Den Spruch aus der Bibel (Prediger 7,5) hast du etwas falsch verstanden. Aber ich erkläre es dir gern:
Als Narren (oder Tor) hat man damals jemanden bezeichnet, der nicht besonders schlau ist oder sich einfach dumm verhält, im Gegenteil zu einen Weisen, der vielleicht auch nicht zwingend der Intelligenteste war, dafür aber i.d.R. über eine gewisse Lebenserfahrung verfügte und aufgrund seiner Weisheit genau wusste, z.B. welche Handlung in welcher Situation die geschickteste war.
Ein Beispiel aus der Moderne: nehmen wir mal an, du wirst von der Polizei angehalten und weißt genau, dass du nichts falsch gemacht hast. Natürlich könntest du den Polizisten dumm kommen und denen sagen, sie sollen gefälligst erstmal die Gesetzgebung ordentlich lesen bevor sie sich mit dir auseinander setzen. Und vermutlich hättest du in vielen Fällen sogar recht. Aber ist diese Überheblichkeit auch schlau? Nein, denn dann werden sie beim nächsten Mal, wenn du tatsächlich irgendwas dreimal so genau hinschauen, und du kannst dir der Strafe sicher sein.
Nehmen wir mal den Bezug zu deiner übergewichtigen Freundin:
Wäre es für deine Freundin wirklich hilfreich, wenn du ihr zu verstehen gibst, dass mit ihrem Gewicht schon alles in Ordnung ist und sie liebend gern so weiter machen kann wie bisher? Oder wäre es da nicht hilfreicher, wenn ein Arzt, den du als Weisen bezeichnest, ihr sagt: "Gute Frau, haben Sie mal überlegt, ob es für Ihre Gesundheit wie Blutdruck, Gelenke, etc. nicht sinnvoll wäre, Ihr Ernährungskonzept und Ihre täglichen Gewohnheiten zu überdenken?"
Das ist das, was mit der Bibelstelle gemeint ist: Lob hört man zwar immer gern, auch von einem Weisen, und Tadel mag keiner, egal von wem. Aber selbst der Tadel eines weisen Menschen kann am Ende mehr Erfolg bringen als das Lob eines Narren.