26. Juni 2025

AMA: Polizei

Wenige Berufe beflügeln die Fantasie so sehr, wie der des Polizeibeamten. Doch wie sieht der Beruf im realen Leben aus? Kaum einer könnte darüber besser Auskunft geben als BKA-Kriminaldirektor Andy Neumann, der nebenberuflich auch als Autor tätig ist. Im AMA beantwortet er am Donnerstag, den 26. Juni, von 16 bis 18 Uhr Fragen, die mit Polizeiarbeit, Kriminalistik und seinen Erfahrungen beim BKA zu tun haben. Unter allen Fragestellern verlosen wir 3-mal Andy Neumanns neues WAS IST WAS Buch.
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189 Fragen

Wie bewerten Sie den generellen Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Polizei?

Hallo,

ich persönlich finde, dass man diesen Vertrauensverlust besonders spürt, wenn man mit Menschen spricht, die einer Minderheit angehören - seien es Menschen mit Migrationshintergrund, queere Menschen, Frauen, usw.

Ich selbst habe mittlerweile auch absolut kein Vertrauen mehr in die Polizei. Früher hab ich zu Polizisten aufgesehen, weil mein Vater selbst mal einer war, auch, wenn er krankheitsbedingt schon vor meiner Geburt in Pension gehen musste, aber als ich dann als Kind sexuelle Gewalt erfahren habe & mich an die Polizei gewendet hatte, damit das ein Ende hat & mir geholfen wird, wurde ich stattdessen belächelt & als Lügner dargestellt, der einem hart arbeitenden, liebenden Ehemann & Familienvater eins auswischen will, weil ich zu wenig Aufmerksamkeit bekomme.

Obwohl ich auch in den Jahren danach sexuelle Gewalt erfahren habe, wäre mir nicht einmal in den Sinn gekommen zur Polizei zu gehen. Wozu auch? Man hat mir ja ganz klar gezeigt, dass man mir dort nicht helfen wird. Und solche Geschichten habe ich mittlerweile schon haufenweise gehört - von Freund*innen, Bekannten, usw.

Und in den Medien sieht man es ja auch andauernd, dass Frauen Opfer von Femiziden werden & die Täter schon im Vorfeld vom Opfer angezeigt worden, aber nichts weiter gemacht wurde.

Mich persönlich frustiert das sehr & die Art und Weise, wie ich mit 12 von der Polizei behandelt wurde, als ich die Hoffnung hatte, dass mir dort geholfen wird, hat in mir bis heute eine tiefe Abneigung gegenüber der Polizei hervorgerufen, die bis heute anhält. Für mich ist die Art und Weise, wie ich von den Menschen, die mir eigentlich hätten helfen sollen - Freund und Helfer - behandelt worden bin, als wäre ich der Schwerverbrecher und nicht das Opfer - fast schlimmer als die Gewalt, die ich erfahren habe.

Es würde mich brennend interessieren, wie Sie, als Polizist, diesen Vertrauensverlust wahrnehmen - falls Sie ihn wahrnehmen - und was man Ihrer Meinung nach machen müsste, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei wieder herzustellen.

Danke im Voraus, MfG.

Wie realistisch ist es, einen Angreifer ohne Schusswaffengebrauch zu stoppen?

Und damit meine ich jetzt speziell Situationen die für den ausführenden Beamten unübersichtlich sind und bei denen er davon ausgeht, in unmittelbarer Gefahr zu stehen. Und als Beispiel möchte ich hier mal Lorenz A nehmen, eine Sache die ja nachwievor noch für Zündstoff sorgt.

Aber nehmen wir mal an (ich sag nicht, dass es so war, es soll nur als Grundlage für ein Beispiel dienen und soweit ich weiss ist die Sache ja nachwievor nicht ganz geklärt) der Beamte der geschossen hatte, ging davon aus, dass Lorenz A ein Messer hatte und konnte nur sehen, wie dieser dann auf seinen Kollegen oder ihn zurennt. Wie würde ein Beamter in so einer Situation idealerweise vorgehen? Er will ja seinen Kollegen schützen und denkt vielleicht, der Angreifer hat ein Messer. Anderseits kann er das zu dem Zeitpunkt ja auch nicht wissen und könnte erstmal versuchen eine sanftere Methode zu wählen.

Aber, wie viel Zeit hat man in einer solchen Situation? Wie gut kann man Zielen? Wäre es realistisch auf den Arm zu zielen und sicherzugehen diesen dann auch zu treffen? Hätte man erstmal einen Warnschuss abgeben können oder reicht dafür einfach nicht die Zeit aus?

