Meinung des Tages: Könntet Ihr Euch vorstellen, das Rentenalter im Ausland zu verbringen?
Inflation, hohe Energiekosten, viel Regen und vor allem eine massive Anspannung in der Gesellschaft. Bessere Zeiten hat es in Deutschland sicherlich schon gegeben und das thematisiert die Gesellschaft auch sehr gerne. Besonders Altersarmut und das suboptimale Rentensystem Deutschlands besorgen viele Menschen – kein Wunder, dass immer mehr Rentenzahlungen ins Ausland gehen.
Die Entwicklung innerhalb der letzten 20 Jahre
Vergleicht man den heutigen Stand mit dem von vor 20 Jahren, so erkennt man: Die Zahl der ins Ausland gezahlten Renten ist um 37 Prozent angestiegen. Dadurch erhalten also immer mehr Menschen ihre Rente im Ausland. Im vergangenen Jahr wurden 1,72 Millionen ins Ausland bezahlt, 2001 waren es 1,26 Millionen.
Gründe für den Anstieg
Ein großer Grund für diesen Anstieg dürften unter anderem die Einwanderer sein, die früher nach Deutschland kamen und nun ins Rentenalter gekommen sind. Diese kehren zum großen Teil in ihre Heimatländer zurück. Dazu gehören beispielsweise Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslawien und auch die Türkei. Viele dieser Einwanderer seien laut dem Vorsitzenden der Bundesvertreterversammlung der Rentenversicherung vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren nach Deutschland gezogen.
Aber das ist nicht der alleinige Faktor – vielen sind die Lebenserhaltungskosten in Deutschland inzwischen zu hoch und sie versprechen sich, in anderen Ländern mehr für ihr Geld zu bekommen. Andere wiederum möchten ihren Ruhestand dort verbringen, wo sie früher im Urlaub waren. Und bei vielen Menschen an den Grenzen ist der Wohnsitz ohnehin schon oft im Nachbarsland oder es wartet der (Ehe)Partner dort.
Die beliebtesten Länder
Gerade letzterer Punkt, also eine spezifische geografische Nähe dürfte erklären, warum Platz eins und zwei der beliebtesten „Renten-Auswanderungsländer“ Österreich und die Schweiz sind. Nach Österreich gehen 29.649 Rentenzahlungen, in die Schweiz 27.663. Platz drei bis acht belegen Spanien (23.277), die USA (22.001), Frankreich (18.931), die Niederlande (11.265), Polen (8.650) und Kanada (8.400). Die letzten beiden Plätze in den Top Ten belegen Australien (8.168) und Italien (8.040).
Besonders die USA und Kanada verlieren aber an Rentenauswanderern und Beliebtheit – vermutlich aufgrund der hohen Lebenserhaltungskosten. Immer beliebter hingegen werden Länder in Osteuropa, da die Kosten für den Alltag dort vergleichsweise niedrig liegen.
Rentenversicherung fördert Auswandern
Auf der Website der Rentenversicherung prankt plakativ der Slogan „Genießen Sie Ihren Ruhestand am Wunschort. Ob Mallorca, Paris oder Florida, jeder erhält seine deutsche Rente auch im Ausland“.
Dass die Rentenversicherung gerne sieht, wenn Rentner ins Ausland gehen, ist keine wirkliche Überraschung – denn jeder derartige Wegzug entlastet das deutsche Gesundheitssystem.
Zu beachten ist allerdings, dass die tatsächliche Höhe der Rentenauszahlung auch von verschiedenen Faktoren abhängt – etwa ob der Wohnort dauerhaft verlegt wird oder auch welches Zielland es ist.
Unsere Fragen an Euch:
- Denkt Ihr, Ihr werdet mit Eurer Rente in Deutschland über die Runden kommen?
- Würdet (oder seid) Ihr ins Ausland ziehen, wenn Ihr in Rente seid? Falls ja – welches Land wäre Euer Favorit?
