Sturm und Drang Gedicht Aufhängerideen für die Einleigung?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Auf der folgenden Seite findest du nicht nur eine Auswahl von Gedichten, die dran kommen könnten. Sondern am Anfang haben die Leute anscheinend mal eine ähnliche Aufgabe gelöst und vorne einen Vorschlag eingebracht. Vielleicht kannst du mit ihm was anfangen.
https://textaussage.de/sammlung-gedichte-des-sturm-und-drang

Deine Leitmotive des Sturm und Drang sind noch zu oberflächlich geschrieben, das passt aber zum typischen Unterricht der Allgemeinbildenden Schule und zu typischen Wikipedia-Artikeln.

ABER > Kant schrieb in seinem Aufsatz "Was ist Aufklärung?" nicht wie immer überall falsch geschrieben, "cogitare aude!", "Wage mit dem Verstand zu denken!", sondern "Sapere aude!" und das heißt "Wage mit der Vernunft weise zu sein!", d.i. über Gut und Böse nachzudenken - und gegen das Böse zu handeln (vgl. sein kategorischer Imperativ).

Und so ist das Stürmen und Drängen die zuerst unbewusste und allmählich bewusste Rebellion gegen all das traditionell Ethische, das eben nicht endlich wagt über Gut und Böse nachzudenken, eben nicht weise zu sein, sondern nur den Verstand über die Affekte stellt. (Affekte nannte man damals die Gefühle, weil dies nur den Verstand störende und an den Verstand angeheftete (=affektum, afficere) kurzzeitige Leidenschaften seien (vgl. Affektenlehre)).

So galt die absolute Monarchie durch das Gottesgnadentum mit ihrer militärisch strengen gesellschaftlichen Hierarchie als naturgegeben. Und man liebte nur heimlich, geheiratet wurde als Zeichen höchster Ethik aus materiellen Gründen. Die Väter entschieden darüber; das Patriarchat war rechtlich geschützt, war die oberste Autorität, wer dagegen verstieß, wurde strafrechtlich geahndet.

Denke zum Beispiel an Schillers Drama "Die Räuber". Die Wurzel der Tragödie (kurz zu Beginn erwähnt) ist die traditionelle Duldung der Fehlentscheidung des Vaters, da er glaubte, dass seine beiden Söhne (die unterschiedlichen Räuber) niemals Todfeinde werden könnten. Also hätte man des Vaters Autorität mit Kants Aufforderung brechen müssen. Aber wer macht das?!

Erkennst du jetzt die unaufhaltsame Wut des Sturm und Drangs - gegen alles und jeden, wer und was böse zu wirken erscheint?

Denke zum Beispiel an Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther(s)". Werther kann seine Geliebte niemals zur Ehefrau erhalten. Er ist machtlos, allein, folglich ist der Selbstmord sein Weg der Konfliktlösung.

Im Sturm und Drang wollen einzelne Menschen, dass das Streben zum glücklichen Gefühlsleben endlich über Gut und Böse mitentscheiden darf, nicht nur immer der Verstand. Und sogar Kants Vernunft wird erweitert, aber das Rachegefühl gilt als böse, niemals als gut.

Literarisch formal als Vorbilder griff man sich die Dramen des berühmtesten Dichters Europas: William Shakespeare.

Man erkannte, dass ein wichtiger geistiger Inhalt nicht in die tradierte Gestaltung zu zwingen ist (vgl. z.B. aristotelische Poetik über die Tragödie), sondern dass das schriftstellerische Material zusammen mit dem geistigen Gehalt immer eine einzigartige (=originale) Gestalt (=forma) erschafft (=generare). So nannte man das Vorbild Shakespeare das Muster des Originalgenies. (vgl. z.B. heutzutage typische Fernsehfilmdauer = 85 Min, egal welches Thema, welchen Gehalts).

Genügt dir das zum Nachdenken für "Aufhänger"?


lalalakdhdhshs 
Fragesteller
 12.05.2024, 10:31

Ohja, vielen Dank! Wie du schon ahntest, in der Schule haben wir uns nur sehr oberflächlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Epoche scheint ja um einiges spannender gewesen zu sein, als es vermittelt wurde. Danke auch für die Denkanstöße. :)

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Skoph  12.05.2024, 14:43
@lalalakdhdhshs

Die Werke des Sturm und Drangs passen wegen ihrer Autoren, der damaligen Trotzköpfe gegen alles Traditionelle, nicht mehr in die Klassik und nicht ganz in die Romantik. Deshalb sagen wir heute noch zu dem meist jugendlichen Lebensabschnitt besonders von Künstlern, in dem sie in ihrer Jugend irgendwie "unreife" Werke schufen: Das war damals die "Sturm-und-Drang-Zeit" des Künstlers.

So sucht man das Epochentypische in den Werken, findet auch etwas Untypisches, Außergewöhnliches, das war dann der Sturm und Drang - nach dem Titel Klingers Drama.

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