Hallo,

zunächst mal hast Du eine Anwältin. Da Du verfahrensrechtliche Fragen hast, sind die am besten durch Deine Anwältin zu beantworten.

Dort bist Du auch gut aufgehoben, wenn es um Widerspruchsmöglichkeiten geht, die Dir das Gesetz ermöglicht.

Wenn Du eine Anwältin hast, dann würde ich die auch bestmöglich nutzen. Denn selbst wenn Du hier zahlreiche und wertvolle Informationen von fachkompeteten Menschen erhälst, muss dennoch Deine Anwältin mit Dir überlegen, was aus juristischer Sicht anzuraten ist.

Zur Frage des Erziehungsgutachtens: Der hier schon eingestellt Link ist m.E. sehr informativ. Ansonsten orientiert sich ein Erziehungsgutachten auch an der Fragestellung, die das Familiengericht hat. Und dann gibt es auch noch Variation in der Vorgehensweise, die mit der Ausbildung, der Erfahrung und der Persönlichkeit des Gutachters/ der Gutachterin zusammenhängen.

Wenn Du in der ersten Instanz ein aus Deiner Sicht negatives Ergebnis erhälst, kannst Du grundsätzlich in die nächst höhere Instanz zum OLG gehen.

Deine Kinder haben eine Verfahrenspflegerin bekommen. Diese "Anwältin des Kindes" hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Rechte Deiner Kinder gewahrt sind und bleiben.

Deine Anwältin hat eine andere Rolle. Sie soll die Rechte der Eltern wahren. Von daher wäre hier ein Rollenkonflikt vorhanden, der nicht im Sinne des Gesetzgebers ist. Deshalb muss bei einer Anhörung die Anwältin der Kinder zugegen sein.

Trotzdem wünsche ich Dir und Deiner Familie ein Ergebnis, mit dem ihr Leben könnt.

Gruß Dodida

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Es ist schwer einen Rat zu geben, wenn man Deine Umstände nicht genau kennt.

Du solltest Dir deshalb jemanden suchen, der Dir zunächst zuhört, und vielleicht an der richtigen Stelle, die richtigen Fragen stellt. Vielleicht gibt es an Deiner Schule eine(n) Schulsozialarbeiter(in). Dann kann dies eine Anlaufstelle sein. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Du mit einem Vertrauenslehrer sprichst, der auch einen Kontakt zum schulpsychologischen Dienst herstellen kann. Die können Dich beraten, und zu Stellen schicken, die entsprechende Angebote machen, die hilfreich für Dich sein könnten.

Eine Persönlichkeitsstörung hast Du nicht. Du bist scheinbar ein Mensch, der sehr selbstkritisch ist, viel Leisten möchte, und sich sehr sensibel selbst im Blick hat. All dies sind Fähigkeiten, die DU in Deinem Leben nutzen kannst. Es ist eher die Frage, in welchen Situationen Du Dir diese Fähigkeiten gönnen möchtest, und wenn ja, mit welcher Dosis. Dies zu steuern, kannst Du lernen. Mit Unterstützung etwas leichter, als ohne.

Also, - nur Mut!

Alles Gute Dodida

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Da fällt mir zweierlei ein:

"Und wenn wir die schönsten aller Welten hätten, würde die nächste Generation versuchen, eine bessere zu erschaffen."

"Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind Kinder der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst ..."

Beide nicht von mir. Schade eigentlich. Ich würde sie mir gerne zu eigen machen.

Wenn Eltern ihre Aufgabe gut machen - was auch immer das bedeutet, und wie vielfältig es auch aussehen kann - dann vielleicht dadurch, dass sie ihre Kinder unterstützen, zu sich selbst zu finden.

Wenn Du mit Deinem Beruf also glücklich bist, oder vielleicht auch nur zufrieden, dann haben Deine Eltern doch etwas erreicht.

Deine Eltern wollten nur Dein Bestes. Und DU hast Dich entschlossen, es ihnen nicht zu geben.

Vielleicht möchtest Du Ihnen die Frage stellen, was sie in Ihrer Erziehung richtig gemacht haben, damit Du den Mut entwickeln konntest, sich gegen sie durchzusetzen.

Also, - weiter so!!!

Dodida

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Aus Euren Schilderungen glaube ich zu hören, dass ihr sehr gute Eltern seid, die nur das Beste für Ihren Sohn wollen. Vielleicht seid Ihr auch Eltern, die deshalb in der Vergangenheit sehr belastbar waren, im Umgang mit den Problemen, vor die Euch Euer Kind gestellt hat. Und vielleicht ist auch bei Eurem Sohn angekommen, dass er Eltern hat, die ihn im Notfall nicht sitzen lassen. Er kann sich auf Euch verlassen. Und wohlmöglich verlässt er sich dadurch zu wenig auf seine eigene Lebenstüchtigkeit. Aber alles nur - vielleicht. Doch denken wir es zu Ende:

Ein Verlierer ist nicht der, der auf die Nase fällt, sondern der, der liegen bleibt!