- Was spricht für Euch dagegen, die Rente im Ausland zu verbringen, was wären die Vorteile, in Deutschland zu bleiben?
Wir freuen uns auf Eure Antworten! Viele Grüße
Euer gutefrage Team
276 Stimmen
116 Antworten
Ich verbringe schon mein Rentnerdasein in Deutschland, genauer gesagt in Hamburg. In ländlichen Gebieten Deutschlands oder gar in manchem Ausland könnte ich sicher eine Menge Geld sparen, vor allem für Miete und Nebenkosten, und könnte vielleicht sogar noch schöner wohnen.
Nur kenne ich fast niemanden im Ausland oder in anderen Teilen Deutschlands und ich bin nicht der Typ Mensch, der sich mal eben einen neuen Freundeskreis aufbaut. Eine neue Familie kann man sich schon gar nicht schaffen.
Ich würde für die Rente nicht in ein Land ziehen, dessen Sprache ich nicht sehr gut spreche und verstehe.
Ausland ist schön und gut, aber man kann nicht erwarten, dass immer deutschsprachige Ärzte und Pfleger anwesend sind, wenn es einen mal übler erwischt, man einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, eine Krebs- oder Alzheimerdiagnose bekommt.
Darüber denken leider nur die wenigsten rechtzeitig nach.
Es empfiehlt sich in dem Fall denke ich, die Sprache des Landes (rechtzeitig) zu erlernen.
Meine Eltern haben schon mit einer kleinen Rente gerechnet und daher ihren Lebensabend auf Spanien ausgerichtet. Dorthin sind sie mit Ü70 ausgewandert und ich Einzelkind widerwillig hinterher, weil die Pflege halt nicht gewährleistet war.
Ich möchte davor warnen. Erstens mal ist es nicht ohne, im Alter den Tapetenwechsel zu vollziehen. Knapp anderthalb Jahre nachdem meine Eltern ausgewandert waren, erkrankten sie schwer. Mein Vater starb und meine Mutter lag lange im Koma. Körper und Psyche hängen zusammen. Man kann selbst bei sorgfältiger Planung nicht einfach das Land hinter sich lassen, in dem man 60 Jahre gelebt hat. Das ist im Alter eine enorme und für viele nicht zu bewältigende Anpassungsleistung. Ich habe inzwischen viele andere Auswanderer kennengelernt, denen es ähnlich erging wie meinen Eltern: Kaum ausgewandert, schwer erkrankt oder gestorben.
Des Weiteren ist es doch skandalös, dass ein Land, zumal ein reiches wie Deutschland oder in unserem Falle die Schweiz, seine Rentner einfach so abschiebt. Das sind Leute, die ihr Leben lang geschuftet haben, Steuern gezahlt und somit zum Wohlstand des Landes beigetragen haben.
Ich selber bin jetzt 49 und auch entwurzelt. Ich wanderte wegen meiner Eltern aus und würde in meinem Alter, sollte ich in die Schweiz zurückkehren wollen, dort nicht mehr so schnell wieder Anschluss finden. Dass Rentner auswandern müssen, bringt auch Angehörige unter Zugzwang, ganz davon abgesehen, dass im fremden Land ja riesige Mentalitätsunterschiede auf einen zukommen, mit denen man auch erstmal umgehen muss.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es doch kontraproduktiv, dass Rentner ihre Ersparnisse ins Ausland schleusen, anstatt sie im eigenen Land zu investieren. Dem Staat gehen dadurch Milliarden verloren. Auch ich darf, weil in der EU wohnhaft, nicht in die Schweizer Rentenkasse einzahlen, und zwar obwohl ich als Freiberuflerin mein Einkommen vollständig von Schweizer Kund:innen beziehe. Wieder ein hoher Geldverlust, zum Nachteil der Schweiz.
Wer also im Alter gerne auswandern möchte, sollte die Freiheit haben, das zu tun. Aber niemand sollte das tun müssen, weil in der Heimat das Geld nicht reicht.
