Steigende Forderungen gegenüber Gesellschaftern. Ein schlechtes Zeichen?

2 Antworten

Erst einmal benötigt man ein berechtigtes Interesse um im Bundesanzeiger die Bilanzen zu nutzen. Auch für Unternehmen und deren Gesellschafter gelten solche Dinge wie Privatsphäre und Datenschutz.

Diese 2 Mio. Euro sagen auch nicht viel aus. Natürlich ist mit dem Abfluss dieses Geldes die Manövrierfähigkeit des Unternehmens gesunken. Natürlich kann auch die Bonität gelitten haben.

Aber es muss so isoliert auch gar nichts bedeuten. Weil die Geschäfte sich anders entwickelt haben als geplant, war dieses Geld in der Liquiditätsplanung nicht mehr nötig.

Welche andere Bilanzposition wurde belastet?

Klar, wenn die Gesellschaft auf die Suche nach Fremdkapital geht, dann wird man als Kreditgeber darauf dringen, dass solche Darlehen in Zukunft unterbleiben. Je nach Kapitalbedarf wird auf eine Rückführung des Darlehens bestanden.

Eigentlich ist nicht einmal die Frage erlaubt: Aber was haben GesellschafterInnen mit dem Darlehen veranstaltet? Ist das in den drei Jahren für den laufenden Lebensunterhalt drauf gegangen oder hat man andernorts eine andere Rendite erzielen können? Wieso hat man diese Gewinnmöglichkeit dann der Gesellschaft nicht gelassen?

Dein Hinweis auf den Umsatz sagt kaum etwas. Dazu kommt, dass bestimmte Werte nur konsolidiert werden brauchen. Da kann unter Umständen auch nur der Rohgewinn stehen und vorne steht betriebliche Leistung.

Die Bilanzanalyse ist eine Vorbereitung für Geschäftsführer/Vorstände/Anleger/Gesellschafter/Banken/Lieferanten/Kunden usw. auf kommende Geschäfte. Manches Risiko wird auch nur in bestimmten Konstellationen deutlich.

Eine Analyse bezieht sich nicht einmal auf einzelne Kennziffern. Nicht einmal Teile der Analyse. Klar ist die Eigenkapitalrentabilität interessant. Aber auch die des Umsatzes und die der erhaltenen Darlehen.

Die Liquidität ist nicht nur in der ersten oder der dritten Ordnung interessant.

Erst durch eine sinnvolle Auswahl der Kennzahlen kann man überhaupt Fragen zu der Geschäftstätigkeit entwickeln. Ein klarer Anscheinsbeweis? Man würde gar nicht so viel Zahlen veröffentlichen, wenn Eigenkapital und Umsatz ausreichen würden. Das hätte man historisch schon aufgegeben.

Auf die Frage zurück - wieso hat man keine Ausschüttungen beschlossen, sondern Darlehn gewährt? Wollte man eigentlich ausschütten und hätte dabei die Bilanz geschwächt? Oder wollte man kurzfristig Geld auch ohne Aufsehen zu erregen in das Unternehmen zurück geben können? Oder brauchte jemand privat Geld und das Unternehmen war noch gar nicht so weit? Hat man vielleicht das eingelegt Kapital dem Unternehmen doch nicht so ganz zur freien Verfügung überlassen?

Zusammenfassend: Aus Deinen Erkenntnissen kannst Du somit die Grundlagen für einen Wirtschaftskrimi mit Mord ziehen oder Du hast trotzdem mit einem vom Grund her soliden Unternehmen zu tun.

Wobei immer der Grundsatz gilt: Abfließendes Geld ist schlecht. Zufließendes Geld ist gut. Wenn aber kein Geld zu GesellschafterInnen fließt, warum machen die das eigentlich?

Ich hoffe, dass Du aus meinem Kommentar auch sehen kannst, dass die zusätzlichen gewählten und veröffentlichten Inhalte im Kommentar bei wfwbinder nichts über das Unternehmen sagen. Du kannst nicht einmal sagen ob es eine Einheitsbilanz ist oder nicht...

Verrate mal wieso Du diese Bilanz versuchst zu verstehen, vielleicht kann man dann auch noch genauer auf etwas eingehen.

alexd91 
Fragesteller
 21.09.2015, 20:18

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Es handelt sich um einen potentiellen Arbeitgeber (bin Absolvent). Ich informiere mich gerne vorher, aber leider reichten meine BWL Anteile in meinem Winfo Studium nicht aus, um Bilanzen so genau zu bewerten. Neugierig hat mich die Art des GF gemacht: Teure Uhren, Luxus Autos (z. B. RR) etc. Bei ca. 20 Angestellten hat mich dies etwas verwundert.

