Sind U-Boot Sonare für Taucher gefährlich?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Sonar ist nicht Sonar.

Als erstes sondern wir einmal den passiven, rein lauschenden Sonar aus. Hier wird keine Energie abgestrahlt und damit besteht keine Möglichkeit für eine Schädigung.

Dann betrachten wir einmal einen "Orientierungs"-Sonar, also etwa "ein Bisschen Licht machen", damit mensch nicht irgendwo gegen fährt. Schon aus rein ökonomischen Überlegungen wird dieser immer nur so stark sein, dass die unmittelbare Umgebung ausgeleuchtet wird und ich mit relativ einfachen Geräten zu einer hinreichenden Darstellung gelange. Kurz gesagt: Hier werden relativ geringe Schalldrücke verwendet. Wenn ich mich genau vor die "Keule" des Senders stelle, schaffe ich mir vielleicht etwas Ohrenweh zu holen, aber dann bin ich durch die Strömungen entlang des Schiffes und seinen Antrieb viel stärker gefährdet!

Wenn ich allerdings einen "Weiten"-Sonar betrachte, bspw. zur Kartographierung, dann komme ich in Bereiche, in denen es einfach "laut" wird, also das Gehör erst belastet und dann geschädigt wird. Hier gelten die gleichen Werte wie an Land allerdings um 26 dB nach oben verschoben (s. Quelle unten).

Wenn ich es (militärisch) übertreibe mit dem "Weiten"-Sonar, so komme ich (wie an Luft auch) in den Bereich der nervösen Beeinflussung, es kommt zu Aussetzern des Nervensystems oder Bewusstlosigkeit. Im Besonderen ist für einen Menschen in für ihn lebensfeindlicher Umgebung nicht gesund. Insofern es zu Fehlsteuerungen während einer auch nur kurzen Bewusstlosigkeit käme, könnte das Schäden oder Tod nach sich ziehen.

Komme ich noch näher an die Schallquelle oder sendet diese noch stärker, komme ich in den Bereich, in dem es zu Kavitationen kommt: Unter dem Druckwechsel bilden sich Hohlräume in der Flüssigkeit/Wasser, die wieder kollabieren. Entstehen Kavitationen eines bewegten Schallfeldes in Gewebe oder in bewegten Flüssigkeiten, so kollabieren sie nicht wieder und bilden bleibende Bläschen. Das schädigt das Gewebe oder erzeugt Luftbläschen in der Blutbahn, die die Funktion des Herzens stören und in Kapillaren zu Gewebeunterversorgung und schließlich -absterben führen. Letztes wäre vergleichbar der Taucherkrankheit.

Meist ist Sonar also ungefährlich für Taucher und erst im Bereich von militärischer Verwendung bedenklich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das kann ich dir als ehemaliger Ubootfahrer und Marinetaucher ganz genau beantworten.

er erwähnte nebenbei das die Druckwellen des Sonars für Taucher schädlich sein sollen.

Das trifft nur bei größeren Entfernung zum Sonargerät zu. Bei geringeren Entfernungen unter 100 m wäre ein Sonarimpuls absolut tödlich für einen Taucher.

Als Einsatzleiter von Tauchübungen in einem Hafen musste ich die einige Tage vorher dem Hafenkapität melden. Der hat dann veranlasst, dass alle Schiffe im Hafen Bescheid wussten und ihre Sonargeräte gegen Einschalten sichern mussten.

Das Sonargeät einzuschalten ist so ziemlich die beste Verteidigung eines Schiffes gegen Kampfschwimmerangriffe.

Du musst dir vorstellen, dass Wasser den Schall um vieles besser leitet als Luft. Mit unserem Horchgerät auf dem Uboot konnten wir gegenerische Sonarimpulse je nach Wasserverhältnissen bis weit über 100 km hören. Nun stell dir mal vor, was für einen Lautsprecher du brauchst, damit der in 100 km an der Luft noch zu hören ist.

Gelegentlich wurden wir im Rahmen von Manövern von den eigenen Leuten oder bei Spionagefahrten von Russen gejagt. Da konnte man im Boot deren Sonargeräte mit bloßem Ohr auf mehrere Kilometer weit hören.

Nochmal was zur Vorstellung: Halte mal dein Ohr direkt an einen Lautsprecher mit 100 Watt, drehe den Verstärker bis zum Anschlag auf und gib dann einen kurzen Sonarimpuls mit etwas 2000 Hz drauf. Das bläst dir glatt den Kopf weg. Auf jeden Falll bist du dann taub und womöglich sogar bewusstlos. Und nun stell dir vor, dass das Sonargerät nicht 100 Watt, nicht 1000 Watt, sondern 10 kW Leistung hat, die es voll auf diesen einen Ton konzentriert. Das wäre also so, als ob 100 Lautsprecher mit 100 W direkt um dich herum stehen und alle auf einmal den Impuls aussenden.


Iralupus18 
Fragesteller
 15.04.2021, 00:46

Ich hätte diesen Beitrag als am hilfreichsten auszeichnen sollen, sehr ausführlich beschrieben! Meine Frage ist hiermit komplett beantwortet, besten Dank.

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Unter Wasser hört man sehr gut. Schiffschrauben sind richtig laut beim Tauchen.

Allerdings hört der Mensch nicht die hohen Frequenzen mit denen Wale nicht nur kommunizieren sondern auch navigieren.

Da wir Taucher aber visuell navigieren, sind die Auswirkung des Lärms nicht so gravierend, deshalb verliert man nicht die Orientierung, man nimmt die Frequenzen nicht mal wahr. Niederfrequente (wie aus Uboot Filmen bekannt) würde man zwar hören, sind mir aber noch nie begegnet.


Iralupus18 
Fragesteller
 13.04.2021, 11:07

Ich habe mich mal im Netz weiter darüber Informiert und es gibt Aufnahmen von Tauchern in denen diese Frequenzen zu hören sind. Die Taucher befanden sich nicht weit weg eines 6000m tiefen Drop Off und hörten Ruckartig diese Töne, sie waren sehr Irritiert zu dem verursachte das Piepen massiv im Ohr schmerzen. Ob es zu 100% ein U-Boot war konnte man nicht beantworten.

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