Alltag eines Obdachlosen

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Aufstehen: Obdachlose die im Freien übernachten, stehen in der Regel früh auf, da man dann bei der Bodenkälte eh nicht schlafen kann.

Man kann dann bereits damit beginnen, durch Pfandflaschen sammeln etwas Geld zu machen, oder nach geeigneten Plätzen zum Schnorren suchen.

Morgenschnorren: Morgendliche Pendler an Bahnhöfen geben mal Geld ab, dass sie vom Automaten zurückbekommen. Mag allerdings nicht jeder, zu viel Stress.

Waschen: Wenn man eh die Absicht hat zum Bahnhof zu gehen und etwas Geld dabei hat,, kann man einen der dortigen Waschräume nutzen, die teilweise sogar Duschmöglichkeiten bieten und man sich dort rasieren kann (Stichwort: Einwegrasierer).

Vormittagsschlaf Ist man sauber, oder hat seine erste Schnorrerrunde gemacht, dann sind jetzt die meisten Leute bei der Arbeit und es gibt eh keine große Aussicht auf Erfolg.

Man kann sich hinlegen.

Deshalb ist auch nicht jeder Obdachlose, den man irgendwo liegen sieht, betrunken oder stoned - sie holen stattdessen in der Wärme den Schlaf nach, den sie durch das kältebedingte Frühaufstehen verpasst haben.

Mittagessen: Jetzt bei der Mittagspause in vielen Betrieben gehen die Leute an Imbissbuden, in Straßenlokale usw.

Entweder man schnorrt jetzt, allerdings besser nicht bei Lokalgästen im Freien, das kann Ärger mit dem Wirt geben. Stattdessen wartet man, bis die Leute wieder zur Arbeit gehen.

Da lassen die gestressten dann halbvolle Cola-Dosen, oder Hamburger auf Servierwagen im Freien zurück, oder werfen halb gegessene Pommes oder Döner in den Müll - da hat man was zum Mittag.

Manche gehen auch zu den Tafeln, Suppenküche o.ä.

Mittag/Nachmittag: Man kann jetzt nachdem alle gegessen haben, nochmal Flaschen sammeln gehen, immerhin haben die Leute ja auch getrunken, schnorren o.ä.

Je nach Finanzstand kann man auch etwas einkaufen.

Manche Händler die Vormittags an Markständen verkaufen, sind am zusammenpacken - da kann man versuchen Reste zu schnorren, die nicht mehr verkauft werden.

Außerdem kann man schauen, wo es Pappe von Kartons, oder zumindest Zeitungen gibt

Abend: Schon am Nachmittag kann man ausbaldowern, wo man übernachten könnte. Manche Obdachlose schlafen aus Prinzip nicht in Heimen, weil sie Angst vor Taschendieben haben.

Wenn die Pendler alle von der Arbeit kommen, kann man die nochmal anschnorren.

Wenn man dann schlafen will sucht man sich eher einen windgeschützten trockenen Ort. der möglichst sicher ist (weg von der Drogenszene usw)

Wenn man genug Karton und Papier hat, kann man das jetzt auslegen - die Pappe wirkt gut wärmeisolierend und der Boden ist nicht nur weniger hart - man liegt auch wärmer. Doof wenns regnet.

Das ist jetzt natürlich nur zusammengefasst und nicht jeder Alltag sieht gleich aus - das hängt von der Stadt ab, den Händlern, den Gelegenheiten, ob man ein Alkoholproblem hat usw.

hellobibs1 
Fragesteller
 13.05.2014, 15:05

Vielen dank für diese hilfreiche Antwort

Enzylexikon  13.05.2014, 15:16
@hellobibs1

keine Ursache, gern geschehen. :-)

Enzylexikon  13.05.2014, 22:04
@hellobibs1

Vielen Dank für den Stern. :-)

Viele Obdachlose sind auch krank - sie müssten erst mal gesund werden, um überhaupt arbeitsfähig zu sein. Damit meine ich nicht nur Alkoholkrankheit und ihre Folgekrankheiten, sondern viele von Ihnen haben z. B. chronische Wunden, Hauterkrankungen. Da diese Menschen nicht krankenversichert sind, haben sie höchstens die Chance, mal bei einer medizinischen Einrichtung für Obdachlose, die auf Spenden und ehrenamtlicher Arbeit von ärzten beruht, behandelt zu werden. Eine richtige Versorgung bis zur Gesundung oder Herstellung von Arbeitsfähigkeit ist dort aber auch nicht drin.

Arbeit bekommen sie vielleicht nicht weil viele nicht so gut gebildet sind und die Arbeitsgeber dann halt andere die sie besser fanden nehmen.

Also, eine Arbeit bekommen sie nicht, weil man dafür einen festen Wohnsitz nachweisen muss. Es ist ein Teufelskreis.

hellobibs1 
Fragesteller
 12.05.2014, 21:14

Oh nein, dann haben sie ja garkeine chance Geld zu verdienen (außer betteln,Flascehn sammeln ...)

roadrunner1950  12.05.2014, 22:46

Doch schon Tagesjobs, Stundenlanges warten auf dem Arbeitsamt