Der Mensch hat keinen freien Willen?
Hallo liebe Community
Ich habe das Buch "Leibniz war kein Butterkeks" von Micheal Schmidt-Salomon gelesen, in dem er die Auffassung vertritt, dass der Mensch keinen freien Willen hat, sondern sich immer für die Alternative entscheiden muss, die ihm aufgrund seiner genetischen Anlagen und seiner persönlichen Erfahrungen als das größere Wohl bzw. geringere Übel erscheint. Dem Autor zu Folge gibt es "Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keinen vernünftigen Zweifel" an dieser Theorie. Die "Willensfreiheit" sei nur eine Illusion, die uns von unserem Gehirn vorgespielt wird..
Na ja, Schmidt-Salomon hat diese Theorie sehr anschaulich dargestellt und obwohl er meint, dass es eben keinen Zweifel mehr daran geben könnte, scheint diese scheinbare Tatsache noch nicht wirklich Einzug in das Allgemeinwissen und das Selbstverständnis der Menschen gehalten zu haben, oder? Außerdem funktioniert unser Strafgesetzt doch nach dem Prinzip: "Du hast die frei und im völligen Bewusstsein der Rechtswidrigkeit deines Verhaltens dennoch dafür entschieden ..." Frei. Aber es kann doch nicht wirklich von frei eine Rede sein, wenn ich von dem blumenkopfähnlichen Ding in meinem Kopf gesteuert werde, dass wiederrum auf meine Erfahrungen und meine genetischen Anlagen zurück greift. Hätte das dann nicht zur Folge, dass die Menschen die in unseren Gefängnissen sitzt nur aufgrund ihrer Erfahrungen und genetischen Anlagen (für die sie schließlich nichts können) verurteilt wurden?
Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, dass es sehrwohl Gegenargumente gibt, die in dem Buch aber mehr oder weniger "unterschlagen" werden.
Was meint ihr? Habt ihr schon von dieser Theorie gehört? Und worauf stützen sich ihre Gegner? Ich weiß leider nicht den Namen der Theorie sonst hätte ich googeln können ... Vielen Dank schon mal für Antworten :)
Liebe/r Penelope012,
Deine Frage ist in einem Grenzbereich zwischen Ratsuche und Diskussionsfrage. Bitte achte in Zukunft darauf, noch deutlicher zu machen, welchen Rat Du suchst!
Herzliche Grüsse
Amelie vom gutefrage.net-Support
4 Antworten
Einen freien Willen gibt es nicht, wie der besagte Herr von sich gab, sonst wuerdest du ausserhalb der Schoepfung existieren und das ist nicht moeglich. Es gibt nur die Absolutheit und sonst gibt es nichts. Wir sind Teil des Ganzen und alle miteinander verwoben bzw. verstrickt. Wie willst du dort ausserhalb wirken, du muesstest dich entheben von dem was ist. Aber es ist ja schon da, was willst du dann noch machen koennen. Wenn alles immer schon da ist, im gegenwaertigen Moment? Es hat mit Theorie oder Diskussionen nicht zu tun. Was ist - das ist. Das ist alles. Kein Platz fuer Wille. Der Wille ist nur eine Illusion, in Wirklichkeit kommt ein Impuls (woher auch immer) und den folgst du und nacher versuchst du ihn vor dir selbst zu begruenden. Du folgst nun diesen Impulsen und dein Bewusstsein schaut sich das an, macht Erfahrungen. Erst spaeter meldet sich dein Ego und faengt an Dinge einzuordnen, zu benennen und klein zu reden usw. Viel Spass!
Da du von der Schöpfung sprichst, darf ich annehmen, das du Christ bist? Ist der freie Willen nicht ein Grundpfeiler des Christentums (Sündenfall) ect?
