Meinung des Tages: Befragung zeigt: viele Menschen sind unzufrieden mit dem Gesundheitssystem - wie steht Ihr dazu?
Inzwischen kennen viele den regelmäßig eintreffenden Brief, in dem darüber informiert wird, dass die Beiträge der Krankenkassen steigen werden - eine Umfrage der Techniker Krankenkasse hat nun ergeben, dass knapp ein Drittel der Befragten unzufrieden sind mit dem deutschen Gesundheitssystem...
Gründe für die Unzufriedenheit
Wer schnell einen Termin braucht, wird oft auf Online-Seiten für die Terminreservierung geleitet. Die Freude ist dann auch groß, wenn man sieht, dass in Kürze ein verfügbarer Termin frei ist. Für viele verblasst eben jene Freude aber, sobald klar wird: Der Termin ist für Privatversicherte - oder Selbstzahler. Für Kassenpatienten sind Termine oftmals nur schwer in absehbarer Zeit zu erlangen, viele müssen Kompromisse wie lange Fahrten auf sich nehmen. Die Unzufriedenheit vieler Befragten lässt sich auf derartige Situationen zurückführen, aber auch auf steigende Beiträge und den teils verheerenden Ärztemangel.
Sinkende Zufriedenheit in den letzten Jahren
Vergleicht man die Angaben zur Zufriedenheit von 2014, 2017, 2021 und 2025, werden viele sicherlich verwundert sein. Denn 2021 waren nur 10 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem Gesundheitssystem (2014: 23%, 2017: 16%). 2025 sind es ganze 30%.
Jens Baas ist Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse und ist nicht sonderlich überrascht, dass die Zufriedenheit sich so verschlechtert. Er erklärt, dass viele Menschen das Gefühl hätten, dass das System, für das sie zunehmend mehr bezahlen, auch immer schlechter funktionieren würde.
Politik ist gefragt
Was aus der Umfrage auch hervorgeht ist, dass der Großteil der Befragten einer Digitalisierung und einer Reform des Gesundheitssystems positiv gegenüber steht. Baas sieht hier deutlich die Politik in der Pflicht. Es sei an der Zeit für Sofortmaßnahmen, aber auch langfristige Ansätze. Besonders müsse die Beitragsspirale gestoppt werden.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie erlebt Ihr das Gesundheitssystem, wenn Ihr es im Alltag braucht?
- Spürt Ihr den Ärztemangel?
- Sollte es eine einheitliche Versicherung geben, bzw. die Privatversicherung abgeschafft werden?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
278 Stimmen
100 Antworten
Es gibt nicht viele Länder auf der Erde wo 10 Minuten nach dem Anruf ein Notarzt vor der Tür steht.
Hier in der Großstadt in der ich wohne habe ich im Umkreis von 7 km alle Fachärzte und mehrere Krankenhäuser.
Anders als in den USA werde ich im Krankenhaus behandelt ohne meine Kreditkarte vorzeigen und vor Entlassung die Behandlung bezahlen zu müssen.
Wenn jemand jammert, dann auf einem verdammt hohen Niveau.
Wer sich mit akuten Schmerzen abweisen lässt, ist selber schuld.
Ich persönlich bin privat versichert. Meine Frau ist gesetzlich versichert. Wir gehen zum Teil zu denselben Ärzten und ich kann nur feststellen, dass bevorzugte Termine für Privatpatienten die Ausnahme sind.
Bei der Behandlung selber gibt es keinen Unterschied. Wenn jemand einen Nachteil hat, dann eher der Privatversicherte weil man ihm Behandlungen aufschwätzen will die nicht unbedingt notwendig sind.
Wir müssen nicht immer die USA als vorbild nehmen. Es (fast) allen europäischen ländern steht der notarzt genauso schnell vor der tür wie in D. WIR müssen nicht immer denken das wir in allen Bereichen die besten sind,das sind wir schon lange nicht mehr.
Du sprichst hier von der Notfallmedizin allein. Spezialisierte Ärzte zu angemessenen Zeiten zu finden ist ein ganz anderes Thema.
Ja, du stirbst nicht sofort und du schnell weißt, wo der Schuh drückt, die Behandlung wird dann aber 7 Monate aufgeschoben und man lässt unnötig viel kaputt gehen.
Zum Thema Karte: Ich hatte einen Bruch im Handgelenk und wurde mit Eilschein meines Hausarztes zum Röntgen geschickt. Meine Karte hatte irgendein neues System nicht für die Krankenhäuser nicht und ich wurde abgewiesen, trotz Bruches. Neue Krankenkarte beantragt, was eine Woche dauerte. Bis dahin war es aber schon zu spät und die Knochen sind falsch zusammengewachsen.
Du hast Glück, dass Du in der Großstadt wohnst. Im ländlichen Raum sieht das anders aus.
Der Anspruch an ein gutes Gesundheitssystem kann nie sein: Woanders ist es noch schlimmer. Vernünftige medizinische Versorgung zu wollen hat auch nichts mit Jammern zu tun. Wenn du mal ernsthaft krank sein solltest und die Probleme unseres Gesundheitssystems zu spüren bekommen solltest, sagt dir hoffentlich niemand, dass du die Jammerei aufhören sollst, weil's anderen ja schließlich schlechter geht.
