Fregattenkapitän/Kapitän zur See

2 Antworten

Wir müssen zunächst einmal Begriffe klären.

Die Bezeichnung "Kapitän" hat in der Bundesmarine eine andere Bedeutung als in der zivilen Schifffahrt. In der zivilen Schifffahrt ist der Kapitän der "Chef" des Schiffes, derjenige, der das Oberkommando hat. In der Bundeswehr ist Kapitän ein Dienstgrad. Die meisten Kapitäne der Bundesmarine fahren nicht einmal zu See, kommandieren also gar kein Schiff, sondern sitzen in irgendwelchen Büros an Land. Der "Chef" einer Marineeinheit, also derjenige, der dort das Oberkommando hat, heißt "Kommandant". "Kommandant" ist also die Funktion, die vergleichbar ist mit der zivilen Funktion des Kapitäns. Der Kommandant kann Kapitän sein, muss aber nicht. Der Kommandant einer Marineeinheit ist in den seltensten Fällen Kapitän. Einen Kapitän als Kommandant eines Schiffes findet man z. Zt. nur auf der Gorch Fock und den Einsatzgruppenversorgern. Alle anderen Kommandanten der Marine haben einen niedrigeren Dienstgrad.

http://rk19-bielefeld-mitte.de/info/Dienstgrade/dstgrd_m.htm

Also. Was willst du werden? Kapitän oder Kommandant?

Willst du tatsächlich Kapitän werden, kommst du nicht darum herum, Berufssoldat zu werden. Zeitsoldaten werden niemals Kapitän. Zusätzlich musst du die Laufbahn der Truppenoffiziere einschlagen und erfolgreich (!) studieren. Möglich ist das Erreichen des Dienstgrades theoretisch zwar auch als Nicht-Studierter, aber die Chancen gehen gegen Null. Voraussetzung ist natürlich die Allgemeine Hochschulreife und das Bestehen aller zur Laufbahn gehörenden Pflichtlehrgänge, wie Fach- und Truppenlehrgänge.

Willst du nur Kommandant werden, reicht eine Verpflichtungszeit von 12 Jahren aus. Allerdings nur in der Laufbahn der Truppenoffiziere. D. h. Abitur. Kommandant wirst du dann zwar nicht auf einem Schiff, aber auf einem Boot.

Willst du Kommandant eines Schiffes werden, musst du die gleiche Tour wählen, wie der Kapitän. Also Berufssoldat usw. Als Kommandant eine Schiffes bist du dann aber kein Kapitän (Ausnahme Gorch Fock und EGV), sondern Fregattenkapitän oder Korvettenkapitän.

Fregattenkapitän und Kapitän zur See sind beides Dienstgrade. Der Kapitän zur See ist der höhere Dienstgrad.

Jetzt fragst du, wer der Schiff steuern darf. Was verstehst du unter "steuern"? Es steuert an Bord von Schiffen stets der Steuermann (kann auch Matrose sein), aber nie der Kommandant. Der Kommandant "befehligt" das Schiff.

Wer das Schiff steuern darf, bestimmt der verantwortliche Kommandant und ist unabhängig davon, welchen Dienstgrad er hat.

Wer das Schiff befehligen darf, bestimmt der Kommandant der Einheit oder sein Vorgesetzter (Kommandeur) und ist auch unabhängig vom Dienstgrad. Er kann das Kommando zeitweise auch an einen seiner Offiziere geben. Das passiert sogar sehr oft, weil der Kommandant ja auch mal schlafen muss.

Sowohl der Fregattenkapitän, als auch der Kapitän dürfen das Schiff befehligen, wenn sie dazu ermächtigt sind. Steuern dürfen sie es auf jeden Fall.

"Welcher von den ganzen Kapitänen?"

Es gibt nur 3 Kapitän-Dienstgrade. Von unten angefangen: Korvettenkapitän, Fregattenkapitän, Kapitän zur See. Um - wie gesagt - Kapitän eines Schiffes zu werden, musst du verdammt gut sein und viel Glück haben. Es gibt in der ganzen Bundesmarine nur 4 davon. Willst du allerdings nur Kommandant eines Schiffes werden, stehen deine Chancen besser. Hierbei hängt es aber davon ab, auf welchem Schiff du Kommandant werden willst. Um z. B. Kommandant einer Fregatte zu werden, musst du Fregattenkapitän werden. Willst du aber nur Kommandant eines Bootes werden, stehen deine Chancen noch besser, denn davon gibt es mehr.


Christian1900  09.03.2012, 18:53

Guter Beitrag, ich habe allerdings zwei Anmerkungen. Der Kommandant eines Einsatzgruppenversorgers ist "nur" Fregattenkapitän. Und um Kommandant zu werden muss man heutzutage fast immer Berufssoldat sein, es gibt nur verschwindend wenige Ausnahmen, weil eine zwölfjährige Verpflichtungszeit nicht mehr ausreicht für eine mindestens zweijährige Stehzeit als Kommandant. Noch vor einigen Jahren gab es bei den Minenjägern noch den ein oder anderen Zeitsoldaten als Kommandanten, aber mittlerweile auch nicht mehr.

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kosy3  09.03.2012, 18:56
@Christian1900

Nun gut. Zu meiner Zeit waren die Kmdt der EGV KzS und in unserem Geschwader war die Mehrzahl der Kmdt SaZ12, inklusive mir. Alles ändert sich.

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Man darf "Dienstgrad" und "Dienstposten" nicht verwechseln. Der Dienstgrad ist der Rang, bei der Marine gibt es den Kapitänleutnant Besoldungsgruppe A11-A12, der beim Heer dem Hauptmann entspricht, darüber den Korvettenkapitän (A13/Major), dann den Fregattenkapitän (A14-A15/Oberstleutnant) und schließlich den Kapitän zur See (A16-B03/Oberst). In der zivilen Schifffahrt heißt der Schiffsführer "Kapitän" oder auch "Master", bei der (militärischen) Marine heißt er "Kommandant". Welchen Dienstgrad der Kommandant eines deutschen Kriegsschiffes hat, hängt von der Größe des Kriegsschiffs ab. Auf einem Minenjagdboot ist der Kommandant ein Kapitänleutnant, auf einem Schnellboot oder einem U-Boot ist er meist Korvettenkapitän, auf einer Korvette oder Fregatte ist er Fregattenkapitän. Die "Gorch Fock" ist das einzige Kriegsschiff der Marine, das einen Kapitän zur See als Kommandanten hat. Um Kommandant zu werden muss man also (von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen) Offizier werden. Wie und mit welchen Voraussetzungen man die Laufbahn der Offiziere einschlagen kann, erfährst du bei www.bundeswehr-karriere.de oder bei einem Wehrdienstberater. Es ist ein langer Weg, aber er lohnt sich.