Ausnahmsweise spielt auch einmal ein so philosophisches thema in den naturwissenschaften eine rolle. Zu beginn des letzten jahrhunderts diskutierten viele quantenphysiker über einen möglichen determinismus, der unser gesamtes zukünftiges Handeln vorausbestimmt. Der deteminismus konnte schließlich durch schrödingers differentialgleichungen wideregt werden Verlasse ich jedoch die natrwissenscaftliche berachtung, so werde ich trotzdem nicht umhin können auf orwells roman 1984 zu verweisen. Der autor erschafft hier eine welt, on der uter anderem durch eine abgeflachte sprache jegliches freie, kritsche oder problemorenterte denen verhindert wird LG dwayne "the rock" T-REX
Über den Zusammenhang zwischen Willensfreiheit und Genetik handelt auch dieser folgende sehr streitbare Beitrag, der dich sicher interessieren dürfte: http://web.archive.org/web/20050216192423/http://ngfg.com/texte/ae020.htm
Du hast zwar die hilfreichste Antwort bereits gekrönt, und an die komme ich bestimmt auch nicht heran, deshalb werfe ich jetzt einfach noch einen kleinen Gedankenanstoss in die Runde: In der heutigen Hirn- und sonstigen Forschung ist es zu einem Trend geworden, die genetischen Veranlagerungen des Menschen bzw. sein Gehirn klar vom Menschen an sich zu trennen. Aber was bin ich denn, wenn nicht meine Veranlagerung und mein Gehirn, angereichert mit meinen Erfahrungen? Den Körper vom Innern eines Menschen so klar abzugrenzen und dann quasi den Menschen als Sklave seines Körpers hinzustellen, der keinen freien Willen hat, scheint mir das Ganze viel zu einfach zu machen.
Solange die Wissenschaft keinen eindeutigen Beweis für die Existenz einer nicht-stofflichen Seele gefunden hat, bin ich mein Körper, mein Gehirn, meine genetischen Veranlagerungen. Das wiederum bedeutet - wenn man die Theorie von Schmidt-Salomon anwendet - dass ich mich selbst dementiere, also dass ich mir meinen freien Willen selbst stehle.
Also: Wenn ich meine Erfahrungen, mein Gehirn und meine Veranlagerungen bin, wer sonst soll dann einen freien Willen haben als ich selbst? Wenn man das Ganze von der Seite betrachtet, versandet Schmidt-Salomons These irgendwo zwischen einem Glauben an ein Selbst, welches über allem Stofflichen steht, und einer (wie du selbst sagst) einseitigen Argumentation.
Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen oder dich zumindest noch mal zum Nachdenken anregen :)
Alles Liebe, Wolke
PS: Da ich die hilfreichste Antwort bisher zugegebenermassen noch nicht durchgelesen habe, kann ich nicht ausschliessen, dass sie dieses Argument auch schon ins Feld führt. Wenn ja, dann tut es mir Leid fürs Wiederholen :)
Entschuldige fürs erst-jetzt-Antworten ;) Nein, ich habe das Buch selbst nicht gelesen, allerdings bin ich schon häufiger auf Standpunkte dieser Art gestossen und natürlich auf Gegenargumente dazu.
Also: Wenn ich das richtig verstanden habe, behauptet er in diesem Zitat, es gäbe rational betrachtet kein Selbst, sondern nur das Gehirn. Dem würde ich zwar nicht uneingeschränkt zustimmen, allerdings denke ich auch nicht, dass es mein Argument wirklich wiederlegt. Dieses nochmal zusammengefasst: Da es keinen Beweis für die in der Religion anerkannte Seele gibt, glaube ich nicht, dass es in uns etwas Nicht-Stoffliches hat, was uns zu dem Menschen macht, der wir sind. Allerdings komme ich bei genauem Hinterfragen doch zu dem Schluss, dass es ein Selbst gibt - Dazu kann ich nur Déscartes zitieren: "Ich denke, also bin ich." Folglich muss dieses Selbst im Gehirn stecken, bzw., präziser ausgedrückt, das Gehirn sein. Das wiederum macht Schmidt-Salomons Theorie (der Einfachheit halber sage ich das so, auch wenn er eigentlich vielmehr ein Anhänger ist^^) schlicht überflüssig. Das "Gehirn, die Erfahrungen und die Veranlagerungen" ist mein "Ich" - Es gibt also keine Trennlinie zwischen beidem, also macht es auch keinen Sinn, von einer Versklavung des einen durch das andere zu sprechen!
