War das Römische Reich für Massenmigration verantwortlich?

7 Antworten

"Krieg ist immer die Fortführung politischer und wirtschaftlicher Interessen mit Waffengewalt!"

Da diese Interessen aber immer auch "nur" die Interessen einzelner Personen sind - die Mehrheit der Menschen hingegen lieber in Ruhe, Frieden und Sicherheit leben möchten - kommt es in Kriegsgebieten immer auch zu Abwanderungs- bzw. Flucht-Bewegungen. Somit ist die Massenmigration eine Folgeerscheinung eines jeden Kriegsgebietes!

Auch das Römische Reich ist nicht gerade für eitel Sonnenschein und Friedenswille bekannt! Somit ist davon auszugehen, dass es in den Regionen, in denen gerade gekämpft und erobert wurde, höchstwahrscheinlich zu Massenflucht - und damit zu Massenmigration gekommen sein muß (auch wenn es das Wort "Migration" damals vermutlich noch nicht gegeben hat...)

O ja, die Römer haben ihre Legionen in allen Teilen des Reiches ausgehoben und so über die Truppenbewegungen jede Menge "legitime" Migration durch die Soldaten bewirkt, so daß z. B. Soldaten aus Nubien (Afrika) im tiefsten Britannien oder Gallien gelandet sind. Auch Sklaven wurden in jede Richtung verschleppt, Juden in ganz Mitteleuropa verteilt (Diaspora), Germanen und Griechen nach Italien und so weiter.

Das war damals ein Weltreich mit entsprechend weitreichendem Verkehr über Handel, Militär und Sklaverei.

Regilindis  12.05.2024, 12:49

Danke für Deinen klaren Blick! Grüße aus Laureacum (Limesknie)! Am Limes-Weltkulturerbe gelegenes schwäbisches Kleinstädtle, gegründet um 160 n. Chr., dessen 2 römische Wachttürme unweit von meinem Haus stehen, die ich an jedem meiner 16 km langen Waldlauf-Trainingstage passiere, wenn ich mich durch die Grenze hinaus freie Germanien bewege und hernach wieder Ins Römische Reich zurückkehre! Wo mein Haus steht!

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Daoga  13.05.2024, 15:31
@Regilindis

Und ich frage mich auch oft, wie die Weltgeschichte weitergegangen wäre, wäre das Römische Reich nicht zerbrochen und untergegangen, sondern hätte eine Renaissance erfahren mit Rückkehr zur alten Macht und Größe. Das kann man nur in Parallelwelt-Romanen nachvollziehen.

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Regilindis  13.05.2024, 15:59
@Daoga

Dito! Daran denke ich schon seit Jahr und Tag! Es ist anzunehmen dass wir dann schon seit Jahrhunderten in den U.S.E., den Unites States of Europe, leben würden! Was wohl, solange ich lebe werde, ein ewiger Wunschtraum bleiben wird!

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Wohl kaum. Das Volk blieb mehr oder minder dort, wo es schon immer war. Gebiete, welche die Römer besetzten, wurden nicht umgesiedelt. Lediglich einige Statthalter und Soldaten wurden zur Befestigung angesiedelt. Ausserdem bekamen besonders verdiente Beamte einen Alterswohnsitz in der Provinz.

Da von "Massenmigration" zu reden, wäre wohl etwas merkwürdig.

Im 1. Jh v. Chr. wollten die Helvetier aber nach Südfrankreich auswandern - das war allerdings ihr eigener Entscheid. Julius Caesar fing sie in Westfrankreich ab und schickte sie - nachdem sie ihm anfänglich eine schmähliche Niederlage bereitet hatten 💪 - wieder nach Hause.

Also, zumindest Caesar hat eine geplante und begonnene Migration eines ganzen Volkstammes sogar unterbunden. 😅

Daoga  10.05.2024, 12:42

Das gezielte Ansiedeln von Veteranen in besetzten Gebieten zwecks Befriedung und Romanisierung ist auch schon eine Form von (absichtlicher) Massenmigration, zumal auch unter den aktiven Truppen in den Militärlagern Soldaten aus allen damals bekannten Ländern vertreten waren. Plus Sklaven die sich nicht aussuchen konnten wo sie bleiben wollten, wenn ihre Herren reisten.

