warum gab es früher eine ritter rüstung?

17 Antworten

Zur Rüstung an sich wurde ja schon genug geschrieben. In der modernen Zeit gibt es Alternativen, die den selben Schutz bieten, den großen Nachteil der Unbeweglichkeit aber ausgleichen. "Kevlargewebe" ist sehr leicht und gehört bei den meisten Soldaten heute zur Standardausrüstung. Reine Metallrüstungen dürften wohl endgültig der Vergangenheit angehören.

Es ist dir unbenommen auch heute noch in einer Ritterrüstung gemächlich deines Weges zu ziehen. Wenigstens ist mir kein entsprechendes Verbot bekannt. Die Frage ist, ob das tragen des Helmes nicht eventuell unter das Vermummungsverbot fallen könnte. Vielleicht reicht es ja, das Visier offen zu halten.

Du solltest jedoch bedenken, dass diese Rüstung eigentlich ein Ausrüstungsgegenstand für den Kampf oder zumindestens ein Schutz gegen Überfälle auf Reisen war. In der Zeit, als diese Kleidungsstücke in bestimmten Kreisen, eben jenen die es sich erlauben konnten, getragen wurden, gab es zum Beispiel nicht die heute bekannten Fortbewegungsmöglichkeiten. Man reiste relativ Schutzlos zu Fuß, zu Pferd oder auf Karren. Auch waren die Wege nicht annähernd so gesichert oder soll ich sagen Videoübrwacht wie heute. Die staatliche Schutzgewalt war nicht "omnipräsent" Man mußte halt schon selber schauen, wie man heil durch und ankam. Dabei half dieser Panzer denn doch.

Im Kampf, hm, nicht nur die Kleidermode hat sich geöndert, auch die Waffen. So eine Rüstung ist verdammt schwer und wahrscheinlich wären die heutigen Soldaten nicht einmal annähernd in der Lage sich darin zu bewegen und auch noch koordinierte, Erfolgsorientierte Kampfhandlungen zu führen. Eine gewisse Unbeweglichkeit ist schon in den eisernen Leibchen vorhanden.

Für die Bundeswehr kämen Rüstungen partout nicht in Frage, denn sie kosten einfach zu viel. Und da ja bekanntlich das Budget des Militärs für andere Dinge ( siehe Drohnen) dringend und gerne ausgegeben wird, ist wohl kein Geld für nostalgische Kampfführung in entsprechender Ausstattung vorhanden.

Ich denke, die Blechbüchsenarmee der Augsburger Puppenkiste war die letzte aktuelle Kampfmacht, der in Rüstung und formiert antrat.

Früher paßte die Ritterrüstung. Mal ernst, eine Ritterrüstung mußte nicht unbedingt aus Metall sein. Es gibt genug alte Relikte, die entwseder aus Leder oder sogar aus sehr fest gefilzter Wolle sind. Da ging auch kein Pfeil durch. Damals waren diese Rüstungen das technisch beste, was sich die betuchten Menschen leisten konnten. Was machbar war von den damaligen Fertigkeiten und Fähigkeiten her. Und es schützte wirksam gegen die damaligen Waffen. Von daher paßte es.

Doch nicht jeder, der sich mit den damaligen Waffen auseinandersetzen mußte, durfte auch die silberne Ritterrüstung tragen. Dies war den Rittern vorbehalten und wurde bei Nichtbeachtung empfindlich geahndet. Das gemeine Volk hatte weitaus einfachere Rüstungen. Die Bauern kamen in Alltagskleidung zum Kampf.

Einige nette Anekdoten dazu gibt es auch in dem Film "Ritter aus Leidenschaft" mit dem bedauerlicherweise viel zu früh verstorbenen Heath Ledger in der Hauptrolle. Der Film macht auch boshafte, aber witzige Anspielungen auf die heutige Zeit.

Moin,

einen Versuch dieser Richtung machten die Italiener im Ersten Weltkrieg, es wurde eine Art Stahlblech als Rüstung genutzt. Das gesamte Kommando wurde durch Beschuss festgenagelt, kam unter dem Gewicht nicht mehr weiter und wurde vom Gegner ausradiert, während dieser keine Verluste erlitt.

