Das Königsgambit ist eine wunderschöne Eröffnung, die durch alle Epochen des Schachs immer mal wieder populär auch bei hoch- und höchstklassigen Spielern war und ist.
Viele Spieler verwechseln jedoch "auskennen" mit "verinnerlichen". Man muss schon die Gene für das Königsgambit in sich tragen. Mann sollte also ein Angriffsspieler, taktisch versiert mit dem Auge für überraschende Wendungen, ein gesundes Maß an Opferbereitschaft und gut im Durchrechnen auch von stillen Zügen oder Ablenkungen des Gegners) sein und dabei auch selbstbewusst bei irgendwann eintretender völliger Ahnungslosigkeit auftreten.
Auf Hobbyspieler-Niveau ist das Moment der "unbekannten Fahrwasser" für Schwarz natürlich nicht unbedeutend und du kannst, wenn du die grundsätzlichen Strategien hinter dem KG verstanden hast und taktisch gut rechnen kannst, sicher viele Punkte holen.
Ich selbst hab' sehr gerne das Muzio-Gambit gespielt, wenn der Gegner es erlaubt hat (1.e4 e5 2.f4 exf4 3.Sf3 g5 4.Lc4 g4 5.0-0?!). Nimmt Schwarz den Springer folgt 6.Dxf3. Den Druck auf f7 durch die gute weiße Entwicklung muss Schwarz erstmal verteidigt bekommen. Die Verteidigungen sind aber zahlreich und für Weiß taktisch hochbrisant. Im Blitz oder Schnellschach bei guter weißer Vorbereitung ist es eine rasante Schlittenfahrt, die oft schon vor dem 20. Zug mit einem Sieger enden kann - wobei die Farbe des Siegers trotzdem oft nicht so ganz klar ist.
Auf dem Brett gegen einen Gegner, der nicht "auf der Brennsupp'n daher g'schwomma ist" werden dir aber oft Ablehnungen angeboten - meistens hier das schon erwähnte und sehr solide Falkbeer-Gegengambit (wird übrigens so ausgesprochen wie es geschrieben wird - also ...beer wie Beere und nicht Falkbier - der gute Mann hieß Ernst mit Vornamen und so nehme ich es auch mit seinem Nachnamen).
Das Problem beim KG ist, dass es seit Jahrhunderten bekannt und in vielen Jahrzehnten eine der beliebtesten Eröffnungen war, mit der sich die Meister aus den jeweiligen Epochen intensiv beschäftigt haben und unzählige Analysen, Varianten und Gegenvarianten ausgetüftelt haben. In heutigen Computerzeiten hat sich die Spreu zwar vom Weizen dieser frühen Analysen getrennt und die taktischen Fallstricke ausgelotet oder widerlegt - letztendlich kann sich aber jeder, auch der selbsternannte KG-Experte, in dem Wust von korrekten und weniger korrekten Abwicklungen, den Fallen für beide Seiten und letztendlich einfachen Rechenfehlern verrennen.