Warum so lange Depressionen?

3 Antworten

Unter Anderem deshalb:

Depressionen sind beinahe wie eine Art Ping Pong zwischen Symptomen und Folgeerscheinungen, die die Erkrankung und Symptome mit sich bringen. Das macht es so schwer. Für viele Depressive ist es gleichermaßen ein Anfang bei 0 nach einer Erkrankung. Während einer Depression häufen sich Schwierigkeiten, die dadurch entstehen, dass unabhängig vom eigenen Willen während einer Erkrankung nichts mehr geht und der depressive Mensch während der Erkrankung automatisch wie blockiert ist. Diese Schwierigkeiten gilt es dann, in Angriff zu nehmen, sobald es sich bessert. Aber genau das kann auch dazu führen, dass ein Depressiver den Berg, über dem er fast war, wieder herunterrutscht. Ein Teufelskreis, weil dafür viel Kraft vonnöten ist. Die Zeit nach einer Depression kann ein ziemlich böses Erwachen sein.

Außerdem: Oft scheitert es auch daran, dass die Wurzel des Übels nicht gefunden wird. Mancher wirkt nach einer depressiven Episode geheilt, aber wie es eben überall ist, funktioniert es auch da nicht, nur die Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursache des Problems muss gefunden werden, für einen langfristigen Effekt. Ein Depressiver sucht während der Erkrankung ständig nach Eigenverantwortlichkeit. Aber oftmals genau an der falschen Stelle.

Und ein nicht unwesentlicher Faktor: Außeneinflüsse machen Depressive ganz besonders krank, denn oftmals werden sie von außen unter Druck gesetzt, gesund zu werden. Das ist eine der größten Problematiken, da die Gesellschaft noch immer recht uninformiert ist. Oft wissen Angehörige nicht, dass innerer und äußerer Druck über Jahre einer der Auslöser dafür sein kann und permanente Selbstanklage einer der Hauptsymptome einer Depression ist. Also auch hier wieder ein Teufelskreis. Oft ändern sich die persönlichen Umstände und persönlichen Trigger und Muster eines Depressiven auch nach der Erkrankung nicht. Denn weil das Umfeld eh meist das Gleiche bleibt, ist eine komplette Umstrukturierung schwierig und Wechselwirkungen + Rückfälle auch dank Unwissen Außenstehender vorprogrammiert. Deshalb ist es sinnvoll, Angehörige in die Therapie einzubeziehen.

Und zuguterletzt: Wieder zutage tretende körperlich/neurologisch/hormonelle Auslöser; genetische Komponente; unbehandelte Traumata (je nach Auslöser der Depression).

Es ist wie bei vielen Störungen. Du bist lange ein und den selben weg gegangen im Leben, mit allem drum und dran. Dieser Weg wurde breiter und immer einfacher zu beschreiten.

Um rauszukommen, musst du einen neuen Weg einschlagen. Ggf Bäume entwurzeln, und ihn lange Zeit gehen, bis er so bequem ist wie der Alte.

Wenn du 20 oder mehr Jahre einem Weg gefolgt bist, ist das verdammt schwer.

Weil es nicht heilbar ist und nebenbei noch das gesamte Leben zerstört.

Die Schul- und Berufslaufbahn und alle zwischenmenschlichen Beziehungen werden zerstört.