Es hält dich heute niemand mehr ab einen Blechhaufen zu tragen, militärisch gesehen ist die Verwendung von Stahlrüstungen allerdings nicht aus Modegründen verschwunden. Während vor Pfeil und Schwert eine gute Schutzwirkung besteht, nimmt die Durchschlagskraft von Feuerwaffen seit fast über 500 Jahren konstant zu. Für die Fußsoldaten wurden also mit der Zeit eine herkömmliche Panzerung überflüssig und da bald hauptsächlich geschossen wurde sogar hinderlich. Bei der Kavallerie hielt sich noch einige Zeit eine leichtere Rüstung, da von der Natur des berittenen Kampfes her der Nahkampf gesucht wurde. Im 20. Jahrhundert war der Einsatz von Reitern dann wegen gesteigerter Feuergeschwindigkeit und Reichweite der Gewehre wegen der großen Zielfläche ein Selbstmordkommando.

mfg Nauticus


findesciecle  14.09.2013, 21:29

Bravo D.H. Deine Erklärung sitzt präzise , didaktisch gut , nicht zu kompliziert für den Fragesteller und ich konnte auch noch was neues lernen (die Anektode mit den Italiener war mir völlig neu! ) Also selbst wenn hier ein Gedicht die meisten D.H bekommt: dein Text hat den Stern verdient!

Denn das Phänomen (das Du aufzeigst und perfekt erklärst) ist ja: Rüstungen konnten schon im M.A. durchschlagen werden, blieben aber bis weit in die Frühe Neuzeit , zumindest in Rudimenten (Brustpanzer) bis hart an die Grenze der modernen Kriege nicht nur Mode der Offiziere sondern auch realer Schutz gegen verirrte Kugeln, Schrapnells, Stiche und Hiebe! Das war halt jahrhundertelang eine Gradwanderung: Mobilität versus beschränkte Sicherheit. ODer anders ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten!

Wie gesagt: Du hast den Stern hier verdient!!!!!!

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Nauticus  15.09.2013, 12:09
@findesciecle

Vielen Dank kann ich jetzt nur sagen; ohne hochgestochen klingen zu wollen - dieses Kompliment freut mich mehr, als es irgendwelche Punkte oder DHs je könnten!

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Ritterrüstungen schützten ganz gut gegen die Waffen der damaligen Zeit. Wer so etwas trug, war zwar weniger beweglich aber gut geschützt und hatte dadurch im Kampf Vorteile. Als die Waffen besser wurden schützten die Rüstungen nur noch, wenn sie immer dicker wurden und damit schwerer. So behinderten sie aber den Träger. Irgendwann waren die Nachteile einer Rüstung größer, als die Vorteile durch den Schutz. Somit wurden sie überflüssig.

Ritter erlitten ihre ersten vernichtenden Niederlagen übrigens nicht erst mit der Einführung der Feuerwaffen. Gut ausgebildete Fußtruppen mit Langwaffen schafften das bereits am 11. Juli 1302 in der Schlacht von Courtrai (auch Schlacht der Goldenen Sporen, Sporenschlacht von Kortrijk). In der Schlacht von Crécy (1346) brachten englische Langbogenschützen einem französischen Ritterheer eine weitere vernichtende Niederlage bei.

Ob Ritterrüstungen heute noch sinnvoll sind, kannst du sehen, wenn du mal Polizisten beim Einsatz siehst. Die Tragen nicht nur Helm und Schild, sondern auch Protektoren ("Panzerungen") an Armen, Beinen, Brust und Rücken. Es kommt also darauf an.

Heute wären Ritterrüstungen nicht mehr sinnvoll.

Damals waren diese Rüstungen effektiv, sie boten Schutz vor vielen Dingen wie z.B. Hiebe mit Waffen. Allerdings gab es schon damals Waffen die eine Ritterrüstung durchdringen konnten (der Bogen z.B. später dann die Armbrust). Also kannst du dir wohl ausmalen was passiert wenn eine normale Kugel aus ner Pistole eine Ritterrüstung trifft oder?