Sind Leiharbeiter Sklaven?

14 Antworten

Nun in einen großen Unternehmen sind Arbeiter erst einmal keine Menschen, sondern ein Vermögenswert. Der Arbeiter kostet Summe X und man gibt ihm natürlich weniger, denn Unternehmen möchten logischerweise verdienen.

Je mehr Arbeiter einer Gruppe es gibt und desto dringender die diesen Job brauchen, desto stärker fällt der Preis. Das ist einfach Angebot und Nachfrage.

Wäre etwas besser, wenn diese Leute keine Arbeit hätten? Ich glaube nicht. Ansonsten ja in Deutschland, ist man i.d.R. selbst schuld. Hier hat man wirklich alle Möglichkeiten und kann sich selbst aus einer Arbeitslosigkeit heraus etwas ausbauen. In vielen anderen Ländern sieht das nicht so aus. Da ist der drang zu tun dann aber auch größer.

Ich denke wir Deutschen beschweren uns gern und möchten gerne, dass die Politik Sachen regelt. Das denen unser Glück wichtiger ist, als uns selbst und sie sich mehr für uns einsetzen als wir dazu bereit wären.

In anderen Ländern hungern Leute und machen 2-3 Arbeiten, teilweise normale Jobs, teilweise sind sie Selbstständig, quasi als Miniunternehmer. Lass es einen Stand in einer Straße mit Essen sein, lass es irgendwelche Rohstoffe aus Technikabfall sammeln oder was auch immer. Man tut was man tun muss um zu überleben.

Bei der Interpretation ist jeder Sklave, auch wer gut verdient, denn am Ende wird trotzdem nicht der Arbeitnehmer reich, sondern der Arbeitgeber. Wer das bekommen möchte, was er wert ist, kann sich selbstständig machen. Bei vielen wäre das ein großer Schritt nach vorn, sicher gibt es aber auch genug die sich verschlechtern würden und mit ihrer aktuellen Stellung und unseren sozialen Netz besser fahren.

Minilexikon  05.04.2017, 12:43

Ich denke wir Deutschen beschweren uns gern und möchten gerne, dass die Politik Sachen regelt. Das denen unser Glück wichtiger ist, als uns selbst und sie sich mehr für uns einsetzen als wir dazu bereit wären.

Du vergisst offensichtlich, dass es — wie Hegemon in seiner Antwort erklärt hat — gerade die Politik war, die es den Unternehmern erlaubt hat, Arbeitnehmer über diesen Weg mehr auszubeuten, als sie es mit Festangestellten legal machen könnten. So verdienen sich die Unternehmer in beiden Szenarien (vorher und hinterher) eine goldene Nase nur, dass die betroffenen Arbeitnehmer oftmals dann heutzutage am Existenzminimum leben.

Nur weil es anderswo schlecht ist, heißt das nicht gleich, dass es hier gut ist. Vielleicht ist es dort noch schlechter, aber hier eben auch schlecht. Wenn ich jetzt einen Arm gebrochen hätte und du zwei, wärst ja auch nicht nur du krank und ich gesund.

apachy  05.04.2017, 14:31
@Minilexikon

Die Frage ist ob diese Leute dann überhaupt Jobs finden würden und es diese Stellen geben würde oder höher qualifizierte Leute, die mehr verdienen diese Tätigkeiten nebenbei mit machen müssten, wie es heute in kleinen Unternehmen oft auch noch üblich ist bei Sachen wie der Buchhaltung.

Ansonsten wenn sich das ganze nicht tragen lässt, denn verlagert man so Arbeit eben ins Ausland. Ich bin mir nur sehr unsicher, ob es irgendwem besser gehen würde, wenn es diese Jobs nicht gäbe. Oder die Leute arbeitslos wären, der Rest mehr stemmen muss und das Unternehmen gleich viel verdient oder sogar mehr via Outsourcing oder eigene Tätigkeiten im Ausland.