Heute denkt man bei Migration zuerst an Zivilisten, damals war Migration eine Sache von Militär, Fernhandel und Politik (die Veteranen), nur die eingeborene Zivilbevölkerung blieb wo sie war (sofern sie nicht versklavt und verschleppt wurde).

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LastDayofEden  10.05.2024, 12:58
@Daoga

Ja, das ist jetzt tatsächlich die Frage, inwiefern das als "Massenmigration" verstanden werden kann. Hast du Zahlen dazu? Mein Verdacht ist eben, da die Römer militärisch und infrastrukturell dermassen überlegen waren, dass die keine riesigen Heere und Beamtenapparate brauchten, um ihr Reich zu regieren.

Dazu kommt die Pax romana und die Gepflogenheiten, Einheimische in die römische Kultur aufzunehmen und zu hohen Ämtern zuzulassen.

Die Römer hielten ihr Reich nicht mit Gewalt und Unterdrückung im Griff, sondern mit religiöser Toleranz, kultureller Durchlässigkeit und als Bringer einer überlegenen Zivilisation.

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Daoga  10.05.2024, 13:21
@LastDayofEden

Das würden die Juden, Karthager, Ägypter, Punier und viele Volksstämme des nördlichen Mitteleuropa dieser Zeit ganz anders sehen, wo ständig kriegerische Auseinandersetzungen an den Grenzen des Imperiums am Laufen waren, von der Bekämpfung von Piraten und Wüstenräubern in südlichen Ländern ganz zu schweigen. Das Militär spielte bei den Römern eine sehr große Rolle und war Teil des "Nationalstolzes", man kann das durchaus mit den heutigen USA vergleichen, die Amerikaner fühlen sich meistens gebauchpinselt, wenn man entsprechende Vergleiche zieht. Römisches Militär: Aufbau, Taktik & Waffen | StudySmarter Deswegen wurde ja auch der Limes durch ganz Deutschland gezogen und mit Grenztruppen versehen, die wiederum aus dem ganzen Reich zusammengezogen wurden. Auch in Großbritannien (Hadrianswall), Afrika und Kleinasien gab es Grenzbefestigungen, die gegen eindringende Feinde und ungewollte Migranten (räuberische Stämme) schützen sollten. Die Pax Romana galt nur in den bereits befriedeten Gebieten, aber bis dahin war es oft ein langer und blutiger Weg. Auch der berühmte Cäsar hat bekanntlich Kriegszüge geführt, so machte er seinen Weg nach oben, z. B. gegen die Eburonen, erst Verbündete, dann Feinde. Eburonen – Wikipedia (Angeblich war Cäsar hinter deren berühmtem Stammesschatz her, der später - eine Theorie - zum legendären Nibelungenhort wurde.)

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LastDayofEden  10.05.2024, 13:28
@Daoga

Stimmt, ich bin jetzt hauptsächlich von der Schweiz ausgegangen, die ja ihre Schlacht gegen Caesar legendärerweise im "Ausland" führten...

Und wenn man davon ausgeht, dass das römische Militär wohl unmöglich allein aus Römern bestehen konnte, dann haben sie wohl doch ziemlich grosse Migrationsbewegungen verursacht...

Umgekehrt haben die Grenzwälle ja genau Migrationsbewegungen unterbunden. Jetzt wäre die Frage, was davon mehr ins Gewicht fiel...

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Daoga  10.05.2024, 14:01
@LastDayofEden

Alles was erobert "eingemeindet" war, geriet über die Aushebung von jungen Soldaten in den großen römischen Hexenkessel der Migration über militärische Bewegungen. Wenn irgendwo Unruhe war, mußten die für die Bereinigung erkorenen Anführer samt Truppen dorthin marschieren, egal ob das irgendwo am A** des Imperiums lag. Dabei bevorzugten die Militärführer natürlich ihre eigenen Truppen, statt fremde vor Ort zu übernehmen, denn wenn die Oberherrschaft wechselte und sich ein General ausrechnete, der nächste Kaiser werden zu können, war es praktisch dann seine eigenen Legionen die auf ihn eingeschworen waren, um sich zu haben als Symbol seiner Stärke.

