn von Müll aufräumen (Ramadama!), Landschaftspflege u. ä.

Umweltverschmutzer sollte sowieso jeder melden, wenn er entsprechende Beobachtungen macht. Zum Beispiel im Wald abgelagerte Altmöbel, Ölverschmutzungen in Gewässern u. ä. Nicht aber den Nachbarn, der auf seinem Grundstück mal sein Auto wäscht, nicht den Passanten, der mal sein Papiertaschentuch fallen lässt oder seine Zigarettenkippe. Solche Leute sollte man allenfalls direkt ansprechen.

"Vereine für Security und Sonstiges" würden sich in unserem Land in polizeiliche Aufgabenbereiche einmischen und wären mit Sicherheit sehr schnell verboten oder im Visier des Verfassungsschutzes.

Grantchester  03.05.2022, 12:07

So lange ist es nich nicht her, daß bei uns in Deutschland, genauer gesagt in einem Teil unseres Landes, Bespitzelung und Denunziation im Auftrag der Staatspartei unzählige Bürger in Schwierigkeiten und viele ins Gefängnis gebracht haben. Der VEB Horch & Guck war allgegenwärtig.