Woher weiß man, dass solche Funde authentisch sind?

6 Antworten

Am einfachsten erkennt man das an den Fundumständen.

Theoretisch könnte das ja irgendjemand vergraben haben, 

Ein Fachmann sieht das sofort.

Eine "in-situ-Lage" zu fälschen ist quasi nicht möglich. Vor allem nicht, wenn man nicht weiß, worauf es dabei ankommt. Und das wissen nur Leute, die schon mal selbst ausgegraben haben.

Bei dem von dir erwähnten Esoterikdingsbums war es ja so, dass nur das bereits geborgene Objekt den Forschern zur Verfügung gestellt wurde. Das wurde dann einer genauen Prüfung unterzogen und siehe da, es flog auf.

Grundsätzlich sollte man erst mal jedem Stück mit solcher Offenheit begegnen und die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es sich um ein Original handeln könnte, siehe auch Himmelsscheibe von Nebra.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Bewertung davon wird von der wissenschaftlichen Community getroffen. In der Peer review überprüft die den Fundzusammenhang und alle anderen Umstände.

Das von dir gezeigte Beispiel ist ein Beweis für die Funktionsfähigkeit dieser Prozesse.

Es kann also nach Jahrzehnten immer noch zu einer Neubewertung kommen, das ist immer wieder in der Wissenschaftsgeschichte zu sehen

Es kommt extrem auf die Fundumstände an. Bei manchen Objekten kann man in der Tat nicht ausschließen, dass es sich um Fälschungen handelt: wenn sie aus dem Antikenhandel erworben wurden, oder von Laien gefunden und dann abgegeben(wie im Falle des verlinkten Esoterikdingsbums). Je nach Material kann man Alter oder Herkunft bestimmen (C14 oder Isotopenanalyse), aber das geht nicht bei allen Objekten.

Bei anderen Objekten kann man fast sicher sein, dass sie echt sind: wenn sie vergraben waren. Man kann nämlich feststellen, ob die Erdschichten gestört wurden. Wenn jemand ein Objekt vergräbt, dann stört er beim Loch graben die Erdschichten. Wenn man dagegen bei einer Ausgrabung die Schichten intakt vorfindet, und diese Schichten vielleicht durch Scherben oder Münzen datiert werden können, dann hat man einen sog. "Terminus ante quem": die Schicht ist dann wie eine Art Siegel. Alles, was darunter liegt, muss notwendigerweise älter sein. Niemand kann hier ein Objekt nachträglich vergraben haben, denn er hätte sonst beim Graben die Schichten gestört.

Im Fall des Blockes mit der Pilatus-Inschrift kommt es wohl darauf an, wir sicher sich das Baujahr des Theaters feststellen lässt, in dem er eingebaut war. Ist es eine Fälschung, dann muss sie zumindest um einiges älter sein als dieses Bauwerk... denn man würde wohl kaum nachträglich einen gefälschten Stein aufwändig ins Mauerwerk einpassen und ihn dann so setzen, dass die Aufschrift unsichtbar ist... In dem Kalkül, dass irgendwann in Jahrzehnten oder Jahrhunderten Mal jemand das Bauwerk auseinander nimmt und ihn findet??? ( Und wäre er kurz vor der Ausgrabung da eingefügt worden sein, dann hätte man die Störung noch ganz gut erkennen können.)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Frage von marija324
Woher weiß man, dass solche Funde authentisch sind?

Vorweg.

Erst einmal würde ich grundsätzlich der Archäologie, also den Wissenschaftlern Glauben schenken.

Als Zweites räume ich ein, dass sich Menschen irren können (was in dem Fall des Esoterik-Fundes ja nicht zutraf).

@ marija324,

gibt es denn einen belastbaren Anhaltspunkt, die Authentizität des Fundes der Pontius-Pilatus-Inschrift bzw. die Seriosität der Archäologie in Zweifel zu ziehen?

Wenn ja, dann wäre eine Quellenangabe notwendig - oder ist es allein Dein Gedanke?

Zu Deinem "um bewusst die Geschichte zu fälschen".

So wie Du es schreibst, ist es doch nicht gewesen. Dass das Ding "bewusst vergraben wurde, um die Geschichte zu verfälschen", ist durch nichts bewiesen. In dem Artikel wird dazu auch geschrieben: "Die einzige Frage, die noch offen ist: Wer hat das Ding aus welchem Grund auf dem Friedhof vergraben?"

Die Archäologen vor Ort haben sich auch nicht hinreißen lassen, das Ding falsch zu interpretieren, die haben alles richtig gemacht.

Zitat:

Die dortigen Experten konnten sich jedoch zunächst keinen Reim darauf machen und weder Alter noch Zweck des achteinhalb Kilogramm schweren Artefakts eruieren. Nun wandte sich die Behörde hilfesuchend mit Bildern an die Öffentlichkeit.

Ein Hoch auf die Archäologie.

Woher ich das weiß:Hobby – Kooperation mit Archäologen und Landesämtern

marija324 
Fragesteller
 31.07.2022, 14:12

Ich habe das Geschichte verfälschen eher auf die Ringe und den Stein bezogen, aber danke für deine Antwort

0
Hayns  31.07.2022, 15:09
@marija324

Das habe ich sehr wohl so gelesen, den Ring habe ich bewusst nicht erwähnt, weil ´angeblich auch einen Ring von ihm gefunden´ und zum "Stein" hatte ich Dich folgendes gefragt:

@ marija324,

gibt es denn einen belastbaren Anhaltspunkt, die Authentizität des (Stein-) Fundes der Pontius-Pilatus-Inschrift bzw. die Seriosität der Archäologie in Zweifel zu ziehen?
Wenn ja, dann wäre eine Quellenangabe notwendig - oder ist es allein Dein Gedanke?

Eine Antwort wäre schön bzw. auch hilfreich für Dich selbst.

1

Das weiß man nie. Man weiß auch nie, was manche Objekte bedeuten. Ich denke da an kleine Statuen bspw. Theoretisch könnten Menschen in 3000 Jahren dein Quitscheentchen ausgraben, und es für eine Götterstatue halten.


Hayns  31.07.2022, 13:18
Antwort von Sniffyz123
Das weiß man nie. Man weiß auch nie, was manche Objekte bedeuten.

Zweimal "nie" und zweimal falsch.

Zum ersten "nie": Es gibt Fälle, wo man es nicht weiß. Mehrheitlich weiß die Archäologie aber, dass die Funde aus den Ausgrabungen authentisch sind.

Zum zweiten "nie": Es gibt Fälle, wo man es nicht weiß. Mehrheitlich kann die Archäologie aber den Verwendungszweck der Funde bestimmen.

1