Worüber ist im Grunde genommen die Marketinglehre?
10 Stimmen
2 Antworten
Wir Menschen leben und wirtschaften seit vielen tausend Jahren nach dem Prinzip der Arbeitsteilung: Statt dass jeder alles herstellt was er haben will, macht er nur das, was er gut kann und tauscht es mit dem, was andere anbieten. Das funktioniert aber nur, wenn jeder weiß, wo er bekommt was er haben will. Diese Information hieß früher Werbung und ist heute Teil des Marketing. Und das arbeitsteilige Wirtschaften wird erleichtert durch gesetzliche Zahlungsmittel: Geld. Jeder muss also irgendwie an Geld kommen, muss "Geld machen", auch du. Indem man etwas verkauft (z. B. Arbeitsleistung) oder sich etwas schenken lässt oder sich ans Sozialamt wendet etc.
Spätestens seit den 1960er Jahren sind die kapitalistischen Volkswirtschaften von der Bedarfsdeckung zur Bedarfsweckung übergegangen, weil dort seither mehr produziert als gebraucht wird. Unsere Politiker wollen das so, und die meisten Bürger auch, weil sie erwerbsarbeiten müssen, weil sie Geld machen müssen, damit sie zumindest das kaufen können, was sie zum Leben brauchen. Die Alternative wäre ein allgemeines bedingungsloses Grundeinkommen, aber das ist noch nicht mehrheitsfähig. Also müssen heutzutage auch Dinge und Dienste verkauft werden, die eigentlich nicht oder wenig gebraucht werden. Und deshalb kann sich die Werbung nicht mehr mit der sachlichen Information begnügen, dass es das Produkt X gibt und wo. Sondern sie muss versuchen, dass Menschen X haben wollen, obwohl sie es nicht brauchen. Heißt das, wir Menschen werden verarscht? Nicht unbedingt. Ich lass mich manchmal ganz gerne dazu "verführen", etwas zu kaufen, was ich eigentlich nicht brauche. Denn was heißt schon "brauchen"? Ich möchte nicht nur überleben, sondern auch angenehm. Und dazu brauche ich z. B. auch ein paar schöne Dinge um mich, und wenns nur ein Bild an der Wand oder eine Vase mit Blumen auf dem Tisch ist.
Natürlich wird Marketing heute oft übertrieben & nervt, versucht gelegentlich zu betrügen oder zu verarschen. Aber Marketingleute wissen natürlich, dass ihre potenziellen Kunden nicht dumm sind, falsche Versprechungen schnell ans Licht kommen, über Warentests und Medien, und dann dem entsprechenden Anbieter sehr schaden können.
Die Marketinglehre und ihre Lehrer werden sich also hüten, angehende Marketingleute zum Verarschen und Betrügen anzuleiten.
--
An der Umfrage kann ich nicht teilnehmen, weil sie mir keine passende Antwortmöglichkeit bietet.
Marketing ist zunächst mal nur ein Werkzeug, das ein Angebot mit potenziellen Interessenten zusammen bringt. Wie es genutzt wird, ist sehr unterschiedlich. Genauso, wie man mit einem Messer Essen für Arme zubereiten oder Leute abstechen kann, kann man mit Marketing den Menschen das näher bringen, was ihr Leben signifikant verbessert, oder sie total verarschen und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen. Das ist aber nicht die Schuld des Marketings, sondern der Anwender.
Ja, es gibt viele, die Marketing v.a. nutzen, um sich zu bereichern, doch es gibt auch viele (Tendenz steigend, weil die Kunden inzwischen leichter merken, wenn ihnen was aufgeschwatzt wird), die etwas mit hohem Wert an die Menschen vermitteln, die es brauchen können, und dafür angemessen entlohnt werden. Geld an sich ist nichts Schlechtes, es wird nur dazu gemacht von denen, die nicht ehrlich und authentisch leben. Das sind aber längst nicht alle.
Marketing muss übrigens nicht immer zum Geldverdienen genutzt werden. Auch andere Zwecke, z.B. die Suche nach Freiwilligen, können mit dem Instrument Marketing unterstützt werden.