Im Fall Lorenz A war es soweit ich weiss ja sogar so, dass zumidnest wärend des Zugriffs Lorenz A kein Messer aktiv in der Hand hatte, also WENN wirklich der Beamte der geschossen hatte dennoch von einem Messer ausging, dann wäre das ganze ein sehr tragisches Missverständnis gewesen, aber wie könnte so etwas verhindert werden in Zukunft?

Und das errinert mich an einen weiteren Fall aus den, soweit ich weiss USA. Dort wurde berichtet, dass ein Minderjähriger schwarze Junge soweit ich weiss eine Waffe hatte, die Person die das gesehen hatte, gab wohl noch die Zusatzinformation mit, dass das auch eine Spielzeugwaffe sein könnte, was aber den Beamten nicht mitgeteilt wurde. Wie kann genau so etwas in Zukunft verhindert werden?

Wie sind ihre Erfahrungen mit politischen und religiösen Protesten?

Das ist eine Frage die sicherlich jetzt nicht soo ohne weiteres zu beantworten ist, da Sie nunmal sicherlich andere Erfahrungen gemacht haben als andere und ich auch mal vermute, dass Sie keine Vorurteile (egal ob Berechtigt oder nicht, darum geht es mir nicht!) befeuern wollen. Ich meine klar, es würde mich schon interessieren ob verschiedene Gruppen unterschiedlich aggressiv auftreten, aber da ist es von meiner Seite aus absolut inordnung, wenn Sie hier allgemein bleiben.

Aber, wie läuft so etwas normalerweise ab? Sind die meisten Proteste im Regelfall friedlich, gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Lagern und gehen die Protestler im Regelfall auf Anweisungen ein?

Man sieht natürlich immer diverse Videoausschnitte, egal von welchem Lager es ist. Ein Hardcore BLM Protestler wird wohl eher dazu tendieren zu sagen, die Polizei geht besonders hart gegen diese Gruppe vor und zeigt dann als Beweise Videos die mittem im Geschehen beginnen wärend nebendrann hysterich Leute schreien. Das gleiche sieht man aber ebenso auch bei anderen Lagern. Ein hardvore Querdenker wird wohl genauso sagen, dass diese Gruppe besonders hart angegangen wurde und zeigt, wie kann es anders sein, ebenfalls Videos die genau Mitten im Geschehen anfangen. Aber wie gehen Sie dann mit so etwas um? Haben Sie vielleicht schon durch Kollegen oder selbst miterlebt durch so ein Video in einem völlig falschen Licht dargestellt zu werden, unabhängig davon um welches Lager es nun geht und wenn ja, was machen Sie dann?

Finden sie das polizeiliche Trennungsgebot sollte abgeschafft oder aufgeweicht werden?

Das polizeiliche Trennungsgebot soll eine harte Trennung zwischen Polizeien und Nachrichtendiensten schaffen und wurde von den Alliierten eingeführt um eine neue Gestapo im neu gegründeten Deutschland zu verhindern.

Allerdings hat Deutschland über 70 Jahre lang bewiesen, dass wir eine funktionierende Demokratie sind und anderen Staaten wie den UK mit dem MI5 oder Frankreichs DGSI schaffen es auch ohne großen Missbrauch Geheimdienste zu haben.

Besonders im Bereich der organisierten Kriminalität den der Verfassungsschutz im Bund meines Wissens nicht bearbeitet sondern nur in einigen Bundesländern würde eine Ausweitung der Befugnisse sicher viel bringen im Kampf gegen Clans und Mafia die auch oft mit Extremisten zusammen arbeiten beispielsweise bei der Beschaffung von Waffen.

Man ließt in den Medien immer nur, dass man hier nichts auf die Reihe bekommt und vom Ausland abhängig ist.

Und ob mich die CIA oder NSA ausspioniert und dann vielleicht Deutschland bescheid sagt oder der Verfassungsschutz oder Staatsschutz das macht macht für mich als Bürger ja keinen Unterschied nur ist Deutschland eine Demokratie auf die ich Einfluss habe um zu kontrollieren was die so treiben und auf die USA habe ich keinen Einfluss und da regiert Trump und ob der nicht auch irgendwann sagt den Europäern sagen wir nichts mehr weiß auch keiner.

Glauben sie die Maßnahme das Trennungsgebot auf zu weichen oder gar ab zu schaffen würde bei der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität und Extremismus bzw. Terrorismus helfen?

Jemanden vom Verfassungsschutz kann man ja leider schlecht fragen aber ihre Meinung würde mich auch sehr interessieren.