Schimmel/hohe Luftfeuchtigkeit, vorgehen der Ursachenforschung?
Im Juli bezog ich (alleine) eine 3-Zimmer-Wohnung, über mir befindet sich der Dachboden. Bei Einzug wurde ich informiert, dass beim Vormieter durch falsche Lüftung Schimmel in der Wohnstube auftrat (obere linke Aussendecke). Gleichzeitig wurde jedoch an jener Stelle auf dem Dachboden "Verbesserungsarbeiten" gemacht. Fand ich schon in sich unstimmig.
Anfang November bemerkte ich an dieser Stelle eine erneute Schimmelbildung, kontaktierte den Eigentümer. Hausmeister begutachtete die Stelle. Vom Dachboden aus könne man nichts mehr tun, das ganze Haus müsste Neu isoliert werden, dies lehnt jedoch die Eigentümergemeinschaft ab. Man wolle nun von Innen "rumprobieren".
In den weiteren Wochen entwickelte sich eine dermaßen hohe Luftfeuchtigkeit, dass alle Fenster von innen mit Kondenswasser zuliefen. Ausserdem nun sichtbare Schimmelbildung in Bad und Küche, ebenfalls an den Aussenwänden bzw. der Decke über den Fenster.
Eigentümer kam mit Sohn und Hausmeister, stellte direkt bei Eintritt fest, die Feuchtigkeit komme von Innen, ich müsse mehr lüften. DIe Feuchtigkeit an den Aussenwänden/Decken wurden kurz gemessen ( teilweise über 20%, je mehr innerhalb des Raumes desto niedriger, 8% in der Mitte des Raumes). Dachboden wurde erneut angeschaut, da müsse jetzt ein Gutachten her um die anderen Eigentümer von einer neuen Isolierung zu überzeugen. Trotzdem besteht der Eigentümer darauf, die Feuchtighkeit in der Wohnung wird von mir verursacht. Er hatte die Räume Jahrelang als Büro benutzt und nie Probleme gehabt. Ich erhielt den Auftrag, alle weiteren Nachbarn zu befragen, ob diese ebenfalls Probleme haben. Ein Bautrockner wurde am selben Tag aufgestellt. (Dieser zog innerhalb 24h 15 Liter aus den Wänden). Direkte Nachbarin bestätigt, ebenfalls Probleme mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit zu haben, hat mehrere Raumentfeuchter stehen, lüftet sehr Zeitaufwendig. Info an Vermieter, diser bedankte sich, bittet um weitere Nachbarnbefragung, stellt aber auch in dieser Mail den Vorwurf falscher Lüftung. 30h nach Laufzeit des Bautrockners wurde vorgestern ein Hygrometer installiert, der über 7 Tage stündlich die Werte misst. Dieser befindet sich nun munter neben den Tagsüber laufenden und nachts ruhenden Bautrockner. Auf Zweifel der Verwertbarkeit dieser Messergebnisse sagte man mir, dies würde trotzdem Hinweise geben, ob ich falsch lüfte oder nicht. Natürlich herrscht inzwischen eine viel angenehmere Luftfeuchtigkeit...logisch...Jemand sowas schon mal erlebt? Oder kennt sich über Messverfahren aus? Macht sowas Sinn nachdem bereits die Wohnung munter trocken gelegt wird?
5 Antworten
Was du beschreibst erlebe ich aus beruflichen Gründen regelmäßig.
Der Klassiker: Der Mieter lüftet nicht ausreichend
Gutachter-Statistiken belegen das Gegenteil. Richtig ist, dass sich die Verursacher-Frage bei 50:50 bewegt.
Aufgrund deiner Beschreibung gehe ich davon aus, dass hier kosmetisch versucht wird, dass tatsächliche Übel "weg zu lüften"
Im Grunde geht es um Folgendes:
Die Mängel sind seit langem Bekannt und hätten dir auch nicht verschwiegen werden dürfen.
Klar ist auch, dass die Mängelbeseitigung nur dann Sinn macht, wenn sie professionell durchgeführt wird.
