Rettungssanitäter Diabetes

8 Antworten

Die Sache ist tatsächlich sehr schwierig. Es kommt u.a. drauf an, wie Du Deine Krankheit im Griff hast und wie die Prognose lautet.

Im Rettungsdienst wird es in der Praxis vermutlich problematisch, einen Arbeitsplatz zu finden. Sprich das mal ganz intensiv mit einem fachkundigen Arzt Deines Vertrauens durch.

Wenn Du die Wahl hast, würde ich fast von diesem Beruf abraten. Die Arbeitsbedingungen sind dafür nicht wirklich geeignet: körperliche Belastung, absolute Unabkömmlichkeit im Einsatz, Schichtdienst und unregelmäßige Essenszeiten.

Suche Dir evtl. eine Stelle, die nicht dem klassischen Rettungsdienst auf der Straße entspricht. In einer Leitstelle bist Du z.B. etwas unabhängiger. Im Betriebssanitätsdienst eines großen Unternehmens (Assistenz des Betriebsarztes o.ä.) oder im Krankenhaus ebenfalls.

Die Fachwelt ist sich uneinig, ob man dem Arbeitgeber bzw. den Kollegen von der Krankheit erzählen soll. Manche Arbeitsrechtler scheinen bei risikoreicheren Tätigkeiten (z.B. Fahrtätigkeit oder Besetzung einer "einzigartigen" Position, z.B. Patientenbegleitung beim Krankentransport) davon auszugehen, dass man das sowieso müsste.

Viel Erfolg!

Niko1251 
Fragesteller
 06.03.2012, 00:41

Erstmal danke für die Antwort.

Ich habe mir echt Gedanken gemacht und mich informiert über Möglichkeiten und Schwierigkeiten in diesem Job zu arbeiten. Ich habe auch mit dem Arzt meines Vertrauens gesprochen und ich denke, dass ich keine Probleme mit Arbeitsbedingungen haben werde. Ich habe eine sehr flexible Therapie und bin auf keine Mahlzeiten angewiesen. Auch Körperliche Arbeit ist kein Problem für mich, ich habe bis zu diesem Jahr, die letzten vier Jahre Leistungssport betrieben. Auch Schichtdienst ist kein Problem für mich.

Außerdem habe ich auch von einigen Rettungsdienstlern mit DM gelesen.

Klar, die Wahl hat man immer, aber ich möchte diesen Beruf wirklich sehr gerne ausüben und bin in solchen dingen auch ein kleiner Starrkopf.

Wie gesagt aus meiner Sicht sehe ich echt keine Probleme, mein HbA1c ist gut und ich merke auch eine Hypo schnell. Ich hatte noch nie ein Problem damit, dass ich Handlungsunfähig wegen einer Untgerzuckerung war.

Mein Gedanke ist nur, dass ich von Anfang an Ansprechen sollte. Ich weiss nur halt echt nicht, wie meine Chancen stehen, mit diesem Handicap einen Job zu finden. Um den Rettungsdienst geht es ja auch erstmal nicht, ich möchte ja zunächst in der KRankenbeförderung tätig werden.

Naja ich werde auf jedenfall probieren einen Job zu finden und werde auch von Anfang an meine Bosse in spe von meinem Leiden in Kentniss setzten.

Liebe grüße

Niko1251 
Fragesteller
 06.03.2012, 00:44
@Niko1251

ich habe meine Krankheit bis heute nie als wirkliches Hindernis gesehen irgendetwas zu beginnen und auch maximal als lästige Pflicht beschrieben wenn mich jemand gefragt hat,

aber wenn sie mir jetzt diese Möglichkeiten verbaut, dann ist das echt bitter für mich.

baertl  06.03.2012, 11:13
@Niko1251

Wie gesagt, in der Praxis sehr sehr schwierig. Offiziell wird Dich kein Arbeitgeber mit der DM ablehnen, inoffiziell vermutlich schon...das wirst Du nur nie erfahren. Der Bewerbermarkt für den Rettungsdienst ist da derzeit voll auf seiner Seite.

