Klingt dieses Arbeitszeugnis gut?
Klingt das Zeugnis gut oder vielleicht sogar zu positiv? Ist da zu viel "stets" drin? Ich sollte es mir nämlich selbst schreiben und weiß nicht, ob man noch was verbessern kann.
Frau xx, geboren am xx in yy, war vom 01.10.2006 bis zum 30.09.2015 in unserem Unternehmen als Vertriebsassistentin tätig. Die Schwerpunkte von Frau xx vielseitigen Tätigkeiten gestalteten sich wie folgt:
• Beratung von Privatkunden in allen Versicherungsangelegenheiten • Erstellung von Angeboten zu Versicherungsprodukten • Bearbeitung von Schadensfällen • Allgemeine Büroorganisation
Frau xx verfügt über ein äußerst umfassendes und sehr fundiertes Fachwissen, das sie jederzeit hervorragend in die Praxis umzusetzen wusste. Sie zeichnete sich stets durch großen Arbeitseifer und sehr hohes Pflichtbewusstsein aus und war eine sehr fähige Mitarbeiterin. Alle Aufgaben führte sie stets selbständig, mit äußerster Sorgfalt und planvoll durchdacht aus. Dabei war sie auch höchstem Zeitdruck und Arbeitsaufwand stets gewachsen und überzeugte in ihren Tätigkeiten stets in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Ihre Aufgaben hat sie stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt. Sie war eine ausgezeichnete Mitarbeiterin. Wegen ihrer freundlichen und zuvorkommenden Art wurde sie bei Vorgesetzten und Kollegen stets hoch geschätzt und respektiert. Frau xx ist mit unseren Kunden aufgrund ihrer sachlichen und freundlichen Art und ihrer absolut serviceorientierten Haltung stets sehr gut zurechtgekommen. Zum 01.10.2015. fand ein Eigentümerwechsel statt, bei dem Frau xx übernommen wurde. Wir danken Frau xx für die stets produktive und äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit und wünschen ihr für die Zukunft beruflich und persönlich alles Gute und weiterhin viel Erfolg.*
5 Antworten
Hallo kim294,
"weniger ist manchmal mehr" und dieser Ausspruch gilt auch für Arbeitszeugnisse.
Man merkt diesem Zeugnis deutlich an, dass es ein vom AN selbstverfasstes ist, mit dem Versuch, durchweg die Note 1 im Zeugnis zu beurkunden [stets].
Typisch für solche Zeugnisse ist, dass kein "roter Faden" mit eigenem Sprachstil zu erkennen ist, sondern das Zeugnis aus einer Aneinanderreihung von Floskeln aus dem Sammelsurium von Internet-Ratgebern besteht.
Auch die Vermischung von Beschreibung und Wertung in einzelnen Sätzen findet man bei Zeugnissen, die tatsächlich von AGs geschrieben wurden, eher nicht, denn üblich ist die Reihenfolge: erst beschreiben, dann bewerten.
Insgesamt zeigen gute Zeugnisse von AGs eine gewisse Ausgewogenheit in Beurteilung und Stil, statt permanente "Lobelei in Superlativen", die jedem erfahrenen Zeugnisleser eher unglaubwürdig erscheinen. [Vergleicht man das dann noch mit anderen (Schul-/ Arbeits-)Zeugnissen, die ebenfalls einer Bewerbung beiliegen, und eben nicht durchweg sehr gute Noten bescheinigen, bestätigt sich der Verdacht.]
Bei deinem Zeugnis speziell sind mir darüber hinaus noch mehrere Punkte negativ aufgefallen:
1) bei jemandem, der neun Jahre in einem Betrieb tätig war, muss (nach der Einleitung und vor den zuletzt ausgeführten Tätigkeiten) auch eine berufliche Entwicklung erkennbar sein, die fehlt hier vollkommen.
2) alle Sätze, die zur Leistungsbeurteilung dienen, werden in folgender Reihenfolge geschrieben: 1. Arbeitsbereitschaft 2. Arbeitsbefähigung 3. Fachwissen und Weiterbildung 4. Arbeitsweise und 5) Arbeitserfolge.[Du fängst direkt mit deinem Fachwissen an.... und die für ein gutes Zeugnis alles entscheidenden Erfolge lässt du komplett weg...]
3) überwiegend sehr kurze Sätze, aneinandergereihte Floskeln. Ein AG, der für den im Zeugnis genannten AN nicht viel Wertschätzung übrig hat -egal ob der Inhalt der Sätze etwas Wohlwollendes aussagt-- bedient sich des Sprachstils der kurzen und knappen Sätze.....
