Die klassische Artdefinition als in sich geschlossene Fortpflanzungsgemeinschaft ist überholt. Wie genau man eine Art jetzt definieren soll, wo lokale Variation aufhört und Unterart beginnt und wo Unterart aufhört und Art beginnt, ist nicht allgemeingültig definiert. Bei sehr variantenreichen Gruppen wie Vögeln und Fischen wird zum Teil erbittert um den Artstatus gestritten und deswegen ist auch völlig unklar, wie viele Vogel- und Fischarten es wirklich gibt. Je nach Definition unterscheiden sich die Zahlen um tausende Arten.
Im Wesentlichen wird der Artstatus heute aufgrund von Vergleichen des Erbguts entschieden. Unterscheidet sich das Erbgut zweier Individuen nahezu nicht, gehören beide zur gleichen Art. Bei Menschen ist das einfach. Trotz aller Unterschiede im Erscheinungsbild und trotz deutlich unterschiedlich großer Reste von Genen mehrerer ausgestorbener (oder assimilierter) Menschenarten (Neanderthaler, Denisova, mehrere noch namenlose Geisterpopulationen), ist die genetische Vielfalt von Menschen sehr klein. Alle Menschen gehören zweifellos zur selben Art.
Die genetischen Unterschiede, die zu einem unterschiedlichen Erscheinungsbild z.B. der Hautfarbe oder Gesichtszüge führen, beschränken sich auf ganz wenige jeweils typische Allele. Diese Unterschiede sind wirklich winzig.
Der Verzicht auf den Rassebegriff bei Menschen hängt hauptsächlich damit zusammen, dass man als Rassen nur (noch) durch züchterische Arbeit erzeugte Formvarianten bezeichnet. Bei Wildtieren gibt es auch keine Rassen. Ein weiterer Grund ist, dass der Rassebegriff bei Menschen zu oft und mit furchtbaren Folgen missbraucht wurde und immernoch missbraucht wird.