Leiharbeit ist die Folge von Änderung der Arbeitsgesetze durch die Regierung in den 90er Jahren. Ich war in einem kleinen P.R.-Unternehmen beschäftigt und für große Projekte, z.B. eine Modenschau auf einer Messe, hat sich unsere Firma sozusagen mit Hilfskräften für knapp eine Woche verdreifacht. Zu dieser Zeit haben wir uns diese Hilfskräfte über das örtliche Arbeitsamt selbst gesucht und durch die lange Zusammenarbeit hatten die im Vorfeld der Messe bereits diverse Angebote. Alle im Gesetz vorgeschriebenen Formulare wurden von denen schon vorbereitet. Auch die Messe selbst hat solche Vermittlungen kurzfristiger Hilfskräfte angeboten.

Nach einer Gesetzesänderung wurde es mit einem Schlag sowohl umständlicher wie auch teurer und gleichzeitig schossen die Leiharbeitsfirmen wie Pilze aus dem Boden und wir wurden mit Angeboten überrannt. Ab da wurde das und auch andere zeitlich begrenzte Hilfsarbeiten über eine Leiharbeitsfirma abgewickelt, sehr zum Leidwesen mancher Studenten und Hausfrauen, die sich bei uns ein Zubrot verdient hatten. Es ist auch mit den Arbeitsgesetzen wie mit dem Verkehr: Wird eine Straße zur Beruhigung gesperrt, verteilt sich der Verkehr auf andere - die sind dann die neuen Leidtragenden und schimpfen auf die Entlasteten. Wenn Arbeitnehmer "geschützt" werden sollen, meist im Interesse der organisierte Gewerkschaften, haben die Nichtorganisierten das Nachsehen und entweder wird Arbeit insgesamt teurer und wandert ins Ausland ab oder es wird - wie bei uns - umgeschichtet. Unsere ehemaligen Hilfskräfte und Studenten waren nach Änderung des Gesetzes schlechter gestellt.

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 13:05

Ja in Deutschland wird es so sein, dass die löhne wohl immer mehr sinken werden, auch die von den "normalen" Jobs.

berkersheim  05.04.2017, 13:14
@Atlanta81

@Atlanta81

Das hat nur indirekt etwas mit Leiharbeit zu tun. Da treiben andere Regelungen wie Kündigungsschutz usw. die Firmen dazu, sich von Stammkräften zu lösen. Alle wollen billige Preise. Das geht. Die einfachste Art, die Preise zu senken und auf dem Aktienmarkt dennoch gut dazustehen, ist die Reduktion der Lohnkosten. Warte mal, was passiert, wenn Opel jetzt in Frankreich gelandet ist. Wenn wir den internationalen Wettbewerb selbst anheizen, weil wir alles nicht billig genug bekommen können, dann läuft das halt so. Dann vergeben Städte Aufträge aus Steuergeldern nach Indien und der Steuerzahler darf mehr Hartz IV finanzieren. Vieles sind doch Mogelpackungen, wenn man sich die Umschichtungen mitanschaut und nicht nur die "Entlasteten".

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 13:16
@berkersheim

Irgendwann wird alles zusammenbrechen.

Sklaven werden als Eigentum betrachtet, sind rechtslos.

Deswegen sind Leiharbeiter keine Sklaven. Mich persönlich regen solche Vergleiche auf, denn sie verschleiern, was Sklaverei wirklich ist. Und ich befürchte, richtige Sklaverei gibt es auch heutzutage noch.

Oder ist Leiharbeit etwas gutes und sinvolles für ungebildete Arbeiter?

Das kann man so nicht ohne weiteres sagen. Jedenfalls ist es eine Chance, erstmal auf den Arbeitsmarkt zu kommen.

Braucht es Leiharbeit?

Ja, ich denke schon.