4) teils schlechte Formulierungen, besonders zum Umgang mit den Kunden.
entweder reihst du die Kunden nur in den Satz des Sozialverhaltens mit ein [...Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden..] oder wenn du das explizit noch betonen willst, dann kannst du beispielsweise in etwa schreiben: "Bei unserer anspruchsvollen Kundschaft war sie wegen ihrer fachkundigen Beratung und wegen ihres zuvorkommenden und gewinnenden Wesens anerkannt und sehr geschätzt." oder:"Unseren Kunden gegenuber trat sie stets höflich, zugleich sicher und gewandt auf. Das Unternehmen wurde von ihr vorbildlich repräsentiert." (beide Formulierungen entsprechen guten Noten)
Auch hier gilt: die Formulierungen müssen zum Schreibstil des restlichen Zeugnisses passen und sollten keinen Spielraum für Interpretationen/Spekulationen lassen.
Danke schon mal für deine Hilfe.
Klingt dieser Anfang besser:
Frau xx, geboren am xxx in xx, war vom 01.10.2006 bis zum 30.09.2015 in unserer Generalagentur der xxx Versicherung als Vertriebsassistentin tätig.Die Schwerpunkte von Frau xxx vielseitigen Tätigkeiten gestalteten sich wie folgt:•Beratung von Privatkunden in allen Versicherungsangelegenheiten•Erstellung von Angeboten zu Versicherungsprodukten•Bearbeitung von Schadensfällen•Allgemeine Büroorganisation
Frau xx überzeugte durch hohe Einsatzbereitschaft und Pflichtbewusstsein und war eine sehr fähige Mitarbeiterin. Alle Aufgaben führte sie stets selbständig, mit äußerster Sorgfalt sowie zu unserer vollsten Zufriedenheit aus und trug damit [maßgeblich] zum Ausbau unserer am 01.10.2006 neu eröffneten Generalagentur bei.
.."und war eine sehr fähige Mitarbeiterin" klingt für mich etwas holprig, könnte man weglassen.....und 2) hier wäre besser eine Aussage über deine Befähigung einzufügen....
Sagen wir es mal so: "Gut gemeint" ist leider oft das Gegenteil von gut. Dass hier eine eigentlich des Zeugnisschreibens wenig Kundige ein 1+ Zeugnis aus dem Baukasten zusammenpuzzlen wollte, merkt ein Fachmann sofort. Daran ist - auch - die exzessive Verwendung des "stets" und des Superlatives Schuld. Ich lese weiterhin heraus, dass du zwar hingebungsvoll und auf höchstem Niveau gearbeitet haben sollst, aber der letztendliche Erfolg ("Entscheidend ist, was hinten raus kommt" sagte einmal Altbundeskanzler Kohl) bleibt offen.
Beim Sozialverhalten hapert es. So, wie es da steht, bist du auch gerne mal auf die Hinterbeine gegangen. Dass man im Servicebereich mit Kunden "sehr gut zurechtkommt", ist eigentlich eine Grundvoraussetzung und sagt zunächst nur etwas über den Umgang, nicht aber die Qualität der Dienstleistung und die Zufriedenheit der Kundschaft. Es muss nicht nur der Umsatz stimmen, die Kunden müssen auch so überzeugt sein, dass sie selbst bei der Stange bleiben und die Firma möglichst auch weiter empfehlen.
Wie kann ich denn den Passus mit dem Sozialverhalten besser formulieren? Auf die Hinterbeine gegangen bin ich nämlich meiner Ansicht nach nie. Und ich meine schon, dass die Kunden auch zufrieden mit mir waren. Das habe ich auch oft zu hören bekommen. Meinem Chef und dadurch auch mir war das auch immer das wichtigste. Da wurde dann auch lieber auf einen Vertragsabschluss verzichtet, wenn das nicht so zum Kundenvorteil war.
Klingt für mich gut. Das mehrmals "stets" benutzt wurde, würde mich jetzt nicht stören.
Da würd ich vorsichtig sein, ich kenn mich da nicht so 100% aus aber bei einigen Sachen, können sehr gut klinge Formulierungen eine verheerende Aussage beinhalten.
Ja, stets ist zu oft drin, was stets genau bedeutet im Zusammenhang mit Arbeitszeugnissen weiß ich nicht, kann auch eher eine 3 als Schulnote ausgedrückt heißen.
Das sind VIEL zu viele "stets" drinne, und JEDER Personaler weiß sofort, dass du das selbst verfasst hast.
Wie kann man gerade diesen Aspekt denn besser schreiben?