Ist es in Deutschland möglich, absolut autark zu leben, ohne jedwede, behördliche Abhängigkeit?

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Dann müßte das ganze System umgekrempelt werden und ist zum jetzigen Zeitpunkt jemand dazu in der Lage?? Ironie off

Oft genug ist ja auch festzustellen, daß teilweise Gesetze so schwammig sind, daß immer wieder eine Lücke gefunden wird woran/womit sich der Staat doch zu seinen Gunsten bedienen kann!

Wenn das geschehen ist..kann man über deine Frage evtl. nachdenken. Ich dann ganz bestimmt nicht mehr ;-))

amdros  06.06.2015, 16:12

Danke für's Sternchen

Es werden immer irgendwelche Steuern und Gebühren anfallen, da unter anderem die Infrastruktur (Straßen, Kliniken, Schulen usw, usw.) für alle, auch wenn Du sie wenig oder gar nicht nutzt, in Gang gehalten werden müssen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunalabgaben

user892344 
Fragesteller
 06.06.2015, 14:58

Hallo und danke, aber es geht NICHT um Steuern im Sinne einer Allgemeinheit. Es geht um Eigenständigkeit - denn wenn ich selbst aktiv werde, belaste ich die Allgemeinheit wiederum nicht...

baindl  06.06.2015, 15:30
@user892344

Es geht um Eigenständigkeit - denn wenn ich selbst aktiv werde, belaste ich die Allgemeinheit wiederum nicht...

Eben nicht, denn wenn z.B. Du krank wirst nutzt Du auch die Einrichtungen der Allgemeinheit, die durch Steuern und Gebühren finanziert werden.

Dazu gehören auch die Straßen, die zur Klinik führen und die Du mit bezahlen musst, auch wenn Du sie nicht benutzt. Auch der Strom für das Krankenhaus muss bezahlt werden und man kann nicht den hernehmen, den Du vielleicht produzierst.

Das Gemüse, das Du anbaust wird von gefährlichen, sich rasch ausbreitenden Parasiten befallen. Da hat die Allgemeinheit durchaus ein Interesse dran, dass es sich nicht ausbreitet und schickt jemanden von der zuständigen Behörde.

Usw, usw. Liesse sich nahezu endlos fortsetzen. Du bist und bleibst ein Teil der Allgemeinheit und könntest nur irgendwo in der Wildnis, ohne auch nur den kleinsten Berührungspunkt zu anderen Menschen, autark leben.

Das geht in Deutschland eben nicht.

Deine Frage ist sehr gut, es ist interessant, darüber nachzudenken.

Due hast einerseits recht, je weniger Berührungspunkte Du mit der Gesellschaft hast, desto weniger betreffen Dich die Regeln der Gesellschaft. Wenn Du kein Auto hast, musst Du Dich auch nicht um Führerschein, KfZ-Steuer und Verkehrsregeln kümmern. Wenn Du es schaffst, Dich auf Deinem Grundstück selbst zu versorgen, musst Du Dich nicht an Strom, Wasser etc. anstöpseln.

Aber so ganz kommst Du in einem Land wie Deutschland nicht an Regeln vorbei. Es wird diverse Gesetz und Regeln geben, an die du dich zu halten hast, auch wenn Du noch so autark bist: Steuern, Schulpflicht, Wahlen, Meldebehörde, Umweltschutzbestimmungen etc.

user892344 
Fragesteller
 05.06.2015, 14:38

Danke für Deine konstruktive Antwort. Es geht weniger um Steuern oder ähnliches... auch die SchulPFLICHT ist diskutierbar, einige haben es ja (medial bekannt) knallhart mit allen Konsequenzen durchgezogen - in anderen Ländern geht es ja auch. Und Wahlen? Eine Wahlpflicht besteht in unserem Land nicht... Es geht hier und jetzt um die Frage, ob ich mir eine Art "eigenes Refugium" erschaffen und die Regeln selbst bestimmen darf, solange diese NICHT die Würde, Freiheit und Gesundheit Dritter einschränken, verletzen, beeinträchtigen... 

cool das man mal so eine Frage stellt ^^

Hier in Köln geht es was das betrift seid letztes jahr echt ab, ich selber nehme Wöchentlich an den Bundesweiten Mahnwachen für Frieden teil, habe darüber zwar viele komische Leute kennen gelernt, aber dafür auch äusserst interessante Menschen.

