Was genau meint Kant mit Phänomena und Noumena?

2 Antworten

Noumena sind zunächst das Gedachte, Phänomena das den Sinnen Erscheinende bzw. die Erscheinungen.

In seiner vorkritischen Philosophie verwendet Kant den Begriff Noumenon für Gegenstände einer intellektuellen Erkenntnis bzw. einer möglichen intellektuellen Anschauung (im Gegensatz zur sinnlichen).

Das nur mit den Verstandesfähigkeiten Erkannte nennt er auch das Intelligible. Kant denkt hier noch in der Tradition von Platon, dass es höchste Ideen hinter den Erscheinungen / Phänomenen gibt, die niemals mit den Sinnen, sondern nur mit dem Verstand wahrgenommen, erkannt werden können. Die Idee des Stuhles, der ideale Stuhl an sich vs. der reale, konkrete, nicht ideale Stuhl, den ich wahrnehme.

In der Kritik der reinen Vernunft verwirft er die Möglichkeit einer rein intellektuellen Erkenntnis; die Noumena werden zu „Gedankendingen“, Vorstellungen nicht erfahrbarer Gegenstände. Sie verbleiben Grenzbegriffe der Sinnlichkeit und der Erfahrungserkenntnisse. Die Gegenstände der Erfahrung heißen bei Kant Phänomena oder Erscheinungen. Der Begriff eines Noumenons als Gegenstand ist nun ein Unterbegriff von Ding an sich.

Die reinen Verstandesdinge bleiben denkbar, sind aber prinzipiell mit dem Verstand unerkennbar. Das Ding an sich ist möglich, aber prinzipiell nicht mit den Sinnen erfahrbar.

Ding an sich ist dabei das Ideal, die Idee, der

Gegenstand, der bleibt, wenn man von allen subjektiven Bedingungen der Anschauung und den Gesetzen des Erkennens absieht

bzw. die

Gegenstände der Sinnenwelt in „ihrer Beschaffenheit an sich selbst“, jenseits der „Art, wie wir sie anschauen“

Sich mit Kant zu beschäftigen ist auf jeden Fall intellektueller Sport.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc., M.A., M.Sc. & Doktorand

Phänomena sind die Wahrnehmungen der Wirklichkeit.

Noumena sind Vorstellungen, die Teile dieser Wirklichkeit enthalten, nachdem man sie als Phänomena wahrgenommen hat, und Teile, denen nichts Wirkliches entspricht.

Das Erlebnis des Urlaubs in Spanien ist phänomenal, ein Phainomenon.

Die Erinnerung dieses Urlaubs, ist zum größten Teil phänomenal, insoweit sie verblasst.

Mischen sich unter diese Erinnerungen auch Dinge, die man nicht erlebt hat, oder denkt man, zum Zweck der Abfassung eines Spanienromans, zu dem Erlebten, noch Fiktives hinzu, so handelt es sich um ein Noumenon.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Jennyarywkke 
Fragesteller
 20.01.2023, 12:53

ohhh Dankeschön! Also beruht die phänomena auf die Erfahrungen und das Wissen dass man besitzt und die Noumena das Mögliche, was man sich aus den Erfahrungen erschließen KÖNNTE?

Das heißt auch dass es Sachen gibt sie möglich sind, von denen Menschen es sich aber nicht erträumen können, da die Erfahrungen dazu noch nicht gemacht wurden?

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OliverKrieger  20.01.2023, 12:54
@Jennyarywkke

Korrekt. J.R.R. Tolkiens Erfahrung des Ersten Weltkriegs, als Frontsoldat, war für ihn ein Phainomenon. Seine fiktive Welt Mittelerde, in der der kleine Hobbit spielt, ist ein Noumenon, so wie auch der von ihm so benannte Kontinent "Noumenor":

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Jennyarywkke 
Fragesteller
 20.01.2023, 13:16
@OliverKrieger

Ich danke Ihnen so sehr!!! Das ist tatsächlich nicht so schwer wie anfangs gedacht

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