Ist es krankhaft immer allein sein zu wollen?
Hey Leute, ich habe eine, für den Großteil der Gesellschaft, merkwürdige Ansicht, was das aufrechterhalten von sozialen Kontakten angeht. Sowohl im Schulalltag, als auch in meinem Nebenjob in einer Tankstelle, bin ich im ständigen Kontakt mit anderen Menschen und habe keinerlei Probleme damit, mich mit ihnen zu unterhalten und mich auf sie einzulassen. Ich bin für gewöhnlich in den Momenten extrovertiert und suche Gespräche, habe auch keine Angst auf mir fremde Personen zuzugehen.
Andererseits spüre ich aber seit längerer Zeit, dass es mir schwer fällt, Menschen ernsthaft an mich heranzulassen. Mit anderen Worten: Ich bin gerne alleine. Und zwar, fast immer, wenn es mir meine Freizeit ermöglicht. Ich habe nur ein, zwei Kumpels, mit denen ich gelegentlich (und gelegentlich ist wirklich nur gelegentlich) etwas unternehme. Doch selbst in diesen Momenten spüre ich häufig den Drang danach, wieder alleine zu sein. Ich sollte noch dazu sagen, dass ich nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen werde, es gibt also durchaus einige Leute, die gerne etwas mit mir unternehmen würden.
Alleinsein bedeutet für mich nicht Einsamkeit, sondern die Möglichkeit meine Freizeit so auszugestalten, wie es mir beliebt. Ich habe kein bzw. nahezu kein empfinden für Einsamkeit, kann auch nicht nachvollziehen, warum andere „immer“ unter Leuten sein müssen. Ich sollte außerdem erwähnen, dass meine Jugend durch viele negative Ereignisse geprägt war, wie beispielsweise, dass ich damals mit kaum jemandem so wirklich ausgekommen bin und, dass ich mit meinen Eltern viele Konflikte hatte.
Meinen Eltern war es immer unverständlich, warum ich so gerne alleine bin, da es immer ihre Absicht war, dass ich ein möglichst normaler (oder um es in meinen Worten zu sagen: angepasster) Junge bin, der viel auf Partys geht und viele Freunde hat. Warum ich gerne alleine bin, wollten sie nie verstehen.
Meine Frage ist nun, ob es etwas Krankes ist, nahezu immer den Drang dazu zu haben, allein sein zu wollen oder ob ich einfach eine gesellschaftsuntypische Denkweise habe. Mir ist klar, dass das hier kein Forum für Psychologen ist, aber ich würde mich dennoch über ernstgemeinte Antworten freuen. Und vielen Dank an jeden, der es geschafft hat, bis hierhin alles durchzulesen – ist ja doch ein wenig länger geworden.
17 Antworten
Was dich da umtreibt, ist ja (auch erkennbar) eher das, was es an "Erwartungen im Außen" so gibt; sprich: "normal" ist es, viele Kontakte zu haben, oft unterwegs zu sein etc.... du weißt selbst, was im Einzelnen das ist.
Und ich denke, dass man von dieser Haltung (anderer) doch meist sehr viel mehr "geprägt" ist, als man vielleicht (gemeinhin und erstmal) so annimmt - entsprechend schwer fällt es unter Umständen dann aben auch, sich davon bisschen zu distanzieren, und seinen eigenen Weg, das eigene "richtige Maß" (nur für sich) zu finden.
Insofern glaube ich ganz fest daran, dass es nicht "krankhaft" ist, sich allein wohler zu fühlen, als im Zusammensein mit anderen - es ist lediglich deine Form, dich durch dein Leben zu bewegen.
Und das muss übrigens ja nichts Statisches sein; sondern ist auch wieder veränderbar (je nachdem, in welcher Lebensphase du vielleicht auch bist, oder auf welche Menschen du triffst... mit manch einem geht es vielleicht sehr viel besser als mit einem anderen - und du empfindest das Zusammensein dann möglicherweise auch als Bereicherung oder gar "Geschenk").
Dennoch (und bei alledem) denke ich ebenso, dass das Alleinsein (das ja meist auch mehr die "Sicht nach innen" mit sich bringt) ebenso immer auch die "Sicht ins Außen" erfordert und braucht. Es sollte immer so etwas wie einen Ausgleich geben - sonst gerät man mitunter schnell aus der Balance.
Als Mensch, hier auf Erden, ist man immer in der sogenannten "Polarität" begriffen - das scheint mir eines der Grundprinzipien zu sein...
(Achtung aber: es gibt kein "Muss", ganz wichtig - alles ist immer deine Entscheidung, wie mit dem umzugehen ist, du diesem Umstand im Einzelnen begegnest)
...aufgrund dessen aber braucht es (zu einem gewissen Anteil, und damit es einem auch langfristig! "gut" geht) nicht nur das "Ich", sondern auch den "Anderen", das "Gegenüber", in dem man sich sozusagen "spiegeln" kann.
Ansonsten bleibt die Sicht auf einen selbst immer irgendwie "einseitig", kann nie richtig eine Gestalt, eine Form annehmen und finden. Die Begegnung mit anderen Menschen also darf man auch nicht unterschätzen, hinsichtlich der Bedeutung für das eigene Sein, die eigene "Selbstfindung", meinetwegen (auch wenn dieses Wort ganz fürchterlich überstrapaziert scheint...^^) hoffe aber, so ist es einigermaßen verständlich genug...
