Wie beeinflusst sexueller Missbrauch/Vergewaltigung, etc das Liebesleben?

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Früher.. Naja. Ich hatte Angst. Bin einfach vor allem davon gelaufen. Entsprechend war das weniger ein beeinflussen und mehr ein verhindern 😁

Irgendwann hab ich mich da wieder langsam rangetastet, nur um festzustellen, dass mich das massiv triggert, bis hin zu flashbacks. Und das hat dann mit der Zeit nachgelassen. Es gibt so zwei, drei Dinge, die ich nicht mache bzw nur mache, wenn ich sehr stabil bin, sodass ich hinterher etwas nachdenklich werde aber es mir nicht schlecht geht. Im großen und ganzen funktioniert es.

Ist aber nicht von alleine passiert sondern ist das Ergebnis harter Arbeit. Mit Hilfe.

Meine Frau wurde als Jugendliche mehrfach vergewaltigt.

Seit ich sie kenne, ist sie beim Sex sehr passiv. Zu Beginn wollte sie nur gefesselt was mit mir haben. Später ging es auch ohne Bondage.

Das Eindringen bereitet ihr Mühe. Deshalb lassen wir es, hat den Vorteil, dass so meine Erektionsstörungen kein Problem darstellen.

Sonst lebe ich eben meine sadistischen Neigungen aus. Ich fasse ihr alle paar Stunden an Po und Brüste, um zu prüfen, ob sie auch wirklich ohne Slip und BH ist. Ihr ist klar, dass sie wenig anziehen soll, am besten gar nichts. Auch mache ich ihr deutlich, dass sie mein Sexobjekt ist und ich sie lustvoll zur Sau machen will.

Bei dieser Behandlung ist sie zwar oft verärgert, motzt (blöder Lüstling und so.), wenn ich ihr aber die Klit massiere, kommt sie zum Orgasmus. Auf diese Weise geniessen wir beide.

Ich war lange unfähig Nähe zu zulassen. Das hat mir förmlich Schmerzen bereitet, wenn jemand versuchte mich zu umarmen.

Ich habe meinen Mann immer auf Abstand gehalten und war sehr distanziert und emotionslos im gegenüber.

Was unser Sexleben betrifft: Es war der Horror anfangs. Ich hatte jedes Mal Schmerzen, weil ich große Angst hatte und furchtbar verkrampft und unentspannt war.

Mein Mann ist sehr achtsam im Umgang mit mir. Er lässt mir immer die Zeit die ich brauche. Er ist nicht irgendwie dominant oder fordernd beim Sex, sondern lässt mir den Ton angeben und entscheiden was passieren darf und was nicht.

Ich habe so über die Jahre gelernt, wieder Vertrauen zu haben, dass nix Schlimmes passiert, dass Intimität und Nähe etwas sehr schönes sein kann. Diese positiven Assoziationen die ich mittlerweile habe, machen ein annähernd normales Liebes-und Sexleben möglich.

Das war allerdings ein langer, schwieriger Weg und nur möglich durch die Geduld und liebevolle Begleitung meines Mannes.

Gewisse Dinge haben wir aber nach wie vor beim Sex ausgeblendet, weil ich sie einfach nicht kann und ich mich damit nicht quälen möchte.

Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Ich kannte mal jemanden, da lief sexuell gar nichts mehr. Jede Beziehung, die auf eine intime Phase angehoben wurde, wurde sofort von dem ehemaligen Opfer beendet.

Ich selbst habe erlebt, dass es Flashbacks auslösen kann. Das kann unter Umständen ganz schön stressig werden und zwar für beide Partner.

Wichtig ist, dass man sich therapeutisch helfen lässt und sich bewusst macht, dass die aktuelle Situation nichts mit dem Trauma zu tun hat.

Also ich habe oft einen "Film" geschoben und dann diese Abkoppelungstechnik aus dem Bereich der Psychotherapie angewendet. Dadurch wurde es besser. Das geht zwar nicht von heute auf morgen, aber es wird auf jeden Fall besser, wenn auch langsam.

Sich hier als Opfer sexueller Gewalt zu outen ist nicht einfach und erfordert sehr viel Mut und Selbstüberwindung. Deshalb möchte ich dir meine Anerkennung für deine Frage aussprechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Risiki26  04.10.2019, 23:51

P. S.: Es kann zu posttraumatischen Schmerzen beim Sex kommen. Das habe ich ebenfalls schon selbst erlebt.

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Wie es einen Menschen beeinflusst hängt von der Art des sexuellen Missbrauchs ab, der Schwere, der Dauer, des eigenen Alters zum Zeitpunkt des Missbrauches, der Beziehung zum Täter, davon was man selbst für eine Persönlichkeit hat und ob man Menschen hat, denen man sich anvertrauen kann und die einen unterstützen wie Freunde und Therapeuten. Da gibt es keine Pauschalantworten.

Manche meiden körperliche Nähe nach sexuellem Missbrauch komplett und hassen ihren Körper, sodass sie sich mehr oder weniger bewusst "hässlich machen" um sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Zum Beispiel durch starke Gewichtszunahme oder -abnahme, besonders kurze Haare und ein nicht besonders weibliches und ungepflegtes Äußeres. Der Selbsthass kann auch in Selbstverletzung ausarten.

Bei anderen kippt es ins Gegenteil und sie definieren sich nur noch über ihren Körper und ihre sexuelle Ausstrahlung. Das kann bis zur Prostitution gehen nach dem Motto "ich bin nur zum Fikken gut, da kann ich auch gleich Geld dafür nehmen". Andere denken eher "ich hab meine Würde eh schon verloren, dann ist es auch egal, ob ich jetzt meinen Körper verkaufe".

Süchte, Zwänge, Depressionen, Angststörungen, starkes Misstrauen (vor allem Menschen gegenüber, die dem Täter irgendwie gleichen), Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen und dergleichen sind auch möglich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – hab Psychologie studiert