Das kostet Geld - und nicht zu knapp.
Zusätzlich besteht das Risiko, dass bei einer fachgerechten Sanierung weitere Probleme auftauchen, die dann nicht mehr ignoriert werden können.
Mein Tipp:
Der Vermieter soll doch einfach den angekündigten Sachverständigen beauftragen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Sachverständiger ist nicht gleich Sachverständiger.
Hier mal ein paar Tipps zur Orientierung. Bei Fragen meldest du dich dann einfach bitte noch mal .
Ich denke so ist die Unterstützung am effektivsten:
https://www.gutachterverzeichnis.com/tag/schimmelpilz.html
So finden Sie kompetente Sachverständigehttps://www.rhein-neckar.ihk24.de/recht/konflikt/sachverstaendige/sv-info-939026
Gut zu wissen:
Die unmittelbaren Kosten für ein Antragsverfahren liegen für jedes Sachgebiet bei 1.000 Euro; dazu kommen die Kosten für die Überprüfung der besonderen Sachkunde (Auslagen für die Bewertung der einzureichenden Gutachten, Teilnahme an Fachgremien).
https://www.baubiologie.net/mitglieder/oebuv-sachverstaendige-im-vdb.html
Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständigehttps://www.aknw.de/mitglieder/sachverstaendige/oeffentl-best-u-vereidigte-sachv/
siehe oben bei mir: der Gutachter muss fachlich dafür geeignet sein, selbst wenn er mit dem VM verheiratet wäre 😉
Da erspare ich mir jetzt mal jeglichen Kommentar.
Das Gutachten könnte der Typ doch auch gleich mit der Post zuschicken.
Die Frage, die gestellt werden muss ist: Was ist dein Ziel - was möchtest du erreichen?
Einsicht oder Bereitschaft tatsächlich etwas zu ändern, sehe ich wie in den meisten Fällen auch hier nicht.
Das die Schäden bekannt sind ist offensichtlich.
Vom Dachboden aus könne man nichts mehr tun, das ganze Haus müsste Neu isoliert werden, dies lehnt jedoch die Eigentümergemeinschaft ab. Man wolle nun von Innen "rumprobieren".
Du kannst dich darauf einstellen, dass man die immer wieder Baugeräte, wie die Heizungslüfter in die Wohnung stellt, denn das was da gemacht wird ist doch Augenwischerei.
Wer bezahlt eigentlich den Strom, den solche Maschinen verbrauchen?
Hochwerte Apparate haben einen integrierten Zähler. Andere nicht.
Den Strom, den der Vermieter zwar nicht auch deiner Wohnung zieht, sondern eventuell eine Steckdose auf dem Dachboden oder im Keller anzapft, wird über die Betriebskosten auf die Mieter umgelegt.
Das heißt. Die Hausgemeinschaft zahlt für diese Experiemente.
Ich sehe hier wirklich nur 2 Möglichkeiten.
- Du bist entschlossen dich zu wehren und deine Rechte gegen den Vermieter notfalls auch gerichtlich durchzusetzen. Dann solltest du dir unbedingt eine Mitgliedschaft im Mieterbund beschaffen.
- Du hast keine Lust auf ständige Auseinandersetzungen und ziehst aus.
Nicht selten setzen sich Mieter lange Zeit diesen Strapazen aus und geben am Ende doch zermürbt den Kampf auf.
Das kann man sich wirklich sparen, indem man gleich die Segel streicht.
Tipp: oklein hat bereits drauf hingewiesen. Du solltest dem Vermieter eine Frist zur Mängelbeseitigung setzen:
Musterbrief für eine Mängelanzeige:https://ratgeber.immowelt.de/a/maengelanzeige-maengel-richtig-anmahnen.html
Viel Erfolg
100% heurakaforyou :-)
Noch ein paar kleine Ergänzungen:
- Nettes aber bestimmtes Schreiben an dem VM mit Mangelanzeige wie hier beschrieben - also nicht beim Abschluss des Vertrages sondern bei Einzug => 1. er wusste von dem - mutmaßlichen - Baumangel schon vorher und 2. er hat die Mietsache in einem potentiell nicht ordnungsgemäße Zustand übergeben
- Bestehe auf den Gutachter mit Fristsetzung (Datum), 3 Wochen sollten reichen.
