Moralentwicklung im Nationalsozialismus nach Kohlberg

1 Antwort

Ich habe das mal vor etlichen Semestern in der Universität behandelt und glaube es verhält sich wie folgt:

Die dritte Stufe der Moralentwicklung zu erreichen fällt vielen Menschen schon gar nicht so leicht. Sie verharren oft in der zweiten Stufe.

In dieser zweiten Stufe erkennen Menschen nach Kohlberg Autoritätspersonen und Gesetze vollkommen an bzw. haben auch oft die geltende gesellschaftenlichen Normen verinnerlicht. Oft fühlen sie auch einen sozialen Druck (Schuldgefühle), wenn sie sich nicht konform verhalten. Das hat auch mit Gruppendynamiken (Eigen- und Fremdgruppe) zu tun und noch ein paar anderen historischen Aspekten, bla bla bla.

Passt auch hervoragend zu der autoritär geprägten Pädagogik dieser Zeit. Schau hier auch mal noch nach, welche Auswirkungen ein autokratischer Erziehungsstil hat ;)

Ich stelle mir vor, dass Menschen, die im Dritten Reich in der Stufe zwei nach Kohlberg waren, das was mit den Juden passiert ist bzw. den Krieg gut fanden, nich t zuletzt auch durch die damalige Propagandaschlacht.

Die dritte Stufe der Moralentwicklung nach Kohlberg orientiert sich nach höheren ,ethischen Prinzipien, wie dem Kategorischen Imperativ nach Kant.

Hier "werden erstmals gesellschaftliche Regeln infrage gestellt, das heißt, dass Regeln erst nach einer kritischen Prüfung teilweise und ganz akzeptiert werden." (Wikipedia:.wikipedia.org/wiki/Lawrence_Kohlberg, Stand: 19.12.11)

Wie wenige Menschen das System damals in Frage gestellt haben (und wie schwierig das auch für viele Menschen zu sein scheint) weiß man ja, sonste wäre das wohl nicht so weit gekommen. Als positives Beispiel würde ich hier die Geschwister Scholl bzw. die Weiße Rose nennen.

Daneben bezieht diese Stufe auch die Diskursethik mit ein, was meint:

"Konflikte sollen argumentativ unter (zumindest gedanklicher) Einbeziehung aller Beteiligten gelöst werden." (Wikipedia:.wikipedia.org/wiki/Stufentheoriedesmoralischen_Verhaltens. Stand: 19.12.11).

Also Krieg gehört nicht gerade zur Diskursethik, genauso wenig wie der Genozid.

Ich hoffe, das hilft^^

fabianxd 
Fragesteller
 20.12.2011, 12:56

Ja, das ist auf jeden Fall schon mal richtig! Vielen Dank für die ausführliche Antowrt:)

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