Manche Eltern sind so sehr engagiert, dass sie beim kleinsten Stolpern bereit sind, ihr Kind vor dem drohenden Sturz zu retten. Doch wie soll er dann das Aufstehen lernen?

Alle Eltern wissen, wie schwierig es ist, den Kindern auch ihre Niederlagen im Leben zuzutrauen. Und vielleicht ist das die schwierigste Form elterlicher Liebe: Auszuhalten, dass das eigene Kind sich auch eine blutige Nase holen kann.

Ich denke deshalb, dass der drohende Rausschmiss auch etwas ist, wo Ihr Eurem Sohn in Liebe auch zumutet, Eigenständig und Selbstständig werden zu dürfen.

Ihr wollt ihm nichts verbieten? Das bedeutet zum einen natürlich, dass ihr bereit seid, die Realität anzuerkennen. Ihr könnte ihm vieles nicht mehr verbieten, weil er Euch als achtzehnjähriger in viele Bereiche seines Lebens keinen Einblick mehr gewähren möchte. Mit diesem Schicksal seid ihr natürlich nicht alleine auf der Welt.

Der andere Teil der Wahrheit ist, dass ihr ein Recht habt, Forderungen an Ihn zu stellen, insofern es Euer Zusammenleben betrifft. Ihr könnt für Euren Sohn als Eltern hier sehr wertvoll sein, weil er dadurch auch die Gelegenheit hat zu erfahren, dass in Beziehungen auch Grenzen existieren.

Werdet Euch zunächst gemeinsam als Eltern klar, was ihr von ihm fordert. Und macht Euch Gedanken, wenn er Eure Forderungen nicht erfüllt, wie Ihr gedenkt, Euer Problem zu lösen. Es ist nicht sein Problem, und es ist insofern auch verständlich, dass er es für Euch nicht lösen möchte.

Dieses ist keine Erziehung mehr, es ist ein Akt der Selbstfürsorge, den sich Eltern erlauben dürfen, und der auch in überwiegenden Fällen der Entwicklung der Kinder zu Gute kommt. Also, - nur Mut!

Ich glaube, Ihr werdet vor einer schwierigen Aufgabe stehen, Euren Sohn loszulassen, ihm Verantwortung zu geben und ihm damit zu zeigen, dass ihr ihm zutraut, sein Leben selbstverantwortlich zu gestalten. Und diese schwierige Aufgabe zu lösen, ist Euer Problem und nicht sein Problem. Aber Ihr habt das Recht Euer Problem zu lösen, um dadurch auch Eurem Sohn hilfreich zu sein.

Er wird Fehler begehen. Und er wird die Gelegenheit haben, aus diesen Fehlern zu lernen.

Dies auszuhalten, dafür braucht ihr Unterstützung. Sucht Euch Verbündete, in der Verwandtschaft, oder im Bekanntenkreis.

Auch Erziehungsberatungsstellen können Eltern in solchen Lebenssituationen unterstützen. Besorgt Euch einen Termin, - gemeinsam als Eltern!

Gruß Dodida

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Sehr geehrter Herr Bongardt,

vielen Dank für Ihr Engagement!

Ich glaube zu wissen, dass Sie ein historisch interessierter Mensch sind. Schon deshalb habe ich Ihre Ausführungen und Hinweise mit großem Interesse gelesen.

Ich habe Bad Salzuflen und seine Natur in sehr schöner Erinnerung. Vielleicht ist es nach so vielen Jahren weniger eine Erinnerung, als mehr ein emotionaler Zugang. Es waren nur sechs Wochen meiner Kindheit, aber ich glaube mich noch an die reine Luft, und die Gerüche des Herbstes zu erinnern. Natürlich auch an Regenspaziergängen im Wald, die nassfeuchte Kleidung, und den gelben Regenmantel, auf den der Regen prasselte. Scheinbar belanglose Erinnerungen, - und doch so schöne. Wir möchten uns an Dinge erinnern, die auf irgendeine Weise bedeutsam waren, - oder wieder Bedeutsamkeit erlangen. Vielleicht geht es auch Ihren Kindern so.

Ich habe mir die Wenkenstaße per Google Earth angeschaut. Leider hatte ich keinen Zugang, - was nichts bedeuten muss, nach so langer Zeit. Es könnte eine katholische Einrichtung gewesen sein, da ich selbst katholisch bin. Allerdings wiederspricht hier die Ratio ein wenig: Ich habe das Ganze konstruktiv und liberal in Erinnerung und dennoch mit Struktur. Vielleicht zu konstruktiv und liberal, für eine katholische Einrichtung der siebziger Jahre. Mein Kopf sagt mir, ich müsste mich vielleicht auch an katholisch geprägte Rituale erinnern. Oder vielleicht, die ein oder andere Nonne, oder einen Pfarrer. Nichts. Vielleicht habe ich einfach keinen Zugang mehr, weil es nicht bedeutsam war. So wie sich heute aber wieder Menschen an katholische Einrichtung im wahrsten Sinne des Wortes - leider Gottes - erinnern müssen, regt sich bei mir der Zweifel, dass es eine katholische Einrichtung gewesen sein könnte. Dass die katholische Kirche nicht sehr auskunftbereit ist, verwundert mich in diesem Zusammenhang nicht. Ich aber glaube eine insgesamt schöne Zeit dort verlebt zu haben.

