Welchen der neun Bundeskanzler fandet ihr am besten?

7 Antworten

Von Experten DianaValesko und ArnoldBentheim bestätigt

Willy Brandt und Helmut Schmidt waren die beiden Bundeskanstler, die es schafften, dass ich mich als Jugendlicher für Politik interessierte.

Helmut Schmidt bewies politische Größe bei der Sturmflut 1962 https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Sturmflut-1962-Helmut-Schmidt-organisiert-grosse-Rettungsaktion,sturmflut1418.html In ähnlicher Situation zeigte ein anderer Politiker, wie man es auf keinen Fall machen sollte https://www.fr.de/politik/armin-laschet-lacht-lacher-lachen-cdu-flut-hochwasser-wahlkampf-bundestagswahl-2021-91421231.html

Willy Brandt zeigte politische Größe bei seinen Besuch in Polen https://www.planet-wissen.de/geschichte/persoenlichkeiten/willy_brandt/pwiederkniefallvonwarschau100.html

Konrad Adenauer ist zwar von der Partei her nicht meine Richtung, doch seine Aussöhnung mit Frankreich war eine politische Glanzleistung https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/bundesrepublik-im-wandel/deutsch-franzoesische-aussoehnung.html


Neugier4711  13.05.2024, 14:56

Vielen lieben Dank für den Stern

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Willy Brandt, obwohl mich die deutsche Politik, nur indirekt tangiert. Die aktuelle Entwicklung mit dem Wiedererstarken der Rechtsaussenparteien ist allerdings etwas, das auch mir als Schweizer grosse Sorgen bereitet. Die Schweiz ist zwar mit der rechtsaussen angesiedelten SVP gestraft, aber in unserem politische System ist das weniger gefährlich als in Deutschland, weil diese Partei, obwohl stärkste Kraft in der Schweiz; zumindest vorläufig wenig erreicht, weil sie keine Mehrheiten zustande bringt. Das sähe in Deutschland anders aus, wenn die AfD eine solide Mehrheit hätte, was hoffentlich nicht geschieht. Dem Vernehmen schwindet die Zustimmung ja im Moment. Man darf also hoffen.


tanztrainer1  12.05.2024, 17:31

Die AfD hat in Deutschland keine solide Mehrheit. Und bisher will keine andere Partei mit der eine Koalition eingehen.

Hoffentlich bleibt das so.

Obwohl die in den Neuen Ländern teilweise über 30 % liegt, reicht es auch dort nicht.

Eher kommen dort Koalitionen zu Stande, die man vor etwa zehn Jahren noch für unmöglich gehalten hätte.

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Singelmalt  12.05.2024, 17:53
@tanztrainer1

Danke für die Antwort. Es ist mir allerdings bewusst, dass die AfD keine Mehrheit hat. Bleibt nur zu hoffen, dass CDU und CSU der Versuchung nicht erliegen, irgendwann mit der AfD eine Koalition einzugehen. Da braucht es möglicherweise nicht allzu viel und Krisenzeiten mit kriegerischen Auseinandersetzungen, auch wenn diese das eigene Land nicht direkt betreffen, bilden erfahrungsgemäss immer einen zusätzlichen Nährboden für politische Veränderungen in die falsche Richtung.

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tanztrainer1  12.05.2024, 18:11
@Singelmalt

Wenn die das täten, das wäre quasi der Tod dieser Parteien.

Aber wenn das passieren sollte, würde ich möglichst auswandern.

שָׁלוֹם

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Singelmalt  12.05.2024, 18:21
@tanztrainer1

Das sehe ich auch so. Auch das mit dem Auswandern. Ich kann das zwar nicht entziffern, aber ich nehme an, dass die unteren Buchstaben hebräisch sind.

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Von Experte Neugier4711 bestätigt
Mein Favorit: Konrad Adenauer (1876-1967)

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die vier Alliierten die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen und das Land in Besatzungszonen aufgeteilt. Mit Fortschreiten des Kalten Krieges sicherten sich sowohl die westlichen Alliierten als auch die Sowjetunion die mehr oder minder freiwillig-gezwungene Unterstützung ihrer Besatzungszonen. Die Westmächte sorgten für die Gründung der Bundesrepublik in Westdeutschland, damit die dortigen Deutschen sich als freiheitlich-demokratische Gesellschaft bewähren konnten, während die Sowjetunion die sog. DDR als von Moskau gelenkte Parteidiktatur errichtete und ihre "Ostzone" noch weiter ausbeutete.