Jedenfalls - wenn man all das so ein bisschen im Blick behält, dann dürfte es leichter fallen, irgendwo zwischen den Extremen (des "ewigen Einzelgängers" einerseits, sowie des "Hans-Dampf-in-allen-Gassen" andererseits) seinen (ganz eigenen!) Platz zu finden...
...versteh´ das sehr gut - mir ist all das nicht fremd.
Das "Bewusstsein" aber braucht, wie gesagt, auch die äußeren (nicht nur deine, die inneren) Impulse, um sich (auf allen Ebenen, die es da hat) entfalten zu können.
Und um sozusagen "die Erdung" zu behalten (den Kontakt zur Welt "da draußen") - dazu braucht es einfach andere Menschen.
Und wenn man den Blick bisschen schweifen lässt (oder auch: ihn ändert, andere/anderes erwartet), dann sind da meist auch andere Begegnungen möglich als die bisherigen...
Wer gerne allein ist, sollte das auch für sich akzeptieren. Warum also die Frage ob das normal ist? Ich bin nicht gerne alleine. Stelle mir auch die Frage ob das denn normal ist. Muss nicht immer unter Leuten sein, aber habe oft den Wunsch danach. Mich bedrückt das. Suche nach dem richtigen Mass für mich, weil ich das alleine sein nicht gut kann. Kann mich nicht so akzeptieren wie ich bin und möchte das verändern, damit es mir selber besser dabei geht. Jeder sollte sein Tempo, sein Mass an Nähe und Distanz für sich finden. Was ist schon normal und was nicht. Akzeptiere dich und strebe nicht nach dem, was die Gesellschaft vermeintlich als normal definiert.
hach mir gehts genauso. alein sein ist so schön und man kann wirklich tun was man will. ich geh gerne alein spazieren oder lese ein buch oder guck zum fenster raus etc. ich könnte mir auch gut vorstellen irgentwo alein in der wildnis zu leben. mit der zeit geht mir gesellschaft auf den geist. zb in der schule oder beim einkaufen wo wirklich viele leute sind möchte ich am liebsten wegrennen. t verbr aber ich habe auch super gute freunde mit welchen ich seher gerne zeit verbringe. ich glaube dass du einfach wenige oder niemand kennst mit dem du deine zeit verbringen möchtest. vllt wirst du ja mal jemanden kennenlernen. aber ja ich denke dein 'problem' ist ganz normal (:
Genauso geht es mir auch. Ich gehe auch gerne raus in die Natur (natürlich auch das lieber alleine), lese oder träume vor mich hin. Wahrscheinlich würde ich tatsäschlich mehr Zeit mit Menschen verbringen, würde ich Menschen kennen, die wie du oder ich, solch eine verträumte (im positiven Sinne) Art haben. Schön zu hören, dass du dich ebenfalls an solchen Dingen erfreust. Danke für deine Antwort und liebe Grüße :)
solange du ab und zu mal was mit freunden unternimmst, finde ich das in ordnung. ist bei mir nicht anders. ich habe viel freude daran, mich mit mir und meinen leidenschaften zu beschäftigen. nur, der mensch ist ein gesellschaftswesen und er braucht ab und zu die körpereigenen drogen, die produziert werden, wenn man unter menschen ist. der eine weniger (so wie wir) oder der andere mehr... aber komplett ohne geht nicht, da wird man depressiv. aber wie gesagt, solange du ab und zu auch wenn es nur selten ist dich noch mit freunden triffst, finde ich das normal und nicht krankhaft
Danke für deine Antwort. Ich gehöre wohl eher zu der Sorte, die depressiv wird, wenn sie zu häufig unter Menschen ist...
Wichtig ist doch nur, dass DU damit zufrieden bist, was andere darüber denken, kann Dir doch egal sein!
Das ist mir bewusst, auch wenn es gut ist, dass mir das noch einmal jemand deutlich macht. Hintergrund dieser Frage ist ja u.a. auch, ob eine solche Ansicht in unserer Gesellschaft generell auf Unverständnis trifft, da ich häufig das Gefühl habe.
Vielen, vielen Dank für deine lange Antwort und die Mühe. Das was du schreibst, beschäftigt mich ebenfalls häufig. Ich glaube, dass man verrückt werden würde, würde man sich nie mit anderen Menschen beschäftigen, da dies einfach zum natürlichen Prozess des Lebens dazu gehört.
Auch wenn es einige, wenige Menschen gibt, die irgendwo abgeschieden von der Zivilisation leben und lediglich im Einklang mit der Natur und den Tieren leben. Mag vielleicht eine seltsame herangehensweise sein, solche doch eher seltenen Menschen als Beispiel zu nehmen, aber solche Menschen widerum, bevorzugen ja auch das vollkommene Alleinsein.
Ich persönlich glaube, dass alleinsein auch auf seine ganz eigene Art das Bewusstsein erweitert - es verhilft dazu, sich selbst besser kennen zu lernen.
Dies mag eine merkwürdige Antwort auf das sein, was du geschrieben hast, aber es wollte gerade irgendwie aus mir heraus. Ich hoffe, du verstehst wie ich die Aussagen meine.