Stimmt es, dass Leiharbeit und Zeitarbeit zu Lohndumping führt?

nicht unbedingt. Ich kenne auch jemanden, der über eine Firma an jemand anders entliehen wird und auch sehr gut Geld verdient. "Entliehen" zu werden bedeutet nicht, dass dass es Lohndumping gibt.

Das Problem ist eher, dass bei einer "Verliehenen Arbeitskraft" der Verleiher auch Geld verdienen will und auch hohe Kosten hat.

Sind Leiharbeiter selbst Schuld daran?

Schuld ist eine Bewertung. Wer trägt denn die Verantwortung dafür, als Leiharbeiter zu arbeiten?

Der Leiharbeiter. Niemand zwingt ihn, das zu tun.

Das ist schnell erklärt,ja moderne Sklaverei passt schon.Es gab eine Zeit in der die Politik Arbeitnehmerrechte und Arbeitnehmerschutz über alles stellte.Dann kippte die Politik und es wurde allein auf die Wirtschaft gehört.Einwanderung,keine betriebliche Weiterbildung,die sogenannte Flexibilität sollte Entlassungen verhindern.Pustekuchen.Das ist alleine eine Frage des Marktes und der Konjunktur.Inzwischen weis man,das Leiharbeit,grundlose befristete Beschäftigungen zur Abwanderung qualifizierten Personales ins Ausland führt.Ansonsten führt es zu Hartz 4 und Grundsicherung.Dazu wurden die Millionen von Einwanderern von der Wirtschaft angefordert,von der Politik willfährig bedient.Allerdings werden diese Menschen nicht eingestellt,sondern zur Lohndrückerei und Drohgebärde an die abhängig Beschäftigten benutzt.Ganze Erwerbs/ Berufszweige müssen als brotlose Kunst gelten.Die Einkommen sind 40% zu niedrig.Das ist nur möglich,weil die Politik sich auf die Tarifautonomie beruft.

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 09:37

Ja natürlich, damit spart man viel Geld wenn man nur Dumpinglöhne auszahlt.

CamelWolf  05.04.2017, 10:26

Manche Menschen unterschlagen einfach die Tatsache, dass ein Arbeitnehmer nicht nur Rechte sonder auch Pflichten hat. Und wenn ein Arbeitnehmer seine Pflichten nicht erfüllt und eine Kündigung ausgesprochen wird, bekommt er vor dem Arbeitsgericht in 99% der Fälle trotzdem "Recht" und muss vom Betrieb und der Belegschaft mehr oder weniger mitgezogen werden. (alternativ wird eine hohe Abfindung fällig).Das ist meiner Erfahrung nach mit ein Grund, warum sich Betriebe mit der früher üblichen unbefristeten Einstellung vom Mitarbeitern so schwer tun.

Rutscherlebnis  05.04.2017, 10:30
@CamelWolf

Das trifft zu! Aber gerade dann wäre es wichtig,das auch nach einer (verschuldeten) Arbeitslosigkeit ein Mensch in Deutschland eine Perspektive hat und der Staat die Daseinsvorsorge organisiert.Mitgezogen wird er ansonsten von der Allgemeinheit.So Besserungslager sind ja nicht Bestandteil unseres Gemeinwesens.^^

CamelWolf  05.04.2017, 11:35
@Rutscherlebnis

Macht unser Staat doch. Mit Transferleistungen, mit Bildungs- und Vermittlungsangeboten.

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 13:10
@CamelWolf

Die meisten Leiharbeiter bleiben ein Lebenlang Leiharbeiter und müssen für Hungerlöhne arbeiten.

AlexChristo  05.04.2017, 19:05
@Atlanta81

Die meisten Leiharbeiter bleiben ein Lebenlang Leiharbeiter und müssen für Hungerlöhne arbeiten.

Warum "BLEIBEN" sie denn Leiharbeiter und "MÜSSEN" für einen Hungerlohn arbeiten?

Wie wäre es mit Weiterbildung? Einer neuen Ausbildung?

