Wollust

10 Antworten

Hallo albinoguitar,

du möchtest eine allgemeine Antwort. Ich werde aber keine Textstellen nennen, sondern nur allgemein aus der Sicht eines "Gläubigen" schreiben.

Ein Vergleich mit der Autobahn: Du hast ein Ziel, wo du hinwillst. Unterwegs fährst du mal zu schnell, du behinderst mal jemanden, du überfährst eine durchgezogene Linie, du döst, weil du müde bist. Alles noch kein Drama. Du hast das Ziel im Auge.

Dann kommen schwierigere Dinge: Du drängelst und bringst andere in Gefahr, du passt nicht auf und hast einen Auffahrunfall.

Oder weniger dramatische, die aber unangenehm werden können: Du denkst darüber nach, wie du auf dem Parkstreifen am Stau vorbeikommst, du willst rechts überholen. - Die Verkehrsübertretung läuft zuerst als Vorentscheidung ab.

Aber du hast immer noch dein Ziel.

Und jetzt die Todsünde: Du drehst auf der Fahrbahn und fährst vom Ziel weg in die Gegenrichtung

Mit der Sexualität ist es vergleichbar: Sie hat einige wesentliche Ziele: Ausdruck der Liebe in der Partnerschaft, die persönliche Freude, grundsätzliche Offenheit für Nachkommen.

In der Durchführung werden manchmal andere Schwerpunkte gesetzt oder manches entspricht nicht der Liebe zum Partner. Das kann mehr oder weniger schwer sein.

Sünde ist es dann, wenn es nicht mehr den Hauptzielen entspricht, wenn eines der Ziele grundsätzlich verneint wird oder sich man dagegen wendet.

Todsünde ist es dann, wenn es in einer schweren Sache, mit freiem Willen und der klaren Erkenntnis, dass gegen den Willen Gottes vorgegangen wird, dem grunsätzlichen Ziel widerspricht. Als Beispiel: