Heizung: Nachtabsenkung oder permanent niedrige Kesseltemperatur?

4 Antworten

Der Vorbesitzer hat keine Ahnung was die Nachtabsenkung bewirkt.

Kommt es zur Nachtabsenkung, dann wartet der Kessel mit dem Heizen bis die niedrigere Temperatur erreicht ist. Damit steht der dann lange Zeit still und verbraucht gar kein Gas. Bei Umschalten auf Tag läuft der KEssel dann eine Weile dauerlauf, der Mehrverbrauch entspricht genau der Erspaarnis die auftrat als auf Nachtbetrieb geschaltet wurde. Hier wird keinesfalls mehr verbraucht!

Der "Trick" der Nachtabsenkung ist, dass der Verbrauch wärend der Nachtabsenkung geringer ist, denn je geringer der Temperaturunterschied, desto geringer die Verluste. Die Erspaarnis kommt wärend der Laufzeit der Absenkung zustande, nicht durch das umschalten!

Das kann man sich vorstellen wie einen Eimer mit einem kleinen Loch. Der Füllstand ist die Temperaturdifferenz zwischen im Haus und außerhalb des Hauses, das Loch repräsentiert die Verluste durch Wärme die trotz isolierung verloren gehen. Senkt man den Füllstand nachts wenn alle in ihr Bettchen gekuschelt sind ab, dann tropft es weniger, es geht weniger verloren. Das wiederauffüllen kostet genau so viel wie das sparen durch "leer laufen" zur Absenkung gespart hat. Nur wärend der Füllstand niedriger ist, muss man weniger nachfüllen um den Stand zu halten - und das ist die Erspaarnis!

Verschärfend kommt hinzu, dass Nächte kälter sind als der Tag, die Verluste werden größer durch die höhere Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht. Dadurch spaart die Absenkung doppelt.

Natürlich spart man mehr wenn man die "Absenkung" permanent, also auch Tagsüber macht, nur dann reicht die Temperatur der Heiztung nicht aus um das Haus ordentlich zu heizen. D.h. man muß die Heizung so einstellen, dass die Wärme jederzeit ausreicht - und nachts kann man mit weniger Wärme auskommen wenn alle im warmen Bett liegen. Den Tag also so einstellen, dass man aus kommt, es ist eine Frage des Komforts - und die Nachtabsenkun dann so einstellen, dass man auch nachts noch auskommt, also mit noch weniger.

Wenn man richtig sparen will, dreht man die Ventile in unbenutzten Räumen oder Räumen wo man kaum Wärme braucht runter. Das wären z.B. Haushaltsräume, Werkstatt usw. Hier kann man per Hand wieder hoch drehen wenn man sich da länger aufhält. Dazu dann elektronische Ventile benutzen und die so einstellen, dass einige Räume früher warm gemacht werden (Bad) als andere (Wohnzimmer/Esszimmer).

Crady 
Fragesteller
 26.03.2014, 12:42

Vielen Dank für die Ausführliche Antwort.

Dennoch habe ich wohl einen Verständnisfehler...

Also:

Ich gehe also hin und stelle z.B. das Wohnzimmer mit einem Modernen Ventilkopf auf "3". Dann stelle ich meine Heizung im Keller so ein, dass ich meine Wohlfühltemperatur von 21 - 22 Grad erreiche. Da muss ich mit den Kennlienien etc. was "spielen".

In den Zimmern, in denen ich es kühler haben will und nur ab und zu länger bin drehe ich dann die "modernen" Ventilköpfe auf "Frost" oder "1".

Soweit so gut...

Nun will ich es im Bad aber wärmer als 22 Grad haben - hier würde ich dann auf "4" oder gar "5" drehen (kurz bevor ich duschen will).

Also muss ich die Heizung im Keller an der Zentrale ja so einstellen, dass noch "Reserven" übrig sind um es im Bad wärmer zu bekommen - bzw. auch mal im Wohnzimmer kurzzeitig.

Die anderen Räume bleiben meistens aber Kühl! Somit würde ich ja die ganze Zeit die Heizung auf Touren laufen lassen um die Möglichkeit zu haben, im auch mal wärmer machen zu können - und das nur ab und zu mal... die anderen Räume nehmen die vorgehaltenen Leistung ja nicht ab...

Ist das nicht Energieverschwendung????? Nur weil ich in einem Raum 22 Grad und ab und zu mal was mehr haben will, feuere ich den Kessel an... Ich stelle Wärme bereit, die ich aber nur in einem Raum abnehme.

Oder ist es so, dass das vorgeheizte Wasser dadurch, dass ich es aber nur in ein oder zwei Räumen "abnehme" langsamer auskühlt und somit der Energieverbrauch doch nicht so hoch ist...

Bin verwirrt...

Klar! Man könnte es auch mit elektronischen Reglern regeln lassen an den Heizkörpern in den Räumen, wo ich Wärme brauche. Auf dem Gäste WC, in der Küche, in den Schlafzimmer und im Flur reicht eine manuelle Einstellung vollkommen.

Aber wenn ich mir die Bewertungen der elektronischen Regler ansehe, dann müssen recht häufig die Batterien getauscht werden - oder die Regler gehen eh nach 1-2 Jahren kaputt und müssen erneuert werden. Das mach die ersparte Energie wieder wett, oder?

Außerdem ist es doch egal! Ich stelle im Keller Leistung für 22 Grad Raumtemperatur zur Verfügung. Wenn ich nun diese aber nur zu bestimmten, programmierten Zeiten abnehme, ist es doch Verschwendung, oder? Die Zeitregelung läuft doch Zentral von der Therme. Und was ich so gelesen habe: Die "modernen" manuellen Thermostatköpfe regeln die Temperatur schon ganz gut.

Wieder verwirrt...

.....

Commodore64  26.03.2014, 14:47
@Crady

Je höher die Kesseltemperatur, desto höher die Verluste.

Auch heizen "heiße" Räume die "kalten" durch die Wände mit.

Wärme ist halt Luxus, wenn DU einige Räume sehr warm haben willst, musst Du mehr Gas verbrauchen.

Onki73  26.03.2014, 22:33
@Commodore64

Naja, wenn die Kesseltemperatur gering ist, sind auch die Verluste gering. Geringe Kesseltemperaturen reichen, wenn gleichmässig durchgeheizt wird - wichtig bei Massivwänden, denn diese geben auch in der Nacht über einen langen Zeitraum ihre eingespeicherte Wärme auf hohem Niveau nach aussen ab, unabhängig davon, ob von innen nachgeheizt wird, oder nicht.

Was der Massivwand nun an Wärme fehlt, wird durch Übertemperaturen der Heizanlage (mit entspreched erhöhten Abgasverlusten) am Morgen wieder zugeheizt.

Eine Heizkosteneinsparung ist erst dann zu verzeichnen, wenn die Temperatur der Fassadenoberfläche durch fehlende Heizenergie sinkt, was dann dort die Verluste verringert. Das funktioniert an der Massivfassade mit der enormen Wärmespeicherfähigkeit nicht, deshalb führt die Nachtabsenkung durch die höheren Verluste beim Anheizen zu eine Heizkostenerhöhung.

Nur bei einer großen Fensterfläche, wo durch geringere Raumtemperaturen die Verluste sofort verringert werden, würde sich eine Heizkostenersparnis einstellen. Durch die Temperaturabsenkung kühlen jedoch die inneren Oberflächen der Aussenwände aus, was die Kondensat- und Schimmelgefahr steigen lässt.

Durch Befeuchtung der Wand sinkt der Dämmwert und die Heizkosten steigen wieder.

Also gleichmäßig durchheizen auf möglichst geringem Temperaturniveau.

Commodore64  27.03.2014, 11:07
@Onki73

Allein die Fenster bringen eine Erspaarnis bei der Absenkung. Hinzu kommen noch unbeheizte Treppenhäuser (besonders über undichte, nicht isolierte Wohnungstür) und nicht zu vergessen die Bodenflächen über unbeheizten Kellerräumen.

Ich habe "Meterdicke" Außenwände aus Ziegel, selbst hier bringt die Nachtabsenkung was, wenn auch nicht wie angesprochen stark über die Außenwand. Das "irre" ist hier, dass wenn man die außen isolieren würde, würde man viel Geld in der Übergangszeit (Frühling/Herbst und neuderdings laue Winter) verlieren, denn dann wird verhindert, dass die Sonne die Wände wärmen kann und die Heizung muß alles übernehmen.

Hier habe ich lieber Geld in ein "hypermodernes" Brennwertgerät gesteckt statt in Isolation. Wärend die Isolierung im allertiefsten Winter höchstens 60% bringt, die meiste Zeit eher 20% bringt das Brennwertgerät nahezu konstant 40% Ersparnis und mir hilft die Sonne in der Übergangszeit.

Bei der Nachtabsenkung im Massivbau besteht die Gefahr des Auffeuchtens der Wände, was mit Dämmwertverlust und nachfolgend höheren Heizkosten einhergeht.

Im Moment der Wiederanheizens wird die Raumluft schnell durch den Heizkörper erwärmt und kann wieder viel Feuchte aufnehmen und transportieren. Die thermisch trägen, da wärmespeichernden Wände folgen der Temperaturerhöhung der Raumluft zeitlich stark verzögert. Hier kann nun die schon warme Raumluft Feuchtigkeit an der noch kühlen Wand (vorrangig in den Ecken) ablagern. Cammerer hat schon vor Jahrzehnten festgestellt, dass 4% Feuchte an der Ziegelwand den Dämmwert um 50% mindert, bei 10% Feuchte ist der Dämmwert bereits um 77% verringert.

Auch wird häufig das Argument gebracht, dass das Wiederanheizen mehr Energie benötigt, als das gleichmäßige Durchheizen erfordert.

Eine Einsparung an Heizenergie fängt auch erst da an, wo die Heizenergie das Haus verlässt. Das ist an der Fassade, bzw. an der äußeren Fensterscheibe.

Da massive Wände durch ihr enormes Wärmespeichervermögen mehrere Tage brauchen, um die eingespeicherte Heizenergie nach außen abzugeben, wird die Nachtabsenkung hier nichts bringen. Die Wärme wird in der Nacht weiterhin fleißig von der Wand nach außen abgestrahlt/abgegeben und muss am Morgen in vollem Umfang in die Wand nachgeführt werden.

Zu gut deutsch: Es ist der Wand wurscht, ob von innen über Nacht die Heizwärme nachgeführt wird oder nicht, sie strahlt trotzdem aussen fleißig weiter auf gleich hohem Niveau die enorme Wärmemenge ab, die sie eingespeichert hat. Erst wenn sich durch die von innen fehlende Heizenergie die äußere Temperatur an der Fassade vermindert, dann setzt der Einspareffekt ein. Bei der massiven Wand ist jedoch innerhalb von 12 Stunden damit überhaupt nicht zu rechnen.

Hier würde sich erst die Absenkung der Temperatur über einen Zeitraum von einigen Tagen (zwei - fünf Tage, je nach Wandstärke und Wärmespeicherfähigkeit) positiv auf die Heizkosten auswirken.

Lediglich bei großen Fensterflächen (Ladenwohnung), wo schnell mit einer Auskühlung zu rechnen ist (auch Leichtbauweise) wird die Nachtabsenkung spürber zur Heizkosteneinsparung beitragen.

Die Nachtabsenkung tut ja genau das, damit die Heizung morgens nicht wieder komplett aufheizen muss. Meiner Meinung nach ist, tagsüber alle Räume die Gebraucht werden voll (Thermostat Stufe 3) Heizen und die umliegenden Räume, die nicht so genutzt werden teilweise (Thermostat Stufe 1-2) Heizen und nachts alles in die Nachtabsenkung. Wenn du dich nicht an die Reglung dran traust, empfehle ich doch einen Heizungsmonteur herzuholen, das ganze ist schnell eingestellt und wird dann auch nicht so teuer. Mein Tipp noch, auf jeden Fall neue Thermostatköpfe, die bei bestimmten Temperaturen automatisch zufahren, denn das tuen die alten kleinen Köpfe noch nicht -geh ich bei deiner Beschreibung mal von aus-.

Da scheiden sich die Geister. Ich persönlich dreh die Heizung nachts runter. Aber es kühlt höchsten 2° ab. Morgends mache ich die Heizung wieder an. Ich würde den Kessel laufen lassen und zwar durchgängig und die Heizkörper in deinen Räumen ein bissle drosseln.