Es heißt ja, dass man "hätte" sagt und nicht "würde haben" - warum sagen trotzdem manche "würde haben"?
Ich würde gern 3 Kinder haben - statt Ich hätte gern 3 Kinder.
Ist so etwas in der Umgangssprache möglich? Denn manchmal sehe und höre ich würde haben statt hätte. Wie sieht es mit Modalverben aus? Würde müssen, oder müsste?
Ich dachte immer, bei diesen Verben benutzt man die Würde-Form nicht:
-hätte
-wäre
-sollte
-müsste
-wollte und alle anderen Modalverben :)
6 Antworten
Umgangssprachlich ist das absolut möglich (und zwar im Prinzip mit allen Modalverben), wie deine Beobachtungen zeigen. Du kannst die Aussagen ja auch ohne Weiteres verstehen. Klingt vielleicht nicht immer besonders schön, teilweise etwas umständlich und nicht gerade "bildungssprachlich", aber grammatisch ist das durchaus in Ordnung. Ich würde eher kritisieren bzw. sehr auf den Kontext achten, in dem irgendjemand behauptet, dass man das nicht sagt...
VG
Vielen Dank für Deine Hilfe :) Und würdest Du mir vielleicht ein paar Beispiele für die Futur-Wendungen nennen?
Dein Beispiel oben kann da schon ganz gut herhalten:
Präsens: "ich habe Kinder" -> Futur I: "ich werde (eines Tages) Kinder haben" -> Konj. Futur I: "ich würde (eines Tages gern) Kinder haben"
Konj. Präsens: "ich hätte (gern) Kinder" (jetzt)
Die Einschübe in Klammern sollen hierbei zur Verdeutlichung dienen. Gewissermaßen sind sie vielleicht sogar nötig (wenn sich die Bedeutung nicht anderweitig aus dem Kontext ergibt), weil die Tempus- und auch Konjunktiv-Formen im Deutschen mitunter sehr frei verwendet werden können.
Hilft dir das als Beispiel?
VG
Ja, vielen Dank! Also demnach wären Sätze wie "Ich würde gerne Gitarre spielen können" ebenfalls in Ordnung?
Absolut! Aus grammatischer Sicht besteht da überhaupt kein Zweifel!
Allerdings wäre es bei dem Satz "Ich würde gerne Gitarre spielen können" wohl eher kein Konjunktiv Futur, sondern mehr ein "normaler" Konjunktiv I.
Da Konjunktiv die Möglichkeitsform ist und die Zukunft nur aus Möglichkeiten besteht, gibt es eigentlich keine scharfe Trennung zwischen Konjunktiv und Futur, was sich in der deutschen Sprache auch niederschlägt.
Danke für den Hinweis! Du hast natürlich vollkommen recht, dass es sich bei "würde" um den Konjunktiv II von "werden" handelt. Da der Konjunktiv I der 1. Person mit der Präsens-Form übereinstimmt, wird hier in den meisten Fällen der Konjunktiv II verwendet. Ansonsten ist, wie gesagt, die Verwendung der verschiedenen Konjunktive im Deutschen generell sehr frei. Auch der Satz "ich hätte gern (eines Tages) Kinder" lässt sich als zukünftig interpretieren, obwohl sich der Konjunktiv II ja eigentlich vom Präteritum ableitet, und auch im Fall von "haben" in der 1. Pers. sind Konjunktiv und Präsens identisch...
'würde' mit Infinitiv ist eine allgemeine Regel um einen Konjunktiv zu bilden. 'hätte' usw ist eine Kurzform dafür. Deutsch für Fortgeschrittene. Gibt es aber nicht für alle Verben.
Solange jeder versteht, was gemeint ist, sehe ich darin kein Problem.
Umgangssprachlich ist das in Ordnung, korrekt ist es aber nicht.
Das Bilden des Konjunktivs mit „würde“ ist weit verbreitet, aber ein waschechter Konjunktiv klingt viel schöner und gilt als guter Stil. Wenigstens bei den von Dir genannten Wörtern sollte man das beherzigen.
Aber der Konjunktiv ist kompliziert:
Setz Dich in eine Gaststätte und sage „Ich hätte gern ein Bier.“ Die Bedienung wird Dir sofort eines servieren. Bei „Ich würde gern ein Bier haben“ oder „Ich hätte so gern ein Bier“ wird sie aber zögern, weil sie ein „aber“ erwartet.
„Ich hätte gern“ ist eben kein echter Konjunktiv Irrealis, sondern eine höfliche Bitte.
Entsprechend wird „Ich hätte gern ein Kind“ beim ersten Date ziemlich sicher als Aufforderung zum Sex verstanden werden. Ist der Konjunktiv Irrealis gemeint, muss das sehr deutlich aus dem Kontext hervorgehen (ein nachgeschobenes „aber“ reicht wohl nicht), oder der Satz muss umformuliert werden. Die Umschreibung mit „würde“ ist da naheliegend.
Besonders bei Modalverben wird die Verwendung des Konjunktiv II regelmäßig als Wunsch, Vermutung, Befürchtung oder als Höflichkeit des Sprechers verstanden:
- „Das dürfte genügen“
- „Er müsste bald hier sein“
- „Dies sollte ihm eine Lehre sein“
- „Das könnte klappen“
Will man einen ähnlich strukturierten Satz tatsächlich im Konjunktiv Irrealis formulieren, bleibt einem fast nichts anderes übrig, als diesen mit „würde“ zu bilden – oder den ganzen Satz anders zu formulieren.
Hmm … sehr interessant.
„ Entsprechend wird „Ich hätte gern ein Kind“ beim ersten Date ziemlich sicher als Aufforderung zum Sex verstanden werden. Ist der Konjunktiv Irrealis gemeint, muss das sehr deutlich aus dem Kontext hervorgehen (ein nachgeschobenes „aber“ reicht wohl nicht), oder der Satz muss umformuliert werden. Die Umschreibung mit „würde“ ist da naheliegend.”
Also in Deinem genannten Beispiel wäre in dem Fall „würde haben“ besser? Denn, wenn ich sage: „Ich würde gern Kinder haben“. Dann klingt es mehr wie ein Wunsch von mir. Würde ich „Ich hätte gern Kinder“ sagen, dann klänge es wie eine Aufforderung? Habe ich das richtig verstanden?
Ist so etwas in der Umgangssprache möglich?
Jo, da ist vieles möglich.
Wenn ich jedoch eine fremde Sprache lerne, orientiere ich mich nicht daran.
Dazu kommt, dass sich mit der Wendung "Konjunktiv I von werden + Infinitiv" der Konjunktiv für das Futur bilden lässt. Wenn hier in der Infinitiv-Form Verben wie "wollen", "müssen" oder "haben" (im Sinne von 'besitzen') auftauchen, haben diese dann die Funktion eines Vollverbs.