Welpe sehr unsicher und ängstlich, Tipps?

JustASingle  09.05.2024, 21:20

Woher kommt der Hund denn?

Nate19 
Fragesteller
 09.05.2024, 21:47

VDH Züchter.

Louli09  09.05.2024, 21:35

Seit wann habt ihr den Hund?

Nate19 
Fragesteller
 09.05.2024, 21:47

Seit 2 Wochen.

4 Antworten

Natürlich Ist ein Welpe Erst mal unsicher. Er hat gerade sein zu Hause verloren, seine Mutter, seine Geschwister und alles, was er kannte.

die Welt da draußen ist in neu und unbekannt und natürlich gruselig.

Stell dir vor, man setzt dich auf einem fremden Planeten aus, und da kommen lauter komische Dinge auf dich. Und fremde Wesen, von denen du nicht weißt, ob sie gefährlich sind oder nicht.

So geht es deinem Hund gerade. Nicht jeder Welpe ist ein Draufgänger, der auf alles und jeden zu rennt. d.h. aber noch lange nicht, dass der Hund deswegen grundsätzlich unsicher ist und es immer bleiben wird.

Ganz wichtig ist, was du jetzt tust. Überfordere den Hund nicht. Und du musst ihm die Welt erklären. er wird sich an dir orientieren. Es sollte jeden Tag etwas Neues kennen lernen - aber immer nur kurze Einheiten und dann wieder Ruhephasen. Ein Welpe verarbeitet alles was er erlebt hat im Schlaf. deswegen ist Schlaf für ihn unheimlich wichtig.

Wenn er draußen unsicher reagiert, auf irgendwas, dann reagiere du souverän. Schütze deinen Hund, zeige ihm, dass er sich auf dich verlassen kann und dass du die Dinge beurteilst.

zwinge ihn nicht zur Konfrontation mit Joggern oder Radfahren oder was auch immer. Such dir eine Wiese, wo du etwas ausweichen kannst und der Hund die Radfahrer auf dem Weg aber trotzdem aus sicherer Entfernung beobachten kann. Aber mach Kein „Theater“. Darum. Der Hund soll lernen, solche Begegnungen zu ignorieren, also nicht auf Jogger und Radfahrer zu reagieren. Halte einfach Abstand und Sprich mit dem Hund „schau - Da kommt ein Jogger der rennt nur sinnlos in der Gegend rum - der ist nicht gefährlich😊“ natürlich versteht der Hund nicht, was du sagst aber er wird deinen Tonfall, deine Körperhaltung und eben deine Reaktion registrieren. Und wenn der Jogger vorbei ist, gehst du weiter. DU musst den Eindruck vermitteln, dass diese völlig ungefährlich und uninteressant sind.
Wenn du dich aber jedes mal hinhockst und den Hund „beschützt“ und tröstest wird der Hund den Eindruck bekommen dass das gefährlich ist - einfach weil du so komisch reagierst.

Aber ermuntere ihn auch manche Sachen halt anzuschauen (wenn er sich zum Beispiel vor einer Mülltonne fürchtet oder vor irgendwas das im Weg steht und ungefährlich ist). Dann geh du zu dem Gegenstand hin, berühre ihn, zeig dem Hund, dass du davor keine Angst hast. Wenn er dann neugierig reagiert, bestätige das und lobe ihn, wenn er sich traut, sich das Ding anzuschauen oder anzuschnüffeln.

Nimm dir viel Zeit, wenn du mit dem Hund rausgehst. Es ist jetzt nicht wichtig, dass du große Strecken läufst sondern dass der Hund die Zeit bekommt, alle Eindrücke zu verarbeiten, die auf ihn einstürmen. Konzentriere dich komplett. auf den Hund, wenn du draußen bist. Beobachte seine Körpersprache und reagiere darauf wenn er Dich anschaut und eine Antwort von dir möchte.

Der Hund ist jetzt in einer sehr wichtigen Phase, und es liegt an dir, was du daraus machst.

Goodnight  10.05.2024, 10:07

Wunderbar, so macht man das! 💕🐾

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Louli09  10.05.2024, 15:14

Quasi die perfekte Antwort- mir fällt nichts ein was man ergänzen könnte 👍🏼👍🏼

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Oder habt ihr Erfahrung mit solchen Welpen?

Wir hatten uns einen amerikanischen Collie von einem Züchter ganz abseits auf dem Land geholt. Der hatte sich schon im Zwinger sehr schüchtern verhalten und ist nicht wie die anderen Welpen sofort auf uns losgerannt. Der hatte aber trotzdem eine besondere Ausstrahlung und wir haben ihn genommen.