3 Freunde von mir die ich über diese Veranstalltung kennen gelernt habe sind vor 2 Monaten auf eine WOOF tour gefahren (work on a organic farm) um genau diese Technicken zu lernen. Sind echt sehr interessante Ideen dabei.

Auch hier in Köln gibt es die sogenannte Bauwagen Siedlung, hört sich schäbig an, ist es aber nicht. Dort stehen circa 10 Bauwagenhäuse auf einem Platz der so groß ist wie ein Fussballfeld, haubsächlich mit Familien die ihren Kindern in der Stadt ein Autarkes Leben nahe bringen möchten. Dort gibt es ein Großes Anbaufeld wo jede Familie ihre eigene Fläche hat und sich mit Gemüse selbst Versorgen können.

Strom wird Ganz Klassisch per Solar bezogen, und Wasser wird vom Örtlichen Grundwasser abgewzackt oder Regen wird gesammelt. Um die Instandsetztung muss sich jeder selber kümmern (offiziel), aber dort hilf jeder jedem aus.

Ist aufjeden Fall ein echt tolles Projekt dort. :-)

Lieben Gruß aus Köln

MissDeathMetal  06.06.2015, 00:11

Sowas gibt's??? O_o warum gibt's das bei uns nicht?! :O Find ich total klasse, diese Bauwagensiedlung! Davon sollte es auf jeden Fall mehr geben!

user892344 
Fragesteller
 06.06.2015, 17:23

Köln... meine Traumstadt... habe nur 2 Jahre dort gelebt, aber diese Stadt lässt mich nicht mehr los. Es mag kitschig klingen, aber sehe ich den Dom im Fernsehen, kullern die Tränen.

Das Ding mit den "Wagenburgen" und "anderen Lebensformen" ist, dass mir VIELE (nicht ALLE) der Menschen an und für sich eher befremdlich erscheinen. Wie soll ich das ausdrücken? Viele sind wirklich die Klischee-Ökos wie man sie sich vorstellt. 

Auf der einen Seite möchte ich durchaus unabhängiger leben, auf der anderen Seite ist da natürlich auch die Angst. Ich merke, dass es mir ohne PC, ohne Smartphone, ohne TV besser geht - ich bin jemand, der die Dinge teils zu intensiv (fast exzessiv) nutzt wenn sie da sind. Sind sie nicht da: Kann ich sie nicht nutzen (oder "sie mich vereinnahmen").

Nur bin ich auch ein Mensch, der gerne Fleisch isst. Der nicht unbedingt auf alle Güter des alltäglichen Konsumes verzichten möchte. Und viele Menschen in Wagenburgen erschaffen sich auch wiederum ein "System im System" - da gibt es teils "härtere Regeln" als im "Großen Ganzen". Und man lebt irgendwie immer in der potentiellen Gefahr, irgendwann verscheucht zu werden. Man baut sich mit Liebe, Kreativität und viel Einsatz etwas auf - dann kommt der Bagger und reißt es weg.

Man ist mit der Lebensform allenfalls ein geduldeter Teil der Gesellschaft, aber ein oft auch belächelter. Ich glaube, Glück und Einklang zu finden, wirklich loslassen: Ist schwer, sehr schwer. Dabei hätte ich im Moment nicht einmal was, das mich hält - allerdings: Aufgrund gesundheitlicher Umstände auch keinen Job - aber jede Menge Talent. Und da wird es noch schwieriger. Du brauchst einen festen Wohnsitz, Du brauchst dies und das. 

Mich fasziniert und ängstigt das Thema zu gleich... schwere aber interessante Sache... das alles... danke für Deine Antwort...

Du fragst nach Landes- bzw. Kommunalrecht. Da kannst Du dann jeweils nachlesen. Denn, wir sind in D, die Vorschriften sind sehr unterschiedlich. Wenn ich es grob richtig im Kopf habe ist in einigen Bundesländern geregelt dass es sich um Landesrecht handelt welches von den Kommunen dann jeweils im vorgegebenen Rahmen ausgestaltet werden kann. In anderen Bundesländern ist es alleine Angelegenheit der Kommune. Aber lese selbst genau nach. 

Ja. Wagenburgen gibt es einige in diesem Staat. Wie schon angedeutet hängt es von den örtlichen Vorschriften ab. Wenn es keine Änderungen gab besteht z.B. hier in BW prinzipielle Gebührenpflicht. Auch wenn der Nachweis erbracht wird dass keine Kosten verursacht werden. Das Thema wurde hier schon vor Jahrzehnten juristisch ausdiskutiert. Denn beachte: Da wo es Dörfer gibt da gibt es auch Kreativität, Innovation, Bezug zu den natürlichen Regeln dieser Erde... . Also gibt es auch Menschen die ganz natürlich auf solche "Ideen" kommen. Als tatsächliche Idee würde ich es nicht bezeichnen wollen über schonenden Umgang mit Ressourcen nachzudenken. Hier in BW ging es um Abfallentsorgung - die sich tatsächlich vermeiden lässt wenn wir gleichzeitig die Kosten im Gesundheitswesen um manche Prozent senken wollen... - und Gebühren für Brauchwasser. Der Nachweis dass die Teilnahme an diesen Systemen nicht benötigt wird spielte für die Gerichtsentscheidung keine Rolle. Ob es daran lag dass es sich um eine Einzelfamilie handelte kann ich nicht beurteilen. Ich erinnere allerdings dass zeitgleich das Bundesland Hamburg entsprechende Genehmigungen gewährte. 

In Bayern haben einige Gemeinden sich entschlossen sich vollkommen unabhängig von den großen Energieversorgern zu machen. Sie waren dabei juristisch erfolgreich gegenüber der Landesregierung. 

In den eher nordischen Bundesländern ist die Chance durchaus größer sich von solchen Auflagen zu befreien als in den südlichen. Hier im Süden will sich die Mehrheit der BürgerInnen nicht vom Duckmäusertum nach Oben verabschieden, im Norden scheint es diese massive Ausformung nie so stark gegeben zu haben. Du findest nicht nur Wagenburgen in unserem Staat sondern ganze Ortschaften die sich frei von Großkonzernen gemacht haben. Hamburg habe ich als Stadtstaat im Kopf wo es manche besondere Vereinbarung gibt. Da schließt sich ein Viertel zusammen um gemeinsam Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zu nutzen verbunden mit weiteren Energiegewinnungsmöglichkeiten und unterhält auch noch ein öffentliches Schwimmbad. Da senkt eine Wohngemeinschaft die Müllgebühren weil sie nachweisen dass sie gemeinsam ressourcenschonend konsumieren. Und so weiter und so fort. Abwasser wird in einen Teich geleitet der umgeben ist von speziellem Schilf welches aus Abwasser wieder Trinkwasser macht. 

Im Grunde brauchst Du nur recherchieren. Dann wirst Du auf viele Informationen stoßen. Hier und da berichtete der Deutschlandfunk über entsprechende Projekte. Aber frage mich jetzt nicht unter welchem Unterthema von Umweltschutz. 

Dann gibt es noch weitere sogenannte Initiativen, andere Lebensweisen. So gibt es ein Projekt wo überzählige Lebensmittel abgegeben werden können. Andere Menschen versuchen erfolgreich sich ausschließlich von sogenannten Abfällen zu ernähren, kleiden, einzurichten. Im Norden unseres Staates fing dann die Gegenmaßnahme an dass der Sperrmüll nur noch auf Abruf abgeholt wird. Nun werden also neuwertige Möbel auf den Müll geworfen anstatt sie weiter nutzen zu können. Großunternehmen die sich auf die Entsorgung spezialisiert haben können so weiter in unsere Taschen greifen obwohl schon vor Jahrzehnten der Nachweis erbracht wurde dass die Gebühren viel zu hoch sind, die Belastung der Umwelt schlicht als unverantwortlich und lebensfeindlich bezeichnet werden muss. 

Die ganze Thematik ist eine Frage des Bewusstseins. Wenn ich hier wo ich jetzt wohne auf unsere Abfallcontainer schaue dann denke ich häufiger daran dass wir vor Jahrzehnten nur einen kleinen Bruchteil an Abfall produzierten aber dafür leckerere Gerichte auf dem Teller hatten. Wir haben für Wertstoffe neun Container, unsere Nachbartüren mit gleich vielen Bewohnern nur drei. Aber erwarte auf keinen Fall dass meine direkten Nachbarn nachdenken wollen. Sie sind im Gegenteil stolz darauf sich so hohe Müllgebühren leisten zu können. - Menschen haben nicht in jedem Fall tatsächlichen Verstand. 

Auf Arte wirst Du zudem manches Video finden welches Systeme vorstellt die autark funktionieren. Die Videos müssten mittlerweile auf youtube gelandet sein. Future hat darüber berichtet wenn ich recht erinnere.