Ich glaube auch nicht, dass es ein historisches Gebäude war. Ich habe zu alten und historischen Gebäuden einen positiven Zugang. Es war eher - für die damalige Zeit - ein durchaus modernes Gebäude. Vielleicht in den sechziger Jahren gebaut. Es hatte eine Seite mit sehr großen, langen Fenstern. Wir waren in großen Schlafzimmern untergebracht, - etwa acht Kinder in einem Zimmer. Vor den Schlafräumen war ein sehr breiter Flur, der auch als Aufenthaltsraum genutzt wurde. Wir haben dort gebastelt oder gemalt. Und dieser breite Flur hatte diese großen Fensterflächen.

Von der Architektur ähnlich der Klinik Flachshaide, aber es kommt nicht hin, da sie laut Homepage Ende der achtziger Jahre erbaut wurde.

Mein Vater war Eisenbahnbeamter. Deshalb käme die andere Einrichtung grundsätzlich auch in Frage. Aber auch dies ist ein historisches Gebäude. Ich kann mich auch nicht an zwei exponierte Schwestern erinnern, oder einen Schäferhund. Das Betreuungspersonal meines Kuraufenthaltes schien - aus heutiger Sicht - professionell. Vielleicht Erzieherinnen.

Die Wellenrutsche war wohl als sechsjähriger bedeutsam. Und die Minigolfbahnen. Ansonsten führte an dem Haus direkt in meiner Erinnerung keine stark befahrene Straße vorbei. An einen Waldweg glaube ich mich zu erinnern. Dieser Waldweg führte an dem Haus vorbei. Er traf auf eine Straße, die ins Tal führte. Aber die Straßenführung hat sich nach so vielen Jahren bestimmt auch geändert.

Würde mich freuen, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Bin für jede Idee dankbar!

Viele Grüße Dodida

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Die Mutter soll sich an den Sozialdienst des zuständigen Jugendamtes wenden. Dort gibt es zunächst die Möglichkeit einer formlosen Beratung.

Die Mitarbeiterinnen dort werden dann zunächst mit der Mutter und dem Kind versuchen zu ergründen, was genau das Problem ist.

Es kann sein, dass das Jugendamt dann zunächst an eine Beratungsstelle delegiert. Wenn Erziehungsberatung nicht als hilfreich erlebt wird, kann die Mutter sich erneut an den Sozialdienst wenden und dann einen Antrag auf erzieherische Hilfe stellen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Dafür gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch.

Gruß Dodida

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"Schwer erziehbar" ist zunächst nicht mehr, als eine sprachliche Etikette. Es werden Assoziationen ausgelöst, durch die man glaubt, etwas über dieses Kind zu wissen. "Schwer erziehbar" ist keine gültige Diagnose. Vielleicht am ehesten eine Bewertung der Eltern, die dadurch zum Ausdruck bringen möchten, dass sie in der Erziehung ihres Kindes Schwierigkeiten haben. Das "schwer erziehbare" Kind gibt es nicht, zumal der Begriff antiquiert ist. Es ist also schwer, für dieses Kind aufgrund seiner Etikette Empfehlungen für die Wohnverhältnisse zu geben, die für Kinder nicht generell wünschenswert wären.

Aber kneifen will ich dann doch nicht:

Du wirst später als Architekt auf Kunden treffen, die Vorstellungen haben, die ihnen selbst noch nicht ganz klar sind, die sie aber teilweise hinter sprachlichen Allgemeinplätzen verbergen. Deine Aufgabe wird es dann sein, dass Du versuchst, weitestgehend diese Vorstellungen zu konkretisieren. Dann kannst Du beginnen, Deiner Kreativität freien Lauf zu lassen.

Also: Wenn die Eltern des Kindes Deine Auftraggeber sind, dann stelle ihnen Fragen. Du möchtest schließliche Architekt sein, und kein Therapeut oder Pädagoge, - oder was auch immer. Du darfst Dich also souverän outen, dass Du nicht weißt, was das besondere an einem schwer erziehbaren Kind ist. Frage sie also: Woran merkt man bei ihrem Kind, dass es schwer erziehbar ist? Was macht es anders als andere Kinder? Wie sollte das Haus sein, damit die Eltern und das Kind sich darin wohl fühlen können? Welche besonderen räumlichen Voraussetzung braucht dieses Kind? Wie sollte das Haus auf keinen Fall gebaut sein? etc. ...

Bestenfalls musst Du dann nur noch klären, ob Du die Anliegen aus ethischen Gesichtspunkten bedienen möchtest. Von irgendwelchen "Gummizellen", oder besonders gesicherten Kelleräumen solltest Du Dich distanzieren.

Viel Spaß beim Auftrag klären!

Dodida

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