Dirk-D. Hansmann  22.09.2015, 05:04
@alexd91

Oh Mann Ihr Studenten. Da hast Du doch alles was Du brauchst zur Bewertung und versucht noch eine Geheimwissenschaft zu finden. Findung durch nebulöses reingeheimnissen... Dabei ist jede Analyse eine Verbindung zwischen zwei Punkten. Und die Beste der Analysen ist die Gerade.

Was von den dicken Sachen könnte in Bilanz oder GuV auftauchen?

Leasing oder Betriebsvermögen? Billig gebraucht gekauft?

Was sagt der Gewinnvortrag zum Lebensstil? Passen die Größenordnungen oder passen diese nicht?

Sind die Gesellschaftergeschäftsführer-Gehälter [GF-Gehälter] extra ausgewiesen?

Normaler Weise ist es unzulässig, dass eine GmbH den Gesellschaftern Darlehen gewährt, wenn die aus dem Stammkapital sind.

Man müsste also die Bilanz des Unternehmens kennen.

Wenn die Forderungen des Unternehmens höher sind als das Eigenkapital dann wird es kriminell.

Sonst heißt es nur, dass der Gesellschafter Geld aus der Gesellschaft gezogen hat, ohne es versteuern zu wollen.

alexd91 
Fragesteller
 20.09.2015, 21:22

Danke!

Also ein paar mehr Infos (Ich habe die Angaben gerundet):

1.1.2013 - 31.12.2013

Der Betrag der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände gegenüber Gesellschaftern beträgt 1,9 Mio. EUR.

1.1.2012 - 31.12.2012

Der Betrag der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände gegenüber Gesellschaftern beträgt 1,3 Mio. EUR.


                                                  2013              2012

A. Eigenkapital                             150.000     155.000

      I. gezeichnetes Kapital           100.000     100.000

      II. Gewinnvortrag                      55.000       40.000

      III. Jahresfehlbetrag                   4.500     -14.000


Wie sieht das deiner Meinung nach aus?


Helmuthk  20.09.2015, 21:59
@alexd91

Deine Zahlen können nicht stimmen.2012: Gewinnvortrag 40.000,00 €, Jahresfehlbetrag 14.000,00 €.

Daraus ergibt sich im Jahresabschluss 2013 ein Gewinnvortrag von (40.000 ./.14.000) 26.000,00 €.

Daher stimmt die Summe Eigenkapital 2012 nicht. Die Summe müsste 126.000,00 € sein.

Der Gewinnvortrag von 55.000,00 € kann daher rechnerisch nicht richtig sein.

Du solltest die Zahlen noch einmal durchgehen und möglicherweise korrigieren.

alexd91 
Fragesteller
 20.09.2015, 22:03
@Helmuthk

A. Eigenkapital 148.867,41 153.404,70

I. gezeichnetes Kapital 100.000,00 100.000,00

II. Gewinnvortrag 53.404,70 39.293,51

III. Jahresfehlbetrag 4.537,29 -14.111,19


Ich habe im vorherigen Posting gerundet, damit man die Zahlen schneller auffassen kann. Kannst du evt. meine Frage aus der Fragestellung beantworten? :)


wfwbinder  21.09.2015, 06:52
@alexd91

Leider nur das Kapital und nicht die Bilanz. Also Bilanzsumme, Umlaufvermögen, Anlagevermögen, Verbindlichkeiten.

Aber vermutlich wird ja ein großer Teil der Aktiven wohl die Forderung an Gesellschafter sein.

Ausserdem gibt es keine "sonstigen VErmögensgegenstände gegenüber Gesellschaftern" sondern es muss heißen "Forderungen gegenüber Gesellschaftern und sonstige Vermögensgegenstände." Wenn das also ein Posten ist, dann kennst Du ja gar nicht den Anteil der Forderungen an Gesellschafter in diesem Posten.

alexd91 
Fragesteller
 21.09.2015, 20:05
@wfwbinder

Also zu den Bennenungen:

Ich habe alles 1:1 aus der Bilanz kopiert. Wenn Aussagen falsch sind, dann wurde es in der Bilanz falsch genannt.