Herzlichen Dank, dass Du uns an Deiner Erfahrung hast teilhaben lassen und Dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten!
Zwar sehe ich die Vorteile, die eine Rente im Ausland bringt, doch auch die Nachteile. Daher ziehe ich Deutschland vor.
Hier ist man Zuhause, kennt sich aus. Wer schon einmal im Ausland gelebt hat, weiß welche Probleme kommen können. Und wie kompliziert die einfachsten Sachen sind (z. B. Verträge, Arztbesuche).
Natürlich kommt es auf das Land an. Aber in vielen Ländern gibt es weder die freie Arztwahl, eine beinahe-alles abdeckende KV oder Hilfen.
In einigen Reportagen wurden Ausgewanderte befragt und manche sind hart auf die Nase gefallen. Sie sprechen die Sprache nicht, verstehen die Regeln nicht, haben nicht genug Geld um für alles selbstständig aufzukommen.
In Thailand sprach ich selbst mit einigen Ausgewanderten. War früher auch ein begehrtes Auswanderungsland - bis sie von der Hand-im-Mund leben mußten.
Wir hier sind ein Sozialstaat. Andere nicht.
Da meine Rente nicht üppig sein wird, muss ich auch an die finanziellen Themen denken und kann keine Traumschlösser bauen. Zumindest solange es sich Deutschland noch leisten kann ein Sozialstaat zu sein.
Und als wichtigsten Punkt: ich mag mein Land. Ich fühle mich meistens sehr wohl. Wenn jetzt noch die Politik mit mehr Verstand etwas für dies Land täte, Probleme beheben statt ignorieren würde, kann man sehr zufrieden sein.
Probleme beheben statt ignorieren
Ja, es ist traurig, dass AfD und BSW das Thema Migration für ihre Machtambitionen missbrauchen und mit ihrem leider erfolgreichen Populismus andere Parteien dazu zwingen, andere wichtige Themen aufzugreifen. Z.B. Klimaveränderung, außenpolitische Sicherheit, Verteidigungsfähigkeit.
Trotzdem: Deutschland ist ein sehr gutes Land zum Leben.
Denkt Ihr, Ihr werdet mit Eurer Rente in Deutschland über die Runden kommen?
Als Beamtin wird für mich meine spätere Pension den Großteil meiner Altersversorgung ausmachen. Nach aktueller Rechtslage und unter Anrechnung meiner Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung würde sich meine Pension später auf 3.533 Euro brutto belaufen.
Ja, mit der Altersversorgung würde ich gut über die Runden kommen, zumal ich auch über weitere Vermögenswerte verfüge, die mir eine Alterssicherung bieten.
Würdet (oder seid) Ihr ins Ausland ziehen, wenn Ihr in Rente seid? Falls ja – welches Land wäre Euer Favorit?
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich würde darüber nicht nachdenken, meinen Ruhestand im Ausland zu verbringen. Aber bis dahin habe ich noch 40 Dienstjahre vor mir.
Israel, Malta, Neuseeland oder meine zweite Heimat die USA wären durchaus potenzielle Kandidaten.
Was spricht für Euch dagegen, die Rente im Ausland zu verbringen, was wären die Vorteile, in Deutschland zu bleiben?
- Krankenversorgung
- soziale Kontakte
- mein Lieblings-Fußballverein
3500 haben die meisten nicht einmal vor der Rente. Man könnte eher sagen du wirst damit zu den Reichen gehören. Nicht die mit 6 Porsche vor der Tür vielleicht aber mit 3500 würde ich leben wie im Himmel. Ich wüsste gar nicht wohin im Monat mit dem ganze Geld.
Stände auf meinem Rentenbescheid nur die Hälfte davon wäre ich happy.
Gut über die Runden? Normale Bürger haben wenns gut läuft die Hälfte. Insofern empfinde ich die Aussage dann als Frechheit.
Ja wieso nicht. Kann doch Vorteile haben