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Daoga  10.05.2024, 14:06
@LastDayofEden
Umgekehrt haben die Grenzwälle ja genau Migrationsbewegungen unterbunden. Jetzt wäre die Frage, was davon mehr ins Gewicht fiel...

Sie haben Bewegungen von Händlern oder Siedlern die das OK für eine Ansiedlung woanders von den römischen Herrschaften erhalten hatten nicht unterbunden, aber es wurde halt an der Grenze kontrolliert, wer wollte rein oder raus. Das war kein undurchdringlicher Zaun, aber es gab Übergänge mit Checkpoints. Kleiner Grenzverkehr wie heute auch noch an den EU-Grenzen, wer verdächtig aussieht oder gar Waffen dabei hat (mehr als damals üblich) wird zurückgewiesen.

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LastDayofEden  10.05.2024, 14:08
@Daoga

Ach so, die waren durchlässig, die Grenzwälle? War mir nicht bewusst!

Aber sicher ein Teil des Erfolges des römischen Reiches: Hätte man versucht, alles hermetisch abzuschliessen, hätte das sicher letztlich mehr Aufwand bei fragwürdigem Ergebnis bedeutet...

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Daoga  13.05.2024, 15:38
@LastDayofEden

Hermetisch abschotten wäre unzweckmäßig gewesen, denn man trieb auch mit dem "wilden" Land jenseits der Grenze Handel und hoffte die römische Lebensart auch dort auf friedliche Weise etablieren zu können, da ging es nicht nur um militärische Aktionen. Wer zu friedlichen Zwecken über die Grenze wollte wurde halt kontrolliert und durchgewunken, nur für Räuber und feindliche Stämme die plündern wollten sollte die Grenze unüberwindbar sein.

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Von Experte DianaValesko bestätigt

Die Massenmigration entstand durch die Hunnen https://studyflix.de/geschichte/voelkerwanderung-3913 Das brach relativ plötzlich über das Römische Reich hinein, welches sich zu der Zeit in einer sowieso schon schwierigen politischen Lage befand.

Woher ich das weiß:Hobby

Vermutlich ist daran zugrunde gegangen.

Eine der weitestgehend akzeptierten Ursachen - der Zustrom religiöser Stämme - wird von einigen in Abrede gestellt, die der Meinung sind, dass das mächtige Rom, die ewige Stadt, nicht so leicht einer Kultur, die wenig oder gar keine politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Grundlagen besaß, zum Opfer hätte fallen können. Sie glauben, dass der Untergang Roms einfach darauf zurückzuführen sei, dass die Migranten die bereits in Rom bestehenden Schwierigkeiten ausnutzten - Probleme wie eine (sowohl physisch als auch moralisch) verfallende Stadt, geringe oder gar keine Steuereinnahmen, Überbevölkerung, schlechte Führung und vor allem eine unzureichende Verteidigung.

Für einige war der Untergang unvermeidlich - oder meinen die jetzt doch Deutschland mit seinen vielen Parallelen?

Daoga  10.05.2024, 13:54

Religionen gab es im römischen Reich zu allen Zeiten im Dutzend billiger. Daran krankte es nicht, sondern an internen Querelen, der zunehmenden Dekadenz (hier durchaus Vergleiche zu heute, Brot und Spiele) und den Klimaveränderungen aufgrund schwerer Vulkanausbrüche in anderen Teilen der Welt, die Hunger und Pest Vorschub leisteten und die Völkerwanderungen anregten, denn in ohnehin klimatisch benachteiligten Gebieten wirkte sich die globale Abkühlung noch viel stärker aus als im warmen Mittelmeerraum.

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schelm1  10.05.2024, 14:01
@Daoga

Sie zerstören ja so einfach alle Ansichten der "Klimafuzzies" und der Migrationsfreunde!

Igitt! - Sowas aber auch!

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Daoga  10.05.2024, 14:12
@schelm1

Natur und Klima und ganz besonders die Vulkane scheren sich halt nicht um das Gedöns das die Menschen drum machen. Wenn bald mal wieder ein Supervulkan hochgehen sollte, werden wir uns ganz fix die Klimaerwärmung zurückwüschen.

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