- Verweise auch auf eine Mietminderung. Das könnte Deinem VM helfen, eine fachlich korrekte Prüfung und Beseitigung bei der Eigentümergemeinschaft durchzudrücken. Nebenbei: Falls er auf die nächste Eigentümerversammlung 2020 verweist: so etwas geht auch im Umlaufverfahren über die Verwaltung.
- Lass Dir vom Gutachter zeigen, welche Qualifikation er hat. Nicht das da ein GA für Holzarbeiten vor Dir steht - das kann durchaus passieren. Falls es nicht passt => Schreiben an den VM.
- Erstelle ein kleines Lüftungsprotokoll, in dem Du die Tageszeiten und Lüftungsdauer aufzeigst. Möglichst noch mit dem Vermerk "Durchzug", also das nicht nur das Fenster im Raum aufgemacht wird sondern auch eines im anderen Raum, so dass eine komplette Durchlüftung nachweisbar ist.
Leider schreibst du garnix über dein Heiz- und Lüftungsverhalten. Wie hoch ist die Raumtemperatur? Kennst du die Luftfeuchtigkeit?
20 % ist nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit, eher zu niedrig.
30% bis 50% ist normal.
Ich meine hier die direkt gemessene Feuchtigkeit in den Decken
Das ist auch normal, ich hab an einer Ecke 80%, das ist feucht..... zahl darum 15% Mietminderung bis 2021, wenn die Außenwände Isoliert sind.
"Obere linke Außenecke und Wände total durchfeuchtet."
Ich bin normalerweise auch eher ein Verfechter der Statistik, die besagt, dass die meisten Schimmelprobleme von falschem Lüften her kommen. Die Stelle, an der der Schimmel beginnt, ist wohl prädestiniert dafür, nämlich aufgrund einer Kältebrücke (andere sagen Wärmebrücke) kann hier tatsächlich die kälteste Stelle im Raum sein, an der sich überschüssige Raumluftfeuchtigkeit niederschlägt.
Das massive Ausmaß, dass Du hier beschreibst, dass also sogar ein Bautrockner notwendig ist, um Feuchtigkeit aus den Wänden zu ziehen, sagt mir aber eher, dass eine Undichtheit am Übergang von Dach zur Außenwand besteht oder in der Fassade selbst, sodass bei Regen Nässe ins Mauerwerk eindringt, was natürlich innerhalb kurzer Zeit zu Schimmelbildung führt.
Eigenes Erleben: Bei einer Wohnung, die wir vermieten, sitzt die Dachrinne direkt auf der Außenwand auf. Da es die Hausverwaltung versäumt hat, die Dachrinne auch mal von Laub und sonstigem Unrat der davor stehenden Bäume zu befreien. Dadurch lief die Dachrinne bei starkem Regen über und das Wasser drang direkt in die Außenwand ein. Innerhalb kurzer Zeit sah man an der Ecke innen schon das Wasser durch kommen und natürlich half kein Lüften. Da die Hausverwaltung nicht in die Gänge kam, wurde der nasse Fleck immer schlimmer und Schimmel bildete sich aus. Da der damalige Mieter selten zu Hause war, dort kaum duschte und schon gar nicht kochte, konnte die Feuchtigkeit kaum von innen kommen und weil er während dieses Zustands auch nicht lüftete, hatten wir bald ein riesiges Schimmelproblem. Man konnte z. B. anhand des Schimmels sehen, wo unter dem Putz Elektroleitungen verlaufen...
Danke für deine Antwort. Das Problem mit den Gutachter ist, dass dies ein "Bekannter" von Ihm ist. Jener brachte mir auch das Messgerät.