Habt ihr Reiter ein schlechtes Gewissen gegenüber eurem Pferd?

15 Antworten

Nur "nicht reiten" ist nicht besser oder schlechter als reiten ...
Erkennt man natürlich, dass man einfach schlecht reitet und dies nicht ändern kann, bleibt man schon besser am Boden.
Aber auch da kann man "tierquälerisch" agieren ... es ist also egal, ob man nun drauf sitzt oder nicht, es kommt halt immer auf das Wesen/Doing des einzelnen Menschen an.
Aber gutes & umsichtiges Reiten ist für ein Pferd eher gesund (weil so die Atmung angeregt wird und es gelenkig wird), weil es einfach viel Bewegung braucht und diese in vielen Haltungen einfach nicht gegeben ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pferdehaltung/Reiten seit 1970

Anxjky  05.11.2023, 22:58

Genau so ist es! Es kommt eben immer auf die jeweilige Mensch/Pferd Kombi an - und auf deren (Un)Fähigkeiten, gesunderhaltend zu trainieren, sei es jetzt auf dem Pferd oder am Boden

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Es gibt wie immer zwei Seiten der Medaille. Klar kann es Tierquälerei sein. Unpassende Ausrüstung, ein nicht genügend ausgebildeter Reiter, beides zusammen etc.

Gleichzeitig kann man aber auch sagen, dass es keine Tierquälerei ist. Ich habe ein Freizeitpferd, bin selbst keine Dorothee Schneider oder Ingrid Klimke, belese und informiere mich aber und gebe mir alle Mühe, meinem Pferd ein guter Partner zu sein. Sowohl am Boden als auch im Sattel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigenes Pferd

RICHTIG gemacht und immer Pro Pferd ist Reiten nicht schädlich, obgleich das Tier nach seiner Anatomie erst mal nicht wirklich dazu ausgelegt ist, Lasten auf dem Rücken zu tragen.
Jetzt kann diese "Last" jedoch lernen, nicht lästig zu sein ;)

Passende Ausrüstung, regelmäßige Betreuung durch Physiotherapeuten, gute Grundmuskulatur und ein fairer Reiter helfen, dass Reitsport keine Tierquälerei ist.

Wenn jetzt aber ein, sagen wir, 150kg Anfänger meint, auf einem Pferd rum hopsen zu müssen, der Sattel drückt und der Mensch zerrt am Zügel?
-> Tierquälerei

Pferde, die in Reitschulen eine Stunde nach der anderen stumpfsinnig durch die Halle trotten, schon ganz "abgenutzt" im Maul sind, deren Sattel nie überprüft wird, weil das zu teuer ist, etc.?
-> Tierquälerei

Das Freizeitpferd, das kalt (ohne Warm Up) im Gelände ohne Sattel durch die Gegend fetzen "darf", dessen Hufe nicht bearbeitet werden, weil zu teuer und das auch keinen Tierarzt sieht, weil die Besitzer keine Ahnung von Krankheitsanzeichen hat?
-> Tierquälerei

Das alte, geliebte Pferd, das seine Rente in einer ruhigen Herde fristen darf, bewegt und vielleicht ab und an, an guten Tagen, gemütlich Schritt geritten wird, dessen Ausrüstung passt?
-> Keine Tierquälerei

Das Pferd, auf dessen Bedürfnisse eingeganen wird, bei dem darauf geachtet wird, was seine Tagesform ist, was es braucht und wie es sich fühlt, das auch mal ein "nein" äußern darf, dessen Trainingsplan angepasst ist, etc.
-> Keine Tierquälerei

Es kommt drauf an, wie das Pferd behandelt wird.

Huhu,

nein ich habe kein schlechtes Gewissen!
Aber ich finde trotzdem wichtig viel Bodenarbeit zu machen :D

Ein schlechtes Gewissen hätte ich eher als Turnierreiter höherer Klassen! Da ich jedoch nur noch freizeitlich im Gelände und auf dem Platz unterwegs bin, finde ich das völlig okay. Einem Pferd den Auslauf mit Spazieren zu ersetzen finde ich Schwachsinn bei einem fitten Pferd. Zumindest, wenn man es ausschließlich macht. Alles im Maße ist völlig okay, finde ich ;D

Ponyreiten bei Festen finde ich dagegen Tierquälerei, wenn die Ponys stumpf im Kreis rennen müssen ):

Abwechslung ist sowohl für Reiter als auch für Pferd wichtig :)

Liebe Grüße

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Urlewas  09.07.2023, 23:19

Da ist einiges an Unwissen im Spiel… Pferden, die in höheren Klassen geritten werden, geht es in sehr vielen Fallen besser als so manchem „Freizeitpferd“. Das kann man nicht pauschalisieren. So mancher wohlmeinende Freizeitreiter läßt sein Pferd vergammeln, sieht seine chronischen Schmerzen nicht, oder reitet es mangels Wissen über vernünftiges Training kaputt.
Frag mal einen Tierarzt - vorzeitige Verschleißerscheinungen kommen bei diesen so häufig vor wie bei jenen.