Klar ist das nicht einfach. Aber nur "Meckern" wird es nicht besser. Auch drauf zu warten, dass jemand anders was für einen tut, beispielsweise durch Gesetze, ist nicht wirklich hilfreich.

Atlanta81 
Fragesteller
 07.04.2017, 10:21
@AlexChristo

Naivling, sie haben keine andere Wahl, für wieterbildungen haben sie keine Zeit, kein Geld.

Offensichtlich hast Du Schwierigkeiten mit der Definition von Sklaverei.

Sklaven leben in Gefangenschaft und erhalten keinen Lohn.

Leiharbeiter hingegen tragen gemeinhin keine Ketten, erhalten Lohn und haben ein Kündigungsrecht. Demzufolge können es keine Sklaven sein.

Leiharbeiter sind keine Sklaven sondern besonders stark ausgebeutete Lohnarbeiter. Für diese Zustände darf man sich übrigens bei SPD und Union bedanken, was freilich die Masse der schlichten Gemüter nicht davon abhalten wird, diese Parteien wieder zu wählen.

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 13:03

Sie sind Sklaven.

Hegemon  05.04.2017, 13:29
@Atlanta81

Du verstehst offensichtlich nicht mal, was Sklaven sind, wenn man es Dir erklärt. Das macht betroffen.

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 13:31
@Hegemon

Sie bekommen häufig nichtmal den Mindestlohn.

Hegemon  05.04.2017, 13:40
@Atlanta81

Ja und? Wird Sklaverei neuerdings über den Mindestlohn definiert?

Atlanta81 
Fragesteller
 05.04.2017, 14:05
@Hegemon

Ausbeutung ist es auf jedenfall.

Hegemon  05.04.2017, 14:06
@Atlanta81

Warum nennst Du es dann nicht so?

SeanIreland  28.02.2018, 15:01

"völlige wirtschaftliche und rechtliche Abhängigkeit eines Sklaven von einem Sklavenhalter." Die wirtschaftliche und damit auch rechtliche Lage sieht so aus, dass jeder der die Möglichkeit hätte nicht in einer schlechten Leiharbeitsstelle zu Arbeiten es auch nicht tuen würde hätte er eine andere Wahl.

Dazu erhielten Sklaven auch in den US oder auch Rom manchmal Lohn für ihre Arbeit, auch um Essen und Unterkunft zu bezahlen, oder sparten es sich an um sich irgendwann Freikaufen zu können.

Auch wenn Leiharbeiter noch nicht all ihre Rechte verloren haben, war dies bei Sklaven auch nicht ganz so, in den US hatte man in manchen Staaten als Sklave das Recht auf Unversehrtheit (was aber ständig missachtet wurde weil die Sklavenhalter das letzte Worten hatten, schon merkwürdig wie sich Geschichte wiederholt oder?)

Natürlich gibt es auch Unterschiede, aber ob ich die Person so Arm halte oder die Ketten selber bezahle, verwischt die Grenzen enorm, persönlich kann ich nur sagen die Ausbeutung von Menschen so wie wir sie heute haben, ist genauso eine Form von Sklaverei wie die im alten Rom und wir müssen die Menschen befreien! Wollen wir diese Wunde endlich schließen?

Und mit der Union und SPD hast du recht, deshalb können wir uns gerade nur auf uns verlassen dies zu tuen.

Hegemon  28.02.2018, 18:44

@SeanIreland: Sorry, aber Leiharbeiter mit Sklaven gleichsetzen zu wollen ist Schwachsinn. Und es wied auch nicht besser davon, daß Du es wiederholst.

Der Leiharbeiter kann jederzeit gehen, einen anderen Job annehmen, die Branche wechseln, sich weiterbilden, sich selbständig machen oder von H4 leben. Diese Möglichkeiten hat ein Sklave nicht. In der Position des Leiharbeites verharren, ist natürlich erst mal am einfachsten - auf jeden Fall einfacher als sich bewerben oder gar studieren.