Warum sind Leute die aus schlechten Verhältnissen kommen, benachteiligt?

9 Antworten

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Chancengleichheit gibt es schon, aber man muss die Chancen eben auch aktiv ergreifen und gerade das funktioniert im "sozial schwachen" Milieu eben oft nicht so gut.

Meistens liegt es einfach an der Bildungsferne der Eltern und/oder dem mangelnden Interesse an Bildung (egal ob aus Dummheit oder Unkenntnis...) im gesamten familiären Umfeld. Die Kinder übernehmen die elterliche Einstellung und entwickeln weder Interesse an Bildung noch Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft um sich zu verbessern.

Einkommen korreliert sehr stark mit Bildungsferne, aber es gibt keinen zwingend kausalen Zusammenhang. Z.B. stammen meine Eltern aus eher ärmlichen Verhältnissen, aber sie waren immer bildungsaffin mit weitgespannten Interessen & diese Einstellung haben sie an meine Geschwister und mich weitergegeben. Die Mehrheit meiner Kommilitonen (Berufsakademie & Ingenieursstudium) stammte aus ähnlichen Verhältnissen (relativ einkommensschwaches Arbeiter-/Bauernmilieu)....

Man müsste weiter ausholen und ist vielleicht nur ein Beispiel von mehreren. Meine Familie ist psychisch krank, das ging von Generation zu Generation weiter. Ich kann jetzt nur bis zur Oma zurück denken, dadurch wurde meine Mutter krank und letzten Endes ich, wegen ihr. Wenn man psychisch angeschlagen ist, hat man ganz andere Probleme um in einer Schule mit zu kommen. Ich war zum Beispiel gar nicht in der Schule. Aber auch durch Sucht kranke wie Alkohol oder Drogen leiden Angehörige und die Leistungen lassen nach. Wenn Eltern von Großeltern geprägt sind, sie können nur weiter geben was sie gelernt haben und da es wegen der Umstände nicht viel ist, können Kinder nicht ausreichend gefördert werden. Die werden wie die Eltern, sind ja auch Vorbild.

Kann nur aus meiner Erfahrung sprechen: In der vierten Klasse wurde mir von meinen Lehrern stark abgeraten das Gymnasium zu besuchen, obwohl meine Noten aufjedenfall dafür gereicht haben. Vielleicht war es der Migrationshintergrund oder irgendwas anderes, trotzdem hab ich mir nichts einreden lassen und es besucht. Dennoch nagt das noch immer an mir. Als ich älter wurde, musste ich im jungen Alter anfangen zu arbeiten und einen Teil abgeben. Mir blieb dadurch viel weniger Zeit für die Schule, es war schwierig im Unterricht mitzuhalten. Zuhause gab es zusätzlich noch viel Stress, vorallem wegen dem Geld, Geschwister, als auch ich kamen auf die schiefe Bahn, Drogen, Kinderheim und und und. Da gibt es noch einige andere Faktoren, aber das wäre zu viel für so eine Anrwort.

irgendwie hab ichs doch geschafft, wurde für mein Traumstudium angenommen und ziehe demnächst aus.

Es gibt schon eine Chancengleichheit. Nur leider kümmern sich die Eltern von Kindern aus nicht so wohlhabenden Familien so intensiv um ihre Kids. Das ist nicht unbedingt immer so, aber leider recht häufig.

Wenn Kinder aus sozial benachteiligten Familien kommen, dann haben sie automatisch weniger Chancen im Leben, weil keine Ressourcen im Hintergrund stehen, um Probleme aufzufangen.
Mit Ressourcen meine ich Bildung, Geld, Zeit und vieles mehr. Wenn Mutter und Vater zwei Jobs machen müssen, um über die Runden zu kommen, dann ist niemand da, um das Kind z.B. schulisch oder menschlich zu unterstützen.
Ganz einfaches Beispiel: Verdienst du gut, dann kannst du deine Kinder bei schulischen Problemen einfach zum besten Nachhilfelehrer schicken. Schaffst du es mit dem Geld was du hast nur ganz knapp über den Monat, dann fällt die Option weg.
Und dann kommt wieder der Zeit- und Bildungsfaktor ins Spiel, dass du selbst deinem Kind nicht helfen kannst.


jve46 
Fragesteller
 11.05.2024, 22:19

meine Eltern haben mir nie Hilfe in irgendeiner Art gegeben. Trotzdem funktioniert bei mir das Schulthema

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SirSilenius  11.05.2024, 22:21
@jve46

Das muss ja auch nicht sein, dass es so läuft. Zum Glück. Aber es ist bei sozial benachteiligten Familie ja leider eher die Regel, und deshalb müssen wir als Gesellschaft dafür sorgen, dass es weniger Familien gibt, die schlecht dran sind. :)

Bei einem Freund von mir war zum Beispiel das Studieren einfach nicht möglich, weil er und seine Familie nicht genug Geld aufbringen konnten. Bei mir haben meine Eltern was beisteuern können, damit ich mir das leisten konnte.

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Liesche  11.05.2024, 23:02

Wer in der Schule gut lernt und immer zum Unterricht kommt, der braucht keine Nachhilfe.

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