Ich kann bei diesen Besitzansprüchen in Beziehungen nur noch mit dem Kopf schütteln.
Kein Mensch käme auf den Gedanken, seine gesamte Freizeit für den Rest des Lebens nur mit einer Person zu verbringen. Man braucht auch anderen Input. Keine zwei Menschen sind sich kommunikativ in allen Bereichen für immer und alle Zeit genug.
Die eigene Sexualität darf man dann aber bis zum Lebensende nur noch mit einer Person teilen. Und dann wundern sich unzählige Menschen, dass der Partner oder die Partnerin ausbricht - was oft vermeidbar gewesen wäre.
Da kann ein Mann seine Frau oder Freundin noch so sehr lieben; ist sein Trieb vielfältiger, als dass ihn eine einzige Person oder ein einziges Geschlecht dauerhaft zufriedenstellen kann, dann wird gleich die Liebe in Frage gestellt.
Gegenüber einem einfach sexuellen Appetit am z.B. gleichen Geschlecht werden dann Regeln, Kontrolle und Verbote aufgefahren, obwohl das die Beziehung oft eher kaputtmacht als sie zu retten.
Viele Leute sollten sich mal fragen, ob diese ewige dauerhafte sexuelle Monogamie überhaupt in der Natur des Menschen liegt.
Wenn es automatisch so klappt, dann ist es ja gut. Aber unzählige Beziehungen scheitern an diesem unrealistischen Ideal.
Ich lebe seit fast 20 Jahren in einer offenen Beziehungen - und ob man es glaubt oder nicht - es ist eine Beziehung mit allem drum und dran.
Mein Partner kann dennoch bestätigen, dass ich der treueste Mensch bin, den man sich nur vorstellen kann. Unsere Verbindung ist wirklich tief, ehrlich und in jeder Beziehung freiwillig. Dazu bedarf es keiner Verbote o.ä.
Wenn ich sehe, wieviele Frauen ihren Männern alleine die Selbstbefriedigung verbieten wollen, weil sie sich einbilden, ein Monopol und Exklusivrecht an den Geschlechtsorganen u. der Sexualität ihres Partners zu haben...
Das finde ich einfach nur noch schlimm und pervers.
Die Liebe, so heißt es ja so schön, ist ein Kind der Freiheit.
Einem Partner/einer Partnerin Freiheit zuzugestehen und sicher zu sein, dass diese einen nicht auseinander führt bzw. missbraucht wird, bedeutet viel Vertrauen.
Was viele Leute als Vertrauen bezeichnen, hat damit nicht das geringste zu tun, da die Leute einfach Kontrolle wollen, wo eben das Vertrauen fehlt.
Wenn ein bisexueller Freund seinen rein sexuellen Hunger auf etwas bei einem anderen Mann stillt, weil das bei einer Frau nicht möglich ist und dieser Hunger dort immer größer wird, hat das überhaupt nichts mit seiner Liebe zu und dem Sex mit ihr zu tun.
Auch bestimmte soziale und kommunikative Bedürfnisse stillt man bei Freunden oder anderen Leuten, weil auch Menschen in Partnerschaften nicht in allen Bereichen gleich sind.
Sexualität ist auch Kommunikation, simpler Freizeitspaß und was auch immer.
"Nur ich darf seinen Schwanz anfassen...bis der Tod uns scheidet..."
Meistens allerdings eher "bis diese unrealistischen Ansprüche uns scheiden". Lieber gibt man einen geliebten Menschen auf, als diesem eine 10- bis 30-minütige unverfängliche und evtl. sogar anonyme Fummelei zu erlauben.
DEN Freund oder DIE Freundin muss mit Haut und Haaren besitzen. Das sagt ja auch unsere christlich geprägte Kultur. Die sagt allerdings auch, dass Homosexualität ein Gräuel ist. Das steht übrigens dort, wo auch das Essen von Schalentieren als sündhaft beschrieben wird.
Die monogame heterosexuelle Zweierbeziehung ist weder das einzige Beziehungsmodell, noch "die einzig wahre und natürliche Art zu leben" - und allzuoft beißt sich dieser für viele Menschen unrealistische Anspruch mit ihrer völlig anderen Lebenswirklichkeit; und ihrer inneren Natur.
Na sicher: wenn nur genügend Leute schreien, dass sowas aber üblich sei, dann kann man sich stur stellen und sagen: "Ich verlange das aber." Damit erhält man aber weder Beziehungen dauerhaft am Leben, noch verhindert man damit, dass sich die Natur der Menschen Bahn bricht und diese sowas dann offen oder heimlich ausleben.
Dabei ist es oft erst das eigene Hochgekoche, was das ganze so schmerzhaft und unerträglich macht; wie ein kleines Kind, was während des gesamten Wochenendkaufes schreit und weint, weil es nunmal diese und jene Bonbons haben will, diese aber nicht bekommt.
Allein die Erwägung des Gedankens, dass Sexualität nicht immer hochexklusiv sein muss, dass kleine Freigänge mit der eigenen Liebe nichts zu tun haben usw. erfordert einen Sprung in den Gedanken - und im Glauben, der das geistige Fassungsvermögen der meisten Menschen zu sprengen scheint.
"Lieber gebe ich die Liebe meines Lebens auf, mit der ich vielleicht seit Jahren glücklich (!) bin, bevor auch nur eine andere Person jemals für zehn Minuten seinen Schwanz anfasst."
Beim Geben der Hand haben die Leute wohl weniger Probleme.
Dieses Thema ist wirklich so allgegenwärtig, dass manche Leute echt mal etwas pragmatischer u. realitätsnäher sein sollten. Das Thema muss man nicht auf höchster Flamme kochen, bis es einem um die Ohren fliegt.