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Fliederfeder007  09.07.2023, 23:33
@Urlewas

Huhu,

ich habe dabei eher an so Fälle wie Totilas gedacht… Du hast recht, man darf das nicht pauschal sagen und mit der Freizeitreiterei hast du wahrscheinlich auch recht.
Ich komme leider aus einer Pferdegegend in der die meisten Turnierpferde ihre Zeit in der Box oder beim Training verbringen D: Vielleicht sehe ich das deshalb so einseitig 🤷🏻‍♀️

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Urlewas  09.07.2023, 23:44
@Fliederfeder007

Ja - das ist immer eine Frage der Perspektive. So wie mit der „Jugend von heute“… darüber wurde ja auch schon vor Hunderten von Jahren geklagt. Weil man immer nur die spektakulären Fälle sieht, wo alles schief läuft.
Was Turnierpferde angeht, sieht man den Unterschied sehr deutlich beim Springen. An der Weltspitze überzählig Stilisten im Sattel. Beim Dorfturnier der Klasse M kannst du dagegen oft kaum hinsehen, was da an Kamikaze geboten wird… Und was ich auch sehe, sind ach so liebe Spazierreiter, deren Pferde mangels vernünftiger Ausbildung mit vorzeitigen Arthrosen enden oder überfüttert an Hufrehe leiden.

Gut geht es Pferden, die mit Herz UND Verstand gehalten und bewegt werden. Völlig unabhängig vom Verwendungszweck.

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Fliederfeder007  10.07.2023, 12:51
@Urlewas

Völlig richtig! Direkt Daumen nach oben :D Vielen Dank, für diesen Einblick!

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Ich könnte stundenlang über dieses Thema debattieren, aber hier ist meine persönliche Erfahrung mit meinem eigenen Pferd: Ich mache sehr oft Bodenarbeit, gehe spazieren, longiere ihn etc. aber ich habe trotzdem den Eindruck, dass ich ihn damit nicht „auslaste“, denn nur beim reiten kann er z.B. auch mal im schnellen Galopp durch den Wald flitzen, und auch die dressurmässige Arbeit beim reiten macht ihm viel Spass. Ich sage nicht, dass das bei allen so sein muss.

Als ich ihn gekauft habe, kannte er Bodenarbeit so gut wie gar nicht, daher vermute ich, dass er sich beim reiten auch irgendwie wohler oder sicherer fühlte, da er das schon vorher kannte, ich weiss es nicht😄

Jedenfalls kann man sowohl von „oben“ auf dem Pferd als auch von unten vieles falsch machen, und natürlich auch bei der ganzen Haltung, daher würde ich nicht pauschal nur das „draufsitzen“ als potentielle Tierquälerei abstempeln (blöd gesagt). Umgekehrt ist es natürlich sehr wohl möglich, ein Pferd so zu reiten und halten, dass es gesund bleibt und tragfähig ist und Spass dabei hat.

Woher ich das weiß:Hobby – Langjährige Erfahrung

Jellybelly932  09.07.2023, 23:30

Ergänzung: Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass unsere heutige Pferdehaltung nichts mehr mit Wildpferden oder der Pferdehaltung von vor 100 Jahren zu tun hat. Wildpferde bewegten sich ca. 16 Stunden am Tag zum grasen und die Arbeitspferde waren den ganzen Tag wirklich am arbeiten, z.B. auf dem Feld.

Ob man dem Pferd heute dann gerecht wird, wenn man nur spazieren geht, naja. Ausser natürlich man geht jeden Tag mehrere Stunden wandern. 😉

Hinzu kommt, dass das Futterangebot auch nochmal deutlich gesteigert ist im Vergleich zu früher, das heisst rein theoretisch sollte man die Pferde heute noch mehr bewegen als damals.

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Urlewas  09.07.2023, 23:47
@Jellybelly932

Selbst mehrere Stunden wandern reicht nicht - in der Natur legt ein Pferd 20 -40 km am Tag zurück. Und hinzu werden Lunge und Kreislauf durch ausdauerndes und /oder schnelles Galoppieren gekräftigt. Na denn viel Spaß zufuß 😂

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