Ich habe einen Sohn von 8 Jahren, der Probleme mit der auditiven Wahrnehmung hat, sie sind aber nicht so ausgeprägt, dass man von einer AVWS (auditive verarbeitungs- und wahrnehmungsstörung) sprechen kann. Außerdem wurde festgestellt, dass sein IQ unterdurchschnittlich ist, aber nicht niedrig genug, um ihn als lernbehindert einzustufen. Er ist auch sonst verhaltensauffällig im sozial-emotionalen Bereich, aber da man nicht weiß, ob er vielleicht doch eine Lernbehinderung oder AVWS hat, kann man auch nicht ausschließen, dass die Verhaltensauffälligkeiten daher rühren, somit ist er auch kein eindeutiger Fall für eine Schule mit diesem Schwerpunkt.
Es ist für uns deshalb sehr schwer, passende Hilfe zu finden, weil sich niemand zuständig fühlt. Eine Regelschule zu besuchen schafft er aber nicht. Hätte er eindeutige Behinderung oder Störung, wäre es einfacher Hilfe zu bekommen, aber so fällt er irgendwie durchs Raster.
In der Vorschulklasse hatte er noch viel Freude am Lernen und ist gern zur Schule gegangen, sogar wenn er krank war; die Lehrerin war aber auch schon älter und hatte mehr Erfahrung. Als er im letzten Jahr in die erste Klasse zu einer jungen Lehrerin wechselte, dauerte es nur wenige Wochen, bis er diese Lust komplett verloren hatte. Er wollte gar nicht mehr zur Schule, hatte Schulungsraum und ständig Ärger dort, weil die Lehrerin überfordert war mit ihm.
Wir haben nun dafür gekämpft, dass er probeweise auf eine Sprachheilschule geht, um zu sehen, ob es dann besser wird. Aber wenn es dort nicht klappt, wird er vermutlich auf eine Schule für Kinder mit sozial-emotionalen Störungen gehen müssen. Und da wird man dann gleich in eine bestimmte Ecke gestellt. Die meisten gehen davon aus, dass es an falscher Erziehung liegt, sogar von meiner eigenen Familie konnte ich mir bzgl der Schule für sozial-emotional beeinträchtigte Kinder anhören, da würden nur die Kinder hingehen, die selbst für die Sonderschule zu blöd sind :-(
Wir als Eltern erleben immer wieder, dass völlig Fremde meinen, unser Kind nach einer kurzen Untersuchung besser zu kennen als wir selbst. Man wird ständig konfrontiert mit Vorwürfen und unser Sohn war in der vorigen Schule am Ende nur noch der Sündenbock für alles, weil er eben verhaltensauffällig und 'anders' war. Freunde hatte er dort auch keine. Wir hoffen jetzt sehr, dass es auf der Sprachheilschule, die er nach den Osterferien besuchen wird, besser wird.