Adenauer war nach den furchtbaren Verbrechen der Nazizeit daran gelegen, den in der Welt beschädigten Ruf der Deutschen als eines zivilisierten Volkes wiederherzustellen, ein äußerst schwieriges Unterfangen. Zugleich musste er verhindern, dass wenigstens die Bundesrepublik, also Westdeutschland und seine Bevölkerung, der Sowjetdiktatur in die Hände fiel. Weil die Bundesrepublik keine militärische Macht war und sein konnte, brauchte er die Westmächte, um Westdeutschland gegen die sowjetische Bedrohung zu verteidigen. Verständlich war die Reaktion Adenauers, auch einen deutschen Militärbeitrag anzubieten, selbst wenn er nur unter internationalem Befehl akzeptiert werden würde. Denn die militärische Verteidigung allein den Westmächten zu überlassen, wäre von den Westdeutschen natürlich feige und als alleinige Aufgabe für die Westmächte eine Zumutung gewesen. Adenauers Anerbieten wurde angenommen, und weil sich die westdeutsche Demokratie als lebensfähig und zuverlässig erwiesen hatte, erhielt sie 1955 die Souveränitätsrechte zurück und zugleich die Pflicht, im Rahmen der Natomitgliedschaft der Bundesrepublik eine "Bundeswehr" aufzubauen.

Die Westintegration zur Sicherung der Freiheit und Demokratie in der Bundesrepublik war für Adenauer alternativlos. Einer stalinistischen Sowjetdiktatur, die zuvor mit dem Naziregime paktiert hatte, war in keinem Falle zu trauen! Das bedeutet nicht, dass Adenauer die Wiedervereinigung und die Befreiung der "Ostzone" bzw. der sog. DDR aufgegeben hätte. Doch ihm war angesichts der Blockbildung klar, dass dieses Ziel nur auf dem Weg umfassender Vertrauensbildung zu erreichen war. Adenauer hat dieses Vertrauen zu Westdeutschland bei den Westmächten durch seine verlässliche Politik hergestellt, durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion hat er außerdem den Weg vorbereitet, den dann Willy Brandt als Kanzler gegangen ist, nämlich auch bei den Mächten des Ostblocks Vertrauen zur Bundesrepublik zu schaffen. Adenauer war klar, dass eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Staatswesen nur auf dem einvernehmlichen Wege des Spannungsabbaus zwischen den gegnerischen Blöcken des Kalten Krieges und schließlich der Beendigung dieses Kalten Krieges möglich sein würde. Die Geschichte hat ihm Recht gegeben!

Adenauer war auch wichtig für die EU, weil er in dem Bewusstsein, dass Kriege zwischen engen Partnern in Wirtschaft und Politik nicht mehr geführt werden, die Gründung einer Gemeinschaft europäischer Länder begrüßte. Enge Partner bauen Vertrauen zueinander auf und kooperieren auf vielen Gebieten miteinander, was zum Abbau nationalistischer Verhärtungen beiträgt und letztlich zum Nutzen aller beteiligten Länder und Völker führt. Adenauer persönlich konnte auf die Erfahrungen zweier furchtbarer Weltkriege zurückgreifen und zog daraus seine Lehren. Besonders mit Frankreich wollte er eine jahrhundertealte "Erbfeindschaft" endlich beenden und beide Länder zu Motoren der europäischen Einigung machen. Daher war es ihm wichtig, dass Frankreich und Deutschland, dann die ihnen benachbarten Beneluxstaaten und Italien zu einer Aussöhnung kamen und zusammenarbeiteten, nicht zuletzt auch, um dem Sowjetkommunismus geschlossen entgegenzutreten.

Gewiss sollte ebenso die deutsche Wirtschaft und das deutsche Volk davon profitieren, denn die Bundesrepublik brauchte Geld, um den Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg, die Wiedereingliederung der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen und die Entschädigungen für die Opfer der Naziverbrechen, aber auch seine Verpflichtungen aus der NATO-Mitgliedschaft (Aufbau der Bundeswehr) sowie ein Sozialsystem, das die positive Einstellung der Deutschen zur Demokratie förderte, zu finanzieren. Adenauer hatte also innen- wie außenpolitische Gründe, am Aufbau der EWG/EU führend mitzuwirken. Er unterstützte daher die Entstehung der EWG 1957 zusammen mit anderen, weitblickenden Politikern in Westeuropa. Wir profitieren heute noch von der Weitsicht dieser Politiker.

Adenauer hat als Politiker nach einem grauenhaften Weltkrieg und furchtbaren Verbrechen Nazideutschlands bedeutende Leistungen erbracht und sich um sein Vaterland Deutschland verdient gemacht! Dat jenücht! 😊

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Helmut Schmidt, den fand ich total charismatisch. Adenauer habe ich nicht mehr so richtig mitbekommen, war aber auch gut, und als 2. käme bei mir Willy Brandt.

Viele sagen wohl: Helmut Schmidt - ich fand Willy Brandt besser: der hatte eine Vision; Helmut Schmidt meinte zwar, dass man damit zum Arzt gehen sollte, mir sind aber Visionäre lieber als Sachverwalter…

Willy Brandt wurde im Ruhrgebiet geliebt, Helmut Schmidt respektiert…