Würdet ihr Fremdgehen verzeihen?w?

18 Antworten

Also ich habe es leider schon selbst erlebt. Habe meinem Mann verziehen, nachdem wir sehr viele Gespräche hatten. Für uns war es fast schon eher ein Gewinn unserer Ehe. Seit dem läuft es noch besser als je zuvor.

Wenn es natürlich am laufenden Band passieren würde, dann wäre es natürlich auch vorbei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich finde zwar die Ehe ist etwas besonderes und wichtig, jedoch Fremdgehen ist etwas was gegenseitig das Leben zerstören kann. Es kommt auch auf die Situation an.

Ich sage es mal so: Kommt es zu einem Seitensprung, muss schon vorher einiges im Argen gelegen haben - das passiert so gut wie nie ohne einen echten Grund, außer jemand war zum Zeitpunkt des Akts besoffen oder hat sowieso psychische Probleme oder ein allgemein eher eigenartiges Verständnis von Treue und Menschlichkeit. Aber das steht auf einem anderen Blatt - da muss man von Fall zu Fall anders entscheiden.

Da erzählt sowieso jeder die Geschichte aus eigener Perspektive und kaum jemand ist so ehrlich und direkt, die lateinische Maxime "audiatur et altera pars" anzuwenden, ganz im Gegenteil. Vorwürfe über Vorwürfe an den Anderen, Honneurs über Honneurs an die eigene Ehre ... jedem das Seine und mir das Meiste; ich kenn' doch meine Pappenheimer.

Ich bin davon abgesehen ganz grundsätztlich der Meinung, dass bei solchen Vorkommnissen der Seitensprung nur die Spitze des Eisbergs ist und es da vorher schon lange Zeit gekriselt haben muss - jemand geht doch klaren Verstands nur dann fremd, wenn er seine eigenen Bedürfnisse sexueller oder auch menschlicher Art nicht als erfüllt betrachtet. Ich habe in diesem Kontext schon einiges miterlebt - entweder war der Mann von durchtriebener Workaholic und hatte Ehe/Familie vernachlässigt oder war die Frau so sehr mit Kindererziehung, Schule/Elternabend und Elternbeirat verwurzelt oder waren beide so extrem mit eigenen (ehrenamtlichen, kirchlichen oder politischen) Interessen verwurzelt, dass die Leidenschaft eingeschlafen war.

Gerade auf dem Land hält man der Ehre wegen oft an solchen Beziehungen fest; man will ja nicht vor dem gesellschaftlichen Exitus stehen, aber das tut doch keinem gut, wenn man so etwas halbherzig am Leben erhält: Kleine Fische werden groß und merken dann auch, dass da ein Hecht im Karpfenteich schwimmt.

Ich war ca. 2012/13 mal unfreiwillig beinahe in so etwas reingeraten; es war eine zehn Jahre ältere, total unglücklich verheiratete Kollegin (Ehefrau und Mutter zweier Kinder, die damals 10-15 waren), die von ihrem faktisch mit der SPD verheirateten Mann (der hingegen eine kommunalpolitische Schlappe nach der anderen erduldete und unerträglich geworden sein musste) seit Jahren schon total vernachlässigt wurde und den Verdacht hatte, dass er mit irgendeiner sexy Kreisgeschäftsstellenpraktikantin in die Kiste gestiegen war. Die Frau machte mir über Monate hinweg eindeutige Avancen und ich ging sogar mal mit ihr aus, bis ich diese Geschichte erfuhr und mich distanzierte. Der Verdacht des Seitensprungs dieses SPD'lers erwies sich später als begründet, es war aber eine Jurastudentin - das macht's nicht besser, aber ich wollte mal eine typische Story erzählen... naja, noch was aus meiner Serie "Erlebtes und Erlittenes", wenn's einem hilft.

