Kiosk übernehmen. Was beachten und gute Idee?

4 Antworten

Beschafft euch die Zahlen - ein älteres Ehepaar, das sich damit ein bescheidenes Einkommen finanziert und seine ganze Zeit in den Laden steckt, ist eine Sache. Jemand, der wie ihr ein Zusatzeinkommen erwirtschaften will und etliche Mitarbeiter braucht, ist etwas völlig anderes.

Lasst euch beraten - z.B. beim Arbeitsamt. Miete und Mobiliar sind in dem Fall Peanuts! Was viel wichtiger wäre, sind laufende Kosten: wie viel Ware ist im Laden vorrätig? Die müsst IHR erst mal bezahlen! Strom, Versicherung, Genossenschaftsbeiträge. Was muss in absehbarer Zeit erneuert werden (wer seinen Laden aufgibt, renoviert nicht mehr!)

Und natürlich rechtliche Dinge: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und es gibt mehr als genug "Fettnäpfchen", in die ihr treten könnt.

Ihr solltet auch bedenken, dass jemand anders "euren" Laden führen wird: jemand, der DA ist. Mit Lieferanten und Kunden Kontakt hält. Bestellungen aufgibt. Den Überblick hat. So einen Person könnt ihr nicht auf 450€-Basis einstellen. Und ohne so einen Mitarbeiter wird NICHTS funktionieren.

Außer deine Frau übernimmt diesen Part. Dann kann ich ihr nur raten, entweder die früheren Betreiber oder andere "erfahrene" Menschen als Begleiter einzuplanen. Weil das ohne Erfahrung extrem schwer wird!

Ein Kiosk mit vielen Aushilfen wird niemandem Freude machen. Ein Kiosk ist wie eine Kneipe, da gucken die Leute wer hinter dem Tresen steht. Danach fällt die Entscheidung ob die Gäste rein gehen oder nicht. In einem kleinen Ort gibt es ja keine Laufkundschaft.

Neid wird es geben. Wohne in einer Kleinstadt, viele vermeiden es hier Geld zu lassen. Großes Problem, nicht für mich. Aber für Gastronomie und Einzelhandel.

Damit nur ein paar ganz weiche Fakten genannten.

Die etwas härteren Fakten beziehen sich auf die Verkaufsfläche. Was die Waren des täglichen Verkaufs angeht, da sind in der Regel die Tankstellen-Shops ordentlich aufgestellt.

Schreibwaren werden besonders zum Schuljahresbeginn gekauft. Dann haben die Discounter den Marktanteil für sich. Was die an Wareneinsatz haben, da träumt der Kioskbesitzer von.

Die Risiken gehen gerade so weiter. Leider.

Rechne mal die gesamten Kosten zusammen und beziehe alles auf einen Tag oder sogar auf eine Stunde. Dazu gehören auch kalkulatorische Kosten. Also Verzinsung eingebrachtes Kapital. Schwund bei den Waren. Unternehmerlohn. Zuzüglich der Fixkosten, wie für Buchführungs- und Abschlusskosten. Und die Kosten für Löhne oder Strom.

Ganz grob geschätzt wird man wohl mit den variablen Kosten (also den umsatzabhängigen Aufwendungen) bei 20 bis 25 Euro landen. Vollständig über den Daumen geschätzt, wie man rechnet, habe ich Dir bestimmt detailgetreu genug dargestellt.

Wer mit einem Kiosk Erfolg haben will, der kann das natürlich schaffen. Doch da sind eine Reihe von Bedingungen zu erfüllen. Beispielsweise geht es dann bis hin zu einem Lagerwirtschaftsprogramm. Zigaretten, Zeitungen und Zeitschriften, sowie eine Toto-Lotto-Lizenz sind m.E. Pflicht. Alles Waren oder besser Angebote, die nur geringe Fixkostendeckungsbeiträge bringen. Daher muss man auch dann geöffnet haben, wenn es weh tut. Also wenn andere noch im Bett liegen auf machen und wenn die ersten schon beim Grillen oder dem TV sitzen.

Dann kommen natürlich die schnell verderblichen Produkte dazu.

Die Kiosk-Kultur gibt es ja nicht überall in Deutschland. Doch selbst da, wo man noch seinen Stammkiosk hat, auch in den Gebieten ist der Überlebenskampf schon seit über zehn Jahren am Toben.

Eines ist noch zu beachten. Demografischer Wandel. Wenn Ihr jetzt noch eine Grundschule im Ort habt, wie wird das in sechs Jahren aussehen? Die Zielgruppe könnte man natürlich auf die genannten "Pflicht-Angebote" und Kinder legen. Sei es kleine Spiele fürs Taschengeld oder die Mitbringsel für einen Kindergeburtstag. Da könnte man sogar an die Versorgung mit Preisen und Süßigkeiten für die Feiern denken. Doch da braucht man ein hohes Maß an Phantasie.

Ich wiederhole nochmals: Meine Beratungsphilosophie ist die, man kann in jeder Branche Gewinne erzielen. Also höchst wahrscheinlich auch mit dem Kiosk. Doch muss man eine sehr genaue Richtung planen und umsetzen. Und es gilt sich auf einen Kiosk zu konzentrieren und nicht ihn als zusätzliche Einnahmequelle zu betrachten. Einen Kiosk kann man nicht managen, den muss man machen und leben.

Bevor ihr irgendeine Zusage macht, solltet ihr auf jeden Fall einmal die Kosten komplett durchkalkulieren und dann auch schauen, wie viel Zeit ihr überhaupt reinstecken könnt. Wenn ihr dann so eine Art Kalkulation habt, solltet ihr mal eine Gründersprechstunde z.B. bei der örtlichen IHK besuchen. Und dann könnt ihr mit denen mal euer Vorhaben durchsprechen :)

Viel Erfolg