Wieso heißt es immer die Wehrpflicht führt zu mehr Demokratie?

4 Antworten

Das sagt man deswegen, damit sich im Militär kein "Staat im Staate" herausbildet. Hat man eine Wehrpflicht, kommen immer wieder neue Rekruten in die Armee, die sich aufgrund ihrer meist kurzen Wehrpflicht nicht so leicht in Strukturen einfügen lassen die Anti-Demokratisch oder gar Staatsfeindlich wären.

Das ist der eine Punkt. Ich bin dennoch schwer gegen eine Wehrpflicht. So ein Haufen Bremser und Jammerlappen - damit kannst Du gekonnt die Moral jeder Armee untergraben.


Sebastian200834 
Fragesteller
 26.05.2022, 21:58

Ich bin auch gegen eine Wehrpflicht.

Zu diesem Punkt muss ich sagen dass ich den nicht für schlüssig halte, den ich denke nicht dass es einen nennenswerten Unterschied macht ob man das Kanonenfutter regelmäßig auswechselt oder nicht.

In der Türkei zB (mit Wehrpflicht) gab es vor wenigen Jahren einen Putschversuch, also gibt es auch da staatsfeindliche Tentenzen. Und bei dem mit der Antidemokratie sind wir wieder bei dem Punkt dass zB Nordkorea auch eine Wehrpflicht kennt.

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HolgieXX  26.05.2022, 22:05
@Sebastian200834

Nun, gerade das Beispiel Nordkorea ist für Deine Frage wenig geeignet. Menschen treffen Entscheidungen zumeist aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen. Die einzige Information die Nordkoreaner haben ist: Die Welt ist böse, Kim schützt uns, wir müssen Kim schützen.

Über die Umstände in der türkischen Armee habe ich ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung.

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Die Schweiz hat überhaupt keine strenge Wehrpflicht. Das ist vielleicht die Theorie, aber willst du da nicht hin, musst du nicht. Kannst auch zahlen oder Zivildienst machen

Und die Schweiz ist streng genommen nicht das, was man unter Demokratie versteht

Die Bürger suchen sich nicht den Bundesrat (die Führung) aus

Wir können jedoch mit genügend Unterschriften, Abstimmungen fordern


Sebastian200834 
Fragesteller
 27.05.2022, 14:44

Wie meinst du?

Muss man da wen bestehen oder gibt es eine legale Möglichkeit sich frei zu kaufen?

"Und die Schweiz ist streng genommen nicht das, was man unter Demokratie versteht"

Ich kenne das System da nicht aber habt ihr nicht voll viele Volksabstimmungen dort? bei uns in Österreich sind Volksabstimmungen fast nie.

Wir können höchstens ein Volksbegehren starten, aber auch das kann unser Nationalrat (also da Parlament) einfach ignorieren.

Wir hatten bisher 2 Volksabstimmungen (EU Beitritt und Atomkraftwerk) und eine Volksbefragung bezüglich Wehrpflicht.

Absonsten gibt es bei uns nur alle Jahre wieder die Wahlen wo man die Parteien wählt.

Weitere Möglichkeiten der politischen Partizipation gibt es nicht.

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Satiharu  27.05.2022, 15:42
@Sebastian200834

Es gibt ein 2-3 tägiges "Schnuppern" im Militär, die nennen das "Aushebung", da werden Tests gemacht, körperliche und intellektuelle, um herauszufinden, wie du deine Wehrpflich btzw Militärspflicht absitzt. zB Infanterie, Küchenpersonal, Grenadier, etc...

Jedoch kann man sagen, dass man nicht ins Militär will, und dann werden jene Beurteilenden ganz einfach so urteilen (zumindest meine Erfahrung). Ich war drei mal an dieser Aushebung, weil ich eben trotz der Beurteilung "Untauglich", den Zivildienst machen wollte, welchen ich dann aber wiederum wieder abbrechen wollte. Also man kann sogar hin und her, mit bisschen Aufwand zumindest

Wer als tauglich gilt (also hierarchisch und psychologisch einigermassen funktioniert UND willig ist, einigermassen mitzumachen), der muss ins Militär, oder ja nach Wunsch, den Zivildienst machen. Wer eben nicht tauglich ist (und das ist wie gesagt, sehr einfach zu erreichen), muss bis zu einem gewissen Alter Ersatz zahlen, ich glaube so um die 200.- Chf im Jahr, ca 10-15 Jahre lang.

In der Schweiz haben wir viele Abstimmungen, jedoch bedeutet Demokratie, nach internationaler Definition, die bürgerliche Wahl des Oberhauptes. Jedoch sind es nicht die Bürger, die den Bundesrat (schweizerisches Oberhaupt) wählen, sondern der Nationalrat und der Ständerat, diese werden aber vom Volk gewählt. (Ist ein etwas kompliziertes System, auch ich habe nicht den kompletten Überblick)

Deswegen, obwohl es sehr wohl teilweise eine Form der Demokratie (Herrschen des Volkes) ist, zählt es, soweit mir bekannt und zumindest international gesehen, nicht als Demokratie.

Über Gesetze wird teilweise abgestummen (4mal im Jahr, falls ich mich nicht irre). Doch nur, wenn sie grosse Veränderungen versprechen, oder das Volk ein neues Gesetz will, oder gegen ein Gesetz vorgehen will, das sonst vom Bund so vorgenommen wird. Es gibt nationale und auch kantonale Abstimmungen, zumindest für 18 &+ jährige Schweizer.

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Sebastian200834 
Fragesteller
 27.05.2022, 18:40
@Satiharu

"Jedoch kann man sagen, dass man nicht ins Militär will, und dann werden jene Beurteilenden ganz einfach so urteilen"

Ja versteh schon, also es wird einem versteckt die Möglichkeit angeboten all dem zu entkommen wenn man keine Lust drauf hat.

" muss bis zu einem gewissen Alter Ersatz zahlen, ich glaube so um die 200.- Chf im Jahr, ca 10-15 Jahre lang."

Da muss ich sagen dass kann aber je nach Einkommen dann durchwegs sinnvoll sein. Also wenn man gar keine Lust auf Militär oder Zivildienst hat und statt dessen dieses Jahr arbeitet dann verdient man ein vielfaches diese 2000 bis 3000 Franken nehme ich an.

Bei uns in Österreich ist es eher so dass der Grundwehrdienst von den Burschen als etwas komplett unnötiges und veraltetes gesehen wird, und man den halt hinter sich bringen muss weil man sonst rechtliche Probleme kriegt. Von den unter 25 Jährigen sind bei uns ca. 70-80% gegen die Wehrpflicht.

"edoch sind es nicht die Bürger, die den Bundesrat (schweizerisches Oberhaupt) wählen, sondern der Nationalrat und der Ständerat, diese werden aber vom Volk gewählt."

Ok das ist komplett anders als bei uns. Wir wählen den Bundespräsident (der faktisch keine Macht hat) und den Nationalrat der die Gesetze macht.

"Deswegen, obwohl es sehr wohl teilweise eine Form der Demokratie (Herrschen des Volkes) ist, zählt es, soweit mir bekannt und zumindest international gesehen, nicht als Demokratie."

Tja, das ist halt Ansichtssache was jemand als die perfekte Demokratie sieht.

Indem ihr über die Gesetze abstimmen könnt habt ihr sicher mehr Mitsprache als wir. Wir können NICHT MAL die Politiker die für uns entscheiden persönlich wählen sondern nur die Partei die die jeweiligen Politiker stellt.

Aber vielen Dank für den Einblick, die Schweiz ist halt echt ein "Sonderfall" in Europa, nicht abwertend gemeint.

Während in der EU ja sehr viel sehr vereinheitlicht ist, ist in der Schweiz ja alles komplett anders.

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Satiharu  27.05.2022, 21:13
@Sebastian200834

Also ich denke, der Betrag, wieviel man zahlt, richtet sich auch am Verdienten.

Da ich jedoch ständig weniger als das Existenzminimum verdiene (da ich Freiheit höher als Geld schätze), musste ich nur so um die 200 chf bezahlen

Im Zivildienst verdient man 80% des vorherigen Gehaltes. Vielleicht ist das im Militär dann auch so? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht

Der Bundespräsident hat keine Macht in Österreich?

Yup die Schweiz ist ein Sonderfall, und ja, ich will nicht werten, bestimmte Dinge gefallen den einen besser und gewisse nicht.

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Sebastian200834 
Fragesteller
 27.05.2022, 22:25
@Satiharu

Bei uns ist der Unterschied echt krass, man kriegt bei uns im Grundwehrdienst ca. 350€ im Monat (1 Euro ist ca. 1 Franken, weißt du vermutlich eh)

Im Zivildienst sind es ca. 500€ im Monat für Vollzeit.

Böse Zungen sagen ja es gibt bei uns die Wehrpflicht nur noch deswegen weil man damit billige Arbeitskräfte für den Zivildienst kriegt für die die Arbeitnehmerrechte nicht gelten.

"Der Bundespräsident hat keine Macht in Österreich?"

Also offiziell ernennt er die Regierung (was nur eine Formalität ist) und hin und wieder hält er mal eine Rede. Aber zu entscheiden hat der genau gar nichts.

"Yup die Schweiz ist ein Sonderfall, und ja, ich will nicht werten, bestimmte Dinge gefallen den einen besser und gewisse nicht."

Sehe ich auch so, jedes Land hat Vor- und Nachteile.

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Satiharu  28.05.2022, 08:26
@Sebastian200834

Naja ich finde den Zivildienst schon sinnvoll.

So können auch mal Studenten arbeiten, ausserdem ist es eine gemeinnützige Arbeit (was früher bei jeder Arbeit mal so war)

Doch nicht jeder kann soviel arbeiten und sich gut fühlen.

Ich habe meinen abgebrochen, weil ich keine 42 Stunden in der Woche arbeiten will, zumindest nicht auf diese eine Art und Weise.

Ich brauch Abwechslung und Sinn. Ausserdem kann ich mit fremdbestummener Autorität nicht viel anfangen

Interessant, dass der Bundespräsident selber kaum was zu sagen hat.

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Sebastian200834 
Fragesteller
 28.05.2022, 10:38
@Satiharu

Ja aber in Österreich ist eben das der Fall das du kritisierst.

"So können auch mal Studenten arbeiten"

Studenten wollen nicht für 400€ im Monat arbeiten, die würden lieber wenn schon dann für den Mindestlohn arbeiten der das 3,5 Fache davon ausmacht.

"Ich brauch Abwechslung und Sinn. Ausserdem kann ich mit fremdbestummener Autorität nicht viel anfangen"

Im Zivildienst arbeitet man fremdbestimmt, und man wird wie der letzte Dreck behandelt. Zumindest ist es oft so.

Beim Grundwehrdienst ist es ähnlich.

Man wird dort nicht wie jemand der etwas ehrenamtlich macht behandelt, sondern wie ein Zwangsarbeiter.

Bei uns in Österreich kommt noch dazu dass wir - im Gegensatz zu euch in der Schweiz - derartig hohe Steuern zahlen dass man sich echt fragt wie der Staat es schafft all dieses Geld auszugeben.

"Ich habe meinen abgebrochen, weil ich keine 42 Stunden in der Woche arbeiten will, zumindest nicht auf diese eine Art und Weise."

Ich hätte den Grundwehrdienst auch gerne abgebrochen, nur habe ich das nicht gemacht weil ich dann ins Gefängnis gekommen wäre.

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Satiharu  28.05.2022, 10:43
@Sebastian200834

Ich bin aus dem Zivildienst gekommen, weil ich ein psychiatrisches Gutachten gebracht habe (über meine scheinbare Unfähigkeit). Ich denke, so käme man auch aus der Wehrpflicht, auch in Österreich. Nicht sicher

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Sebastian200834 
Fragesteller
 28.05.2022, 10:47
@Satiharu

Ja das würde vermutlich bei uns auch gehen.

Ich bin dennoch ein Gegner der Wehrpflicht weil ich gerne selbst entscheide was ich in der Zeit mache die ich auf dieser Welt habe.

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In folgenden europäischen Staaten gibt es noch die Wehrpflicht:

Schweiz, Österreich ,Zypern,Griechenland,Dänemark, Finnland, Estland.

In Deutschland existiert ebenfalls die Wehrpflicht, sie wurde nur ausgesetzt.

Der Bundeswehr fehlt es an genügend Nachwuchs.

Befürworter der Wehrpflicht halten diese für gerecht und demokratisch, da sie alle betrifft.


Sebastian200834 
Fragesteller
 26.05.2022, 21:51

Alle würde ich nicht sagen, eher betrifft sie ca. 40% der 18 Jährigen.

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Sebastian200834 
Fragesteller
 26.05.2022, 21:55

Die ganzen Politiker die Kriege anfangen betrifft die Wehrpflicht jedenfalls nicht.

Es sind immer junge Männer die das ausbaden müssen dass die Politiker - egal ob sie die gewählt haben oder nicht - aufgetischt haben.

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Es gibt mehr demokratisch Länder als die genanten in denen Wehrpflicht herrscht.

Eine allgemeine Wehrpflicht sorgt für einen Austausch zwischen Armee und Zivilgesellschaft und verhindert das die Armee einen Staat im Staat bildet.


Sebastian200834 
Fragesteller
 26.05.2022, 20:25

"das die Armee einen Staat im Staat bildet"

kannst du das präzesisieren?

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Eimerkopf  26.05.2022, 20:39
@Sebastian200834

Die freiwilige Berufswahl eines Soldaten läst auf gewisse Charakter Eigenschaften schließen die (bei weitem nicht zwangsläufig) häufiger Auftreten. Das in Kombination mit Soldaten die unter sich bleiben. Kann innerhalb einer Armee zu demokratiefeindlichen Tendenzen führen eine Armee die sich mehr mit Impulsen von außen auseinandersetzen muß könnte mehr gegen solche Tendenzen gewappnet sein.

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Sebastian200834 
Fragesteller
 26.05.2022, 21:55
@Eimerkopf

Ich verstehe schon deinen Punkt, aber das ist ja in der Wehrpflichtarmee genauso.

Alle die einen höheren Rang haben, haben sich ja freiwillig dazu entschieden. In der Wehrpflichtigenarmee wäre es halt dann so dass die 30% Grundwehrdiener ganz normale Burschen mit unterschiedlichen Meinungen sind, während !!ALLE!! die in der Armee was zu sagen haben eben jene sind die sich freiwillig dazu entschieden haben und ifd. möglicherweise rechtsextrem sein könnten.

Als Grundwehrdiener wird man ja kein einziges mal nach der Meinung gefragt oder ob man etwas tun möchte.

Ich denke der Rechtsextremismus ist ein insgesamtes Problem, und keines speziell der Berufssoldaten.

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