Anfangs in der großen Stadt hatte der Angst vor allem. Bei jedem Geräusch hat er sich erschrocken und wollte am liebsten gleich wieder nach Hause. Wir haben ihn dann ganz langsam an alles gewöhnt. Zum Anfang sind wir immer den gleichen "kleinen" Spaziergang in einen kleinen Park um die Ecke gegangen, bis er sich schon mal daran gewöhnt hatte. Dann haben wir unsere Kreise immer mehr erweitert und ihn gezielt an immer mehr Eindrücke gewöhnt, ohne ihn allerdings zu überfordern. Geduld ist da ganz wichtig und selber keine Angst oder Unruhe auszustrahlen. Man darf nicht die Unsicherheit des Hundes übernehmen, sondern man muss dem Hund die Chance geben, die eigene Ruhe und Gelassenheit zu übernehmen.

Kann aus ihr ein souveräner Hund werden oder wird sie eher ängstlich bleiben?

Man kann nie von dem einen auf einen anderen Hund schließen. Jeder Hund ist eine eigene Peersönlichkeit. Unser Chico wurde jedenfalls im Laufe der Zeit ein ausgesprochen selbstbewusster, gelassener und (tschuldigung Selbstlob) hervorragend erzogener und sozial verträglicher Hund. Den konnten wir überall mit hinnehmen, ohne negativ aufzufallen. (Das Gegenteil war dauernd der Fall). Gegenüber Fremden behielt er immer eine gewisse Reserviertheit, hat dafür aber eine umso tiefere Beziehung zu seinen Menschen gesucht.

Fang langsam an, dein Hund muss nicht in 2 Wochen die ganze Welt kennenlernen und verstehen.

Erstmal muss er dich kennenlernen, sein neues Zuhause und die direkte Umgebung. Erst wenn das alles OK und nichtmehr gruselig ist wird der Radius größer, wieder mit ganz viel Zeit, zeigen, schnuppern lassen, vormachen etc.

Meine Dicke (Weiße Schweizer Schäferhündin) hatte am Anfang Angst vor Autos, Treckern, LKW und ihr Endgegner war der fahrbare Holzkran im Sägewerk nebenan. Fremde Menschen wurden auch erstmal vorsichtig beäugt aber dann siegte doch die Neugier.

Wir haben uns dann auf den Weg gemacht: Vors Haus, unsere stehenden Autos gucken, rund um sie herum spielen, leckere Kleinigkeiten futtern. Dann mal alle Türen aufmachen, durch wuseln lassen, den Motor anmachen, sonst nix und weiter rumalbern. Nicht groß betüdeln, nicht trösten sondern einfach im eigenen Tempo machen lassen und ermutigen.
Die LKW-Fahrer, die sich oft bei uns abstellten fanden es toll, das kleine Plüschmonsterchen zu bespaßen. Die meisten sprachen zwar kein deutsch aber egal, der Hund ja auch nicht :D
Als es mit stehenden Fahrzeugen klappte sind wir auf einem Weg der parallel zur wenig befahrenen Straße verlief spazieren gewesen, die ganzen neuen Gerüche und Eindrücke waren eine gute Ablenkung und nach ein paar Metern schaute sie kaum noch wenn mal ein Auto vorbeifuhr. Bis dahin hatten wir gute 3 Wochen gebraucht in denen täglich 1-3x geübt wurde.

Der Rest war eigentlich dann easy, das Prinzip "laute, stinkende, brummende Dinge fressen keine Hunde" war ja schon verstanden.

Sie wurde nie mutig und schaute immer genau bevor sie etwas neues ausprobiert hat aber wir haben eine Menge zusammen erlebt und sie hat sich von fast nichts mehr aufhalten lassen - wenn mir nichts passiert muss es doch sicher sein, hinterher! So ein Vertrauen aufzubauen dauert aber seine Zeit und muss auch immerwieder verdient werden.

Oft bleibt der Charakter, aber du kannst mit ihr viel üben, damit sie sicherer wird. Ein Draufgänger nur wahrscheinlich nicht mehr.

Wenn du dich runter bückst und sie versuchst zu beruhigen, unterstützt du nur ihre Angst. Am besten selbstbewusst an solchen "Gefahren" vorbei gehen und sie ein bisschen ignorieren in dem Moment, auch wenn es schwer fällt. Sie wird lernen: Mein Mensch hat keine Angst, ich kann mich auf ihn verlassen, es passiert nichts.

Super, dass ihr in die Hundeschule gehen werdet. Da gibt es sicher weitere gute Tipps.