Mein freund vermisst seinen Sohn so schrecklich, wie kann ich ihm helfen?

1 Antwort

Hallo,

als mein Sohn ein Jahr alt war, ging meine Beziehung in die Brüche und ich blieb dort in der Nähe, um ihn regelmäßig (mehrfach pro Woche) sehen zu können. Doch schon nach nicht mal zwei Monaten merkte ich, wie unwohl ich mich in der Region meines Studiums jetzt fühlte und der Ruf der Heimat war sehr stark. Dann machte ich mir bewusst, welche Einbußen ich ihm zuliebe gerade machte und, dass er niemals in der Lage wäre, diese auszugleichen, dass es auch ungerecht ihm gegenüber wäre, wenn ich weiter dort bliebe, da ich ihm einen emotionalen "Kredit" aufbürden würde, den er nicht "zurückzahlen" könnte.

Langer Rede, kurzer Sinn, ich lebe seit seinem 2. Geburtstag 650Km entfernt von ihm. Dass ich ihn seltener sehen würde, war mir bewusst, in den ersten Jahren nach dem Umzug (bis er ca. 5 war) fuhr ich konsequent jedes zweite Wochenende zu ihm (ich kenne die A3 zwischen Regensburg und Düsseldorf inzwischen sehr gut, bin aber auch ein Jahr lang mit dem Zug gefahren). Als seine Mutter in einer neuen Beziehung war und nicht wollte, dass ich die Zeit im Haus verbringe, war es sehr schwer, weil wir uns nur bei Unternehmungen sehen konnten, bis ich mir ein WG-Zimmer in der Nähe anmietete, in dem wir auch zu Hause sein konnten.

Nachdem ich in der Heimat heiratete wollten wir ihn, gegen den Willen der Mutter, zu uns holen. Ich hatte mich in diesem Verfahren zu mehr Engagement hinreißen lassen, als mir wohl war wodurch das Verfahren das Verhältnis zwischen mir und meinem Sohn sehr gestört hatte. Dies änderte sich auch nicht, als ich den Antrag auf alleiniges Aufenthaltsbestimmungsrecht zurückgezogen hatte.

Er wollte lange Zeit nicht mit mir sprechen (wobei sich später herausstellte, dass er Telefongespräche hasst, denn er mag noch immer nicht mit mir telefonieren, obwohl wir uns öfter sehen und er ab und zu bei mir ist) und wir hatten über ein Jahr keinen Kontakt. Ich hatte oft über eine Stunde mit seiner Mutter telefoniert und wir konnten entspannt über alle möglichen Themen reden, er verweigerte jedoch das Gespräch. Dies ging so lange, bis ich beschloss auf gut Glück einfach mal die lange Fahrt zu unternehmen und eine vergebliche Fahrt von 1300 Km zu riskieren. Beim letzten Versuch mit ihm zu telefonieren klappte das Gespräch und ich wusste, dass meine baldige nächste Fahrt nicht vergebens sein sollte.

Mit viel Geduld besserte sich unser Verhältnis (die Scheidung von der neuen Frau könnte sehr hilfreich gewesen sein) und so kommt er jetzt auch in den Ferien mal zu mir (inzwischen ist er 13).

Was hat das alles mit Deinem Freund zu tun?

Die Zeit, wenn die Kinder klein sind, ist unwiederbringlich und viel Mühe wert. Ein Besuch für eine Stunde macht keinen Sinn, aber ein ganzer Tag, oder gar Wochenende sind möglich und sinnvoll.

Auch kleine Kinder entwickeln ein Gefühl für die Regelmäßgkeit, selbst wenn die Besuche 14tägig stattfinden.

Für das Kind ist es weniger wichtig, wie lange der Besuch ist (ob ein Tag oder Wochenende), wichtiger ist die Regelmäßigkeit und, wie sich die Besuche anfühlen.

Der Kontakt und die Beziehung zwischen Vater und Kind halten solch einen Rhythmus aus.

Wenn die Besuche beim Kind oberste Priorität haben (bei mir hatten sie das), dann kommt auch nichts dazwischen. Ich konnte meine Bahntickets drei Monate im Voraus buchen (Supersparpreis für 29€), da ich wusste, dass ich andere Termine in diesen Zeiten ablehnen werde - auch Termine von der Arbeit. Auch meine Frau war in der Priorität hinter meinem Sohn.

Wenn das Kind größer wird, können auch die Abstände größer werden. Das ist jetzt eine wichtige Phase/ein wichtiges Lebensalter.

Ab fünf Jahren bietet die Lufthansa einen Begleitservice für unbegleitete Minderjährige an. Auf diese Weise kam mein Sohn auch des Öfteren zu mir/uns.

Vielleicht könnt ihr den einen oder anderen Besuch auch als Familie unternehmen und gemeinsam in den Ort des Kleinen fahren um dort etwas zu unternehmen.

In meiner Rolle als Pädagoge möchte ich noch meine Einschätzung zum Wechselmodell (je eine oder zwei Wochen bei einem Elternteil) abgeben. Denn da habe ich schon von manchen Familien gehört, bei denen das eine große Belastung für die Kinder war/ist. Gerade wenn die Wohnorte so weit auseinander liegen, dass es keine Berührungspunkte gibt, reißt es die Kleinen jedesmal aus ihrem Umfeld. Sollten sich die Eltern uneinig sein, bzw. übereinander verärgert sein, würde das das Kind nochmal vor eine Zerreißprobe stellen, die durch ein Wechselmodell noch verschärft würde. Ich kenne aber auch Kinder, die gut mit einem Wechselmodell zurechtkommen, aber ich denke, dass nicht jedes Kind dafür geeignet ist.