Aber genau das trifft doch z.B. schon lange nicht mehr zu. Hast du in letzter Zeit mal versucht den Rettungswagen zu rufen? Wenn du Pech hast sagt dir ne Computerstimme, dass alle Leitungen belegt sind und du es später nochmal versuchen sollst. Das ist mir in den letzten 5 Jahren, in denen ich 3 mal den Rettungswagen rufen wollte passiert. Es hat jeweils schon länger als 10 Minuten gedauert telefonisch durchzukommen.
Ich hab mal gegenüber einem KH gewohnt und gedacht, dass das sicher total gut ist, falls mal was sein sollte. Als es dann mal wirklich soweit war, hat der Krankenwagen trotzdem 23 Minuten gebraucht. Mein Verlobter hat's auf jeden Fall nicht mehr geschafft und ist verstorben.
Ich habe mehrmals Rettungswagen rufen müssen und kein einziges Mal die von Dir beschriebene Erfahrung gemacht.
Die Antworten hier zeigen es recht eindrucksvoll...
Die Menschen vergleichen, wie viel schlimmer es sein könnte, nicht wie viel besser es sein könnte. Man schaut nach unten, aber nicht nach oben.
Wie kann es sein, dass Ärzte ihre Praxen schließen müssen, dass Krankenhäuser bankrott gehen? Wie kann es sein, dass über 100.000 Ärzte fehlen? Was ist mit dem Pflegenotstand? Wartezeiten von bis zu einem Jahr bei Fachärzten? Dann werden Leistungen nicht übernommen? In manchen Städten kostet es inzwischen Geld, einen Krankenwagen zu rufen? Notaufnahmen sind überfüllt? Man findet keinen Hausarzt mehr? Medikamente sind knapp, Lieferengpässe usw.? Die Bürokratie ist für viele in gesundheitlichen Ausnahmesituationen nicht zu bewältigen! Terminvergabe? und vieles mehr...
Und das alles bei ständig steigenden Beiträgen? Was zum Teufel machen die mit dem Geld? Die Situation mit den Psychologen und die chronische Überlastung sowie die exponentiell steigende Zahl von Burn-outs mal ausgenommen.
Wer hier behauptet, er sei 'zufrieden', war entweder noch nie krank oder kennt niemanden, der im Gesundheitswesen arbeitet.
allerdings mit der großen Einschränkung: NOCH
Die Entwicklung halte ich für besorgniserregend.
Ich habe kein Problem an sich mit der Terminvergabe, da ich das finanzielle Privileg habe, tatsächlich Selbstzahler als Option auswählen zu können.
Allerdings merkt man, dass überall gespart wird. Mein Hausarzt war eine Gemeinschaftspraxis und ich habe mich bei der Ärztin dort gut aufgehoben gefühlt. Letztes Jahr musste sie dort aufhören, weil nicht genug Geld für sie da war, obwohl Patienten der Praxis regelmäßig die Türen einrennen.
Darüber hinaus bemängele ich die psychologischen Kompetenzen der Ärzte. Empathie findet man kaum noch. Ich bin durch multiple Traumata bedingt auf genau solche Ärzte allerdings angewiesen.
Alles gute! Ich hatte vorhofflimmern und habe angst, dass es wieder schlimmer wird
In großen und ganzen hast Du recht. Aber wie ist das mit anderen Ländern , wie Frankreich, England, Polen usw, ist es da besser? Wenn ja sollten wir es dann nicht genau so machen.
Wie erlebt Ihr das Gesundheitssystem, wenn Ihr es im Alltag braucht?
Es kommt mit Ach und Krach noch den Verpflichtungen nach.
Spürt Ihr den Ärztemangel?
Ist es ein Ärztemangel oder ein Patientenüberschuss?
Sollte es eine einheitliche Versicherung geben, bzw. die Privatversicherung abgeschafft werden?
Und dann? Gibt es dann auch nur einen Arzt mehr? Oder hauen nur noch mehr Ärzte in den Sack weil man von Kassenleistungen keine Praxis betreiben möchte?
Ich weiß es nicht, aber solch linkspopulistischen Forderungen sind selten von Erfolg gekrönt.
Was deutlich sinniger wäre, ist ein Schwerpunkt auf die Ausbildung von Ärzten zu legen. So viele Menschen mit Passion wollen diesen Beruf ergreifen haben aber kein 1er Abi. NC ist bei weitem nicht der beste Weg herauszufinden ob man diesen Beruf ausüben möchte. Jeder Krankenpfleger mit 3 Jahren Berufserfahrung sollte an erster Stelle auf die Studienplätze vorgezogen werden und das Angebot an medizinischen Studiengängen sollte dringend ausgebaut werden.
Ist es ein Ärztemangel oder ein Patientenüberschuss? Super Frage!!!!
Aber man wartet teils 7 Monate auf einen Termin beim Augenarzt oder wird bei akuten Schmerzen immer öfter abgewiesen.