Hallo Zusammen,
ich bin erwachsenes Mitglied einer Patchworkfamilie. Meine kleine Stiefschwester (16) läuft seit ein paar Wochen den viel gefürchteten Pubertäts-Amok. Allerdings war für die Eltern kein Durchkommen. Gemeinsame Gespräche, Regeln, Verbote, Verständnis, nichts hat geholfen. Sie hat weniger als 0 Respekt vor den Eltern, über ausgesprochene Drohungen lacht sie und sagt jetzt ganz deutlich das "sie der Boss ist". Es wurde die Erziehungsberatung zu Rate gezogen, Psychologen haben bereits entschieden, dass sie eine Therapie machen sollte, aber kurzfristig ergab sich keine Lösung.
Nachdem letzte Woche der Streit wieder eskaliert ist und "die Kleine" auf ihren Stiefvater eingeschlagen hat, weil er ihr das Handy wegnehmen wollte (wegen diverser Unverschämtheiten, die sie ihm an den Kopf geworfen hat), ist alles eskaliert.
Die Kleine sagt schon seit Wochen, dass sie im Heim leben will, weil eine Schulfreundin auch dort lebt (Mutter Alkoholikerin) und angeblich tagsüber machen kann, was sie will. Die Eltern haben ein kleines Häuschen, in dem sie jetzt sogar ihre eigene Wohnung bekommt, aber sie will nicht zuhause leben, weil sich niemand in ihr Leben einmischen soll. Die Wohnung wurde in den letzten Wochen liebevoll hergerichtet.
Nun wurde das Jugendamt zu Rate gezogen und die haben sie vom Fleck weg in Obhut genommen, wo sie nun - erstmal übers Wochenende - mit Kindern lebt, die vergewaltigt wurden oder die Eltern in den Urlaub gefahren sind und das Kind zuhause alleine gelassen haben. Also, kein Vergleich.
Trotzdem durfte die Kleine selbst entscheiden, ob sie die Eltern wissen lässt, wo sie sich aufhält und wird nun entscheiden, dass sie nicht mehr nach Hause möchte, sondern in eine betreute Wohngemeinschaft. Da die Eltern kein Sozialfall sind, gehen wir davon aus, dass diese nun auch dafür bezahlen müssen. Die Mutter wäre sogar bereit, ihr komplettes Gehalt in eine Privatschule zu investieren, aber das Kind kann selbst entscheiden.
Ich verstehe das alles nicht. Sie ist nicht volljährig und kommt sicherlich nicht aus "schwierigen Verhältnissen". Sie will sich nur nicht anpassen - was für Pubertierende ja nun nicht ungewöhnlich ist.
Kann sie jetzt einfach so entscheiden, wie sie leben will? Ohne dass die Eltern ein Mitspracherecht haben? Dürfen denn Eltern ihre Kinder nicht mehr selbst erziehen und für eine Minderjährige entscheiden, wo sie lebt und zur Schule geht?
Wir haben "die Göre" doch trotz allem lieb und sind eine Familie. Wir möchten ihr doch helfen. Aber sie kann jetzt einfach ihren Trotzkopf durchsetzen und alles zerstören? Weil sie niemandem zuhören will und selbstbestimmt leben? Mit 16?
Ja, es gibt auch Jugendliche, die in dem Alter geistig so reif sind, dass sie das können. Aber sie ist dazu auch noch sehr kindlich, vieles ist peinlich und überhaupt ist sie mit der Pubertät mit fast 17 sehr spät dran. Gerade deshalb sollte man sie doch noch ein wenig begleiten auf dem Weg zum Erwachsen werden. Hilfe!!