Stuhlkreise sind ein totalitäres Herrschaftsinstrument. Erstens ist man jeglichen Schutzes beraubt, den z.B. ein Tisch bietet. Selbst bei Erwachsenen kann man an der Körpersprache erkennen, wie unangenehm ihnen das völlige Ausgeliefertsein ist, indem viele die Arme verschränken. In einem Stuhlkreis ist man gnadenlos der Beobachtung aller anderen ausgeliefert. Der Lehrer oder Moderator in der Mitte hat weiterhin alle im Kreis sitzenden unter Beobachtung, wie in einem Panoptikum. Überwachung pur, zum einen durch die Beobachtung durch alle und durch die intensivere Beobachtung durch den Lehrer.

Sanktionen wirken im Stuhlkreis wesentlich stärker, da der Einzelne gleich vor der gesamten Gruppe gemaßregelt wird und dabei von allen beobachtet wird. Ebenso kann der Gemaßregelte auch die anderen sehen und bekommt schonungslos hämisches Grinsen oder gehässige Gesten mit.

Stuhlkreise werden häufig von schwachen Pädagogen angewendet, da sie den dadurch erzeugten Gruppendruck benötigen.

Stuhlkreise sorgen für die einseitige Bevorzugung von besonders extrovertierten oder exaltierten Schülern. Die können dort ihre Stärken vor einem Publikum bestens ausspielen. Ruhigere, introvertierte oder gar gehemmte Schüler werden durch Stuhlkreise gnadenlos benachteiligt. Sie sind den Blicken und der Beobachtung der anderen extrem stark ausgeliefert, was ihre Hemmungen eher noch verstärkt. Introvertierte verlieren jeden Rückzugsraum, ihre Unsicherheit wird ihnen immer wieder unter die Nase gerieben, was sie noch unsicherer macht.

Stuhlkreise ist eine der schlimmsten Dinge, die sich Pädagogen bislang ausgedacht haben. Es ist ein totalitäres Unterdrückungs- und Überwachungsinstrument.

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