ABER. wie schon gesagt, gehen manche Arbeitsrechtler davon aus, dass man das ansprechen muss. Und dann stehst Du natürlich blöd da, wenn Dein Arbeitgeber das zum Thema macht, Dich wegen Verschweigen bei der Einstellung rauskicken will und der Arbeitsrichter das auch als Auskunftspflichtig sieht. Nur ist das eben in der juristischen Fachwelt ebenso umstritten...

Woher willst Du das als juristischer Laie also wissen, wenn sich schon die Experten streiten? Wenn Du das selbst sehr gut im Griff hast und keine akuten Vorfälle zu befürchten sind, würde ich es eher nicht von vornherein ansprechen, damit der Arbeitgeber gar nicht erst in Versuchung kommt, dich deshalb auszusondern.

Spätestens bei der Einstellungsuntersuchung wirst Du das aber dem Arzt mitteilen müssen. Sei vorbereitet und nimm alles mit, was Dich "entlasten" könnte (z.B. Atteste deines behandelnden Arztes, die eine gute Einstellung und "Anfallsfreiheit" bescheinigen). Der Arzt wird das beurteilen und daraufhin die Tauglichkeit feststellen (der Arbeitgeber bekommt nur das Ergebnis mitgeteilt, keine Diagnosen).

Dann natürlich die Krankheit regelmäßig beobachten und immer wieder auf die besondere Situation im Rettungsdienst hin beurteilen, kann sich ja ändern.

Viel Erfolg!

einer Einstellung als RettSan spricht nichts entgegen. nach Anhang 4 Fahrerlaubnis Verordnung Punkt 5.4. darfst du uneingeschränkt Fahrzeuge im Straßenverkehr führen. Auch erlaubt es Dir die Gutachterrichtlinie für den Straßenverkehr. als Typ 1 diabetiker hast du auch einen Behinderungsgrad von 50%. somit bist du bei gleicher Eignung berechtigt zu Behandeln. Ich selbst bin Typ 1 Diabetiker und arbeite als RettAss.

Niko1251 
Fragesteller
 06.03.2012, 10:40

das gibt Hoffnung danke. Arbeitest du im Rettungsdienst?

Ich würde es beim Bewerbungsgespräch an deiner Stelle erzählen und evtl. fragen, ob das ein Problem ist. Dann weiss dein Chef, 1. woran er ist und 2. dass du ihm nichts verheimlichst. Wenn das so ist, wie die anderen sagen und das kein Hinderungsgrund für die Einstellung zum RettSan ist, wird dein Chef vermutlich so was sagen wie "Okay, danke dass Sie uns das gesagt haben, ist kein Problem, aber gucken Sie, dass Sie sich rechtzeitig melden wenn irgendwas ist." oder so.

Hallo Nikolaj, du scheinst ein recht vernünftiger Mensch zu sein. Ich kann baertel nur beipflichten, er hat die wichtigsten Argumente gegen eine Arbeit im "regulären Rettungsdienst" aufgezeigt und dir auch gleich Alternativen genannt. Leitstelle wird schwierig da dort mehrere Jahre Berufserfahrung verlangt werden. Aber im Betriebsanitätsdienst sehe ich ein gute Möglichkeit für Dich. Verschweigen und verschleiern bringt nix, spätestens bei der Routineuntersuchung fällt dein Diabetes auf. Und wie du schon richtig gesagt hast, WAS WÄRE WENN etwas im Einsatz passiert? Wünsche Dir für Dein Vorhaben alles Gute!!

Es ist ein heikles Thema,obwohl nachgewiesen ist,dass die Unfälle,die durch unterzuckerte Diabetiker entstanden sind im Promille-Bereich der Unfallstatistik liegen.Ich bin selber insulinpflichtiger Diabetiker.-Du wirst es auf Dauer nicht verheimlichen können.Spätestens,wenn du dein BLZ misst,tauchen Fragen auf.