Ob ich Fremdgehen verzeihen würde ... ich bin ganz ehrlich ------> ich weiß es nicht. Da müsste ich knallhart davorstehen. Ich würde es aber sicher so wie ich mir selbst kenne als Anstoß nehmen, über mich selbst nachzudenken und zu versuchen, manches eventuell zu verbessern. Denn wie gesagt - nie ist da einer allein der Schuldige; zu einem Tango gehören immer zwei. Aber für dieses Nachdenken braucht's starke innere Ruhe und Kraft; ein zartbesaiteter Zeitgenosse könnte dadran zerbrechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hier kann man leicht einfache und pauschale Urteile bilden. Natürlich ist Untreue verwerflich und schadet de Beziehung - im Allgemeinen. Wenn man Kant folgt, sollte man Fremdgehen bestimmt nicht zur Maxime des eigenen Verhaltens erklären.

Im Einzelfall ist das aber viel komplizierter. Ich kenne ein Paar, dass keinen Sex mehr hat, nachdem der Mann mit Mitte 40 eine Hirnblutung hatte. Wer könnte da urteilen, was Fremdgehen für die Partnerschaft bedeutet? Das Leben ist in manchen Fällen brutal schwierig und wenn Fremdgehen es irgendwie erträglicher oder gar leichter macht, ist das eine Option.

Bei einem anderen Paar ist die Ehefrau sehr zufrieden damit, dass der Mann seinen Sex außerhäusig erledigt, weil sie mit dem Haus, dem Wohlstand und den tollen Urlauben sehr zufrieden ist, mit dem Sex aber einfach nichts mehr zu tun haben will. Der Mann denkt immer noch, er würde das unauffällig und heimlich machen, und die Frau lässt ihn in dem Glauben. Meine Sache wäre das nicht, denn wenn es keine offene und ehrliche Nähe gibt, wäre eine Beziehung für mich sinnlos. Aber andere Menschen sind halt anders als ich. Wieso sollte ich dann meine moralischen Vorstellungen auf sie übertragen?

Deine Freundin wird mit ihrem Bauchgefühl sehr gut herausfinden, ob sie das verzeihen möchte oder nicht. Antworten von Fremden aus dem Internet helfen da überhaupt nicht weiter. Man posaunt doch in Foren nur zu gerne aus, wie man das Leben gerne hätte und ignoriert seine Erfahrung darüber, dass es im echten Leben einfach anders läuft als man sich das erhofft.

Ein Fremdgehen kann ein sehr guter Grund für eine Trennung sein, wenn die Trennung für eine Beziehung der beste Weg ist. Es kann aber auch ein guter Grund sein zu erkennen, dass in der Liebe etwas falsch läuft und zur Besinnung führen. Ob man das verzeiht oder nicht sollte nicht am Fremdgehen hängen, sondern daran, ob man danach miteinander glücklich wird oder nicht. Falls man sich dann z.B. trennt, wird es wahrscheinlich im Nachhinein sehr nützlich sein, zu verzeihen und seinen Groll zu vergessen. Als geschiedene Menschen kommt es nämlich nur noch darauf an, immer noch für die Kinder da zu sein. Gegenseitiges verzeihen und Frieden schließen hilft dabei sehr. Das ist so schwer und viele Ex-Paare schaffen das nicht, worunter die Kinder am meisten Leiden. Dabei ist der Sex mit einer fremden Person im Vergleich zu den eigentlichen Problemen einer Beziehung meist eher nebensächlich.

Statt sich zu sehr am Fremdgehen und Verzeichen/Nicht-Verzeihen aufzuhalten, wäre es sinnvoller sich darum zu kümmern, wie bzw. ob die Beziehung so läuft, dass es beiden Partnern gut tut. Wenn ich die Wahl hätte, fände ich es besser, meine Partnerin geht mit jemandem fremd, in den sie verliebt ist, als dass sie Alkoholokerin ist und ihr und unser Leben mit Suff zerstört. Klar, beides ist schrecklich, aber auch wenn das Fremdgehen vielleicht das Ende der Beziehung einläutet, ist das Saufen das Ende des freien Lebens.

Ich wäre also dafür zu verzeihen, dem Partner und mir selbst, und ganz sachlich zu überprüfen, ob die Beziehung noch gut für das Leben ist. Falls ja, muss man an den emotionalen Folgen des Fremdgehens arbeiten und eine Grundlage dafür schaffen, dass es keinen Bedarf mehr dafür gibt. Und falls nein, kann man sich fairer trennen, wenn man sich verzeiht.

Ich würde Fremdgehen nicht einmal in einer ehelosen Beziehung verzeihen!

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