An dieser Stelle zitiere ich dich:
Wie gesagt, mir gefällt die Darstellung von Michael-Schmidt nicht besonders, sie impliziert meiner Meinung nach, dass wir alle nicht mehr und nicht weniger sind als unsere Körper (bzw. unser Gehirn), die durch das Leben treiben und dabei von Windböen namens "genetische Veranlagung" und "persönliche Erfahrung" hin und her geworfen werden.
Dass wir nicht mehr und nicht weniger sind als unser Gehirn und seine Erfahrungen, dem würde ich zustimmen. Allerdings bedeutet das ja nicht, dass wir "von Windböen" hin und hergeworfen werden! Unser Gehrin ist sehr vielschichtig und in keinem Sinn eine einfache Maschine oder ein Computer, was also ist schlimm daran, dass das unser Selbst IST? Dass das Ich eine stoffliche Basis hat, muss ja überhaupt nicht heissen, dass wir weniger Persönlichkeit haben, nicht frei handeln können, weniger komplexe Menschen sind.
Sehre interessant, ja! Danke dafür :)
Liebe Grüsse, Wolke
Hi Wolke, danke für deine Antwort :) Zuerst muss ich klarstellen, dass es sich bei der Theorie, nicht um Schmidt-Salomons Erfindung handelt, sondern dass er lediglich ein Anhänger davon ist (vielleicht hast du das auch so gemeint, ich wollte es nur noch mal dazu sagen). Ich sitze gerade mit dem Buch vor dem Computer und suche in dem Buch nach einer Art "Stellungnahme" des Autors zu deinen Einwenden (oder hast du das Buch ohnehin schon gelesen?). Möglicherweise kann man deine Meinung so zusammenfassen: Du meinst, dass auch, wenn du deine Entscheidungen aufgrund bestimmter Faktoren und Einflüsse triffst, bist das immer noch du selbst der diese Entscheidungen triffst und nicht dein Gehirn, dass berechnend wie eine Maschine Für und Wider abwägt (stimmt so?). Ich glaube Schmidt-Salomon widerspricht dir da ;)
Inwiefern es wissenschaftliche Beweise für diese Behauptung gibt, lässt sich meiner Meinung nach in dem Buch nicht ganz nachvollziehen. Es wird nur auf ein Beispiel verwiesen, das der "unglaublich lachenden Mrs. K.". Die Schlüsse, die ich persönlich daraus ziehen würde, wäre eher, dass Menschen dazu neigen (und möglicherweise ist diese Neigung auch irgendwie biologisch erklärbar), unsere Handlungen zu begründen. Mrs. K. hätte auch einfach sagen können, sie weiß nicht, warum sie lacht; dass sie das nicht getan hat, scheint mir nicht Grund genug zu sein, um von einem "nicht-existierenden Selbst" auszugehen. Möglicherweise gibt es noch mehr Beweise oder Indizien, das Buch selbst nennt jedenfalls keine weiteren.
Wie gesagt, mir gefällt die Darstellung von Michael-Schmidt nicht besonders, sie impliziert meiner Meinung nach, dass wir alle nicht mehr und nicht weniger sind als unsere Körper (bzw. unser Gehirn), die durch das Leben treiben und dabei von Windböen namens "genetische Veranlagung" und "persönliche Erfahrung" hin und her geworfen werden.
Es ist jedenfalls eine interessante Diskussion :)
Liebe Grüße, Penelope012