Gutachter beim Hauskauf?

7 Antworten

Natürlich kannst Du Dir einen Gutachter holen. Wenn der Verkäufer da nicht zustimmen sollte, sollte sich der Hauskauf ohnehin erledigt haben.

Aber natürlich nimmst Du den nicht gleich zum Besichtigungstermin mit.

So ein Gutachter lohnt wirklich nur, wenn Du ernsthaftes Interesse an einem Kauf hast: DENN die Kosten hast natürlich Du zu tragen.

Es ist sicher nicht bei jedem Hauskauf ein Gutachter vonnöten, aber in nicht wenigen Fällen ist der absolut angezeigt.

Meine Mutter hat mal einen bei einem sonst interessanten Objekt beauftragt, weil sie da schon beim Ansehen gewisse Bedenken hatte. Ergebnis: Der Gutachter teilte ihr mit, daß bei dem Haus ein Totalabriß am wirtschaftlichsten wäre. Das Haus hatte noch einige mehr Mängel, als meine Mutter entdeckt hatte.

Jogibaer85  28.08.2014, 09:39

Wenn man auf Nummer sicher gehen will, sollte sich der Hauskauf damit wirklich erledigt haben, da gebe ich dir recht. Allerdings sollte man immer beachten, dass wie du selbst sagst, Gutachter auch verdienen wollen. Das wiederrum geschieht nicht immer auf dem legalen bzw. korrekten Wege...

Es ist auf jeden Fall gestattet. An der Reaktion der Verkäufer kannst du nicht selten sehen, was los ist.

Außerdem musst du immer im Hinterkopf haben, dass bei der Finanzierung Banken ihren Gutachter schicken können und dann eventuell die Finanzierung wackelt, wenn der Sachen findet. Eigenes Gutachten wird sogar für dein Gläubigerscoring positiv bewertet.

Wir haben beim Hauskauf einen Gutachter genommen und hatten unterschiedliche Reaktionen. Bei einem Haus hat der Makler komisch reagiert. Hat wohl eine Minderung seiner Provision befürchtet. Er meinte, ob wir ihm denn nicht vertrauen würden, er wäre schon soo lange Makler und wir können auch mit ehemaligen Kunden gerne sprechen. Ein Gutachter würde doch nur das Klima zwischen den Parteien belasten und wenn wir einen Gutachter wollten, dann kämen wir als Käufer nicht mehr in Frage, denn wir würden zeigen, dass wir nicht zuverlässig sind, weil wir dem Anbieter und ihm nicht glauben. Ah ja! Also mit den Verkäufern geredet, die mit Gutachten einverstanden waren. Folge: Makler wurde von ihnen gefeuert und sie bekamen sogar, nachdem der juristisch vorgegangen war, auch von den Gerichten Recht.

Wir haben aber sonst nur positive Erfahrungen gemacht. Bei einem Haus kam heraus, dass die eine nicht tragende Wand, die wir eigentlich nach dem Kauf herausreißen wollten, evtl. die Kaminstabilität beeinträchtigt hätte. Der Verkäufer fragte uns sogar, ob wir bereit wären, ihm das Gutachten gegen Entgelt zu überlassen, denn so konnte er anderen Käufern zeigen, in welchem Zustand das Haus war und was man darin machen könnte und was nicht.

Wir mussten uns gegen ein anderes Haus entscheiden, weil leider das Dach nicht dem deutschen Recht entsprach. Es war ein wunderschönes Holzhaus mit hervorragenden Energiewerten. Als es gebaut wurde, konnten die Eigentümer nur original skandinavische Häuser bekommen. Und die haben andere Normen, u.a. im Dach andere Abstände (weiß nicht mehr wie dieser Wert heißt). Wenn nun selbst nur eine Teilerenovierung oder Gaube angestanden wäre, dann wäre es heikel geworden, weil wohl heute ab einer gewissen Reparaturfläche das Dach bestimmten Anforderungen entsprechen muss und dann hätte schlimmstenfalls, wenn man keine Ausnahmegenehmigung bekommen hätte, das ganze Dach neu gemacht werden müssen, weil kein eingetragener Handwerker nur eine Reparatur hätte machen dürfen. Dazu auch der Hinweis, dass selbst moderne Holzhäuser von den meisten Banken nach zwei Jahren nur bis maximal 40% finanziert werden, da sie immer noch nicht als wertstabil angesehen werden.

Das Haus, das wir dann gekauft haben, wurde vom Gutachter sogar besser bewertet als der Eigentümer angegeben hatte. Wenn man also einen entsprechend zertifizierten - sollte z.B. auch eine Gutachterzulassung vor Gericht haben und zwar die, dass der Gutachter vom Gericht bestimmt wird, nicht vom Rechtsanwalt, kann sich das sehr wohl auszahlen. Das Gutachten für das Haus, das wir kauften, kostete etwas über 1000 Euro, da wurde aber auch weit mehr geprüft als im Standard. Beim anderen Haus, das wir nicht nahmen, kostete das Gutachten knapp 700 Euro - hier ist sowieso alles teurer, also nehme ich an, im Rest von Deutschland könnte es günstiger sein.

Wichtig fand ich den Gutachter auch, weil er einem sagen konnte, welche Hausunterlagen eventuell nicht mehr vorhanden sind. Falls sie der Hauseigentümer wirklich nicht hat, was das eventuell für Folgen für einen Käufer haben könnte, etc..

Freunde mussten da ein Vielfaches der Gutachterkosten zahlen, weil sie nicht merkten, dass die Grundrisse des gekauften Hauses nicht dem tatsächlich Gebauten entsprachen. Das Haus war im Grundstück um 1,2 m verschoben gebaut worden. Dann wurde der Bebauungsplan geändert und das Grundstück davor Bauland. Gemeinde merkte, dass etwas nicht stimmt. Glücklicherweise konnte man sich mit einem Teilgrundstückstausch mit der Gemeinde einigen. Aber die Vermessmungskosten, die ganzen rechtlichen Sachen, bis es zu einer Einigung kam, das kostete. So 2-3 Jahre nach der Hausfinanzierung kann einen das finanziell schon in Schwierigkeiten bringen.

Es sind oft auch so kleine Sachen, die man als Privatperson einfach nicht wissen kann oder an die man nicht denkt. Die dann aber teuer kommen können. Beispiel Durchmesser des Kamins oder wie das Haus angeschlossen ist. Welche Verpflichtungen und damit auch Kosten man damit hat, etc.

Ich dachte anfangs auch ein Hauskauf, der noch dazu über einen guten Makler läuft, ist wie ein Autokauf. Aber wir merkten schnell, dass dem nicht so ist. Wenn man da Fehler macht, etwas nicht beachtet, etc., dann kostet das richtig Geld, kann eventuell sogar die Existenz gefährden.

Selbst der vom der Bank meinte, ähnlich wie bei der Verbraucherzentralenberatung bei den Beträgen in die Hunderttausende, fallen ein paar Tausend Euro in der monatlichen Abbezahlung nicht auf, dafür ist man dann viel sichererer. Eine Beratung bei der Verbraucherzentrale ist auch zu empfehlen.

Ich würde auf jedem Fall zwischen Erstbesichtigung und etwaigem Hauskauf sowohl das Haus selbst als auch alle vakanten Unterlagen von entsprechenden Fachleuten durchchecken lassen!!! Du glaubst gar nicht, wie viele sich da schon in die Nesseln gesetzt haben, wenn am falschen Ende gespart wurde.

Als Laie wirst du niemals Mängel selbst erkennen. Dazu fehlt es dir an Wissen und Erfahrung, daher wäre ich vorsichtig mit Aussagen wie, "mit bloßen Auge einige Mängel erkennen".

Einen Gutachter hinzuziehen ist prinzipiell möglich allerdings von den wenigsten Verkäufern oder Vermietern geduldet, da diese Gutachter ein bestimmtes Honorar verlangen. Dieses versuchen sie dadurch reinzuholen, dass sie auf Teufel komm raus Fehler suchen, damit den Preis drücken und auf diese Weise versuchen wenigstens den Preis für ihre Arbeit reinzuholen.

Daher wird es schwierig werden, kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.

latricolore, UserMod Light  28.08.2014, 11:33

Man muss ihn ja nicht als solchen vorstellen. Statt des Partners kommt bei der zweiten Besichtigung halt "ein Freund" mit.

Jogibaer85  28.08.2014, 11:46
@latricolore, UserMod Light

Ja gut das stimmt auch wieder. Man sollte dann nur aufpassen nicht enttarnt zu werden, sozusagen...

sfgff  29.08.2014, 03:06
@latricolore, UserMod Light

Davon kann ich nur abraten. Ein Gutachter geht nicht nur einfach wie ein Besucher durch die Wohnung. Wenn er nur das macht, ist es hinausgeschmissenes Geld. Geräte und Werkzeuge, die ein Gutachter hat, hat sicherlich jeder Freund. ;-)

Natürlich ist das gestattet. Niemand kann von euch verlangen, "die Katze im Sack zu kaufen" -- und das solltet ihr auch nicht tun. Bei der ersten Besichtigung allein hingehen, und bei ernstem Interesse mit Gutachter bzw. einem Menschen, der etwas von Bauten versteht (z.B. Architekt/in).