Wie konnte sich die mehter Musik im osmanischen Reich durchsetzen, obwohl die Bevölkerung sehr religiös und konservativ war?

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Seit den Anfängen des Islam im siebten Jahrhundert streiten sich Rechtsgelehrte und Theologen, ob und wie sich Musik und Religion vereinbaren lassen. Kritiker behaupten: Musik stehe im Widerspruch zu islamischen Prinzipien von Bescheidenheit und Sittsamkeit. Sie verlocke zu Trinkgelagen, verbotenen sexuellen Beziehungen und Prostitution. Außerdem halte sie die Gläubigen von ihren religiösen Pflichten ab. Auch ist umstritten, ob laut vorgetragene Koranrezitationen erlaubt seien. Ihre Schönheit könnte den Zuhörer davon abhalten, über den Inhalt der Worte nachzudenken.....
Liberale Islamwissenschaftler verweisen auf mündliche Überlieferungen, Muhammad habe sich von Reisestrapazen bei Gesangsklavinnen erholt. Orthodoxe Glaubensforscher indes berufen sich auf Sunna-Passagen, in denen sich der Prophet abwertend über Musik geäußert haben soll....
Die Kontroversen um die Frage der Vereinbarkeit von Islam und Musik halten darum bis heute an. Besonders deutlich wird dies im Iran, Saudi-Arabien, Sudan und Algerien. Im Iran durften nach der Revolution fünfzehn Jahre lang nur Kriegshymnen, traditionelle Lieder und seichte Instrumentalmusik gespielt werden. Heute hat sich die Situation gebessert, auch wenn Radio und Fernsehen gelegentlich vor der Verwässerung revolutionärer und islamischer Prinzipien warnen.
Am schlechtesten erging es jedoch Musikern in Afghanistan, wo die Taliban seit 1996 jegliche Art von Musik und Unterhaltung verboten hatten. Die strengen Religionshüter kannten kein Pardon, wenn es um ihre Auslegung des Koran ging. Die meisten Musiker flohen aus Angst vor Folter ins Ausland. Mittlerweile kehren einige langsam wieder in ihre Heimat zurück.
https://www.dw.com/de/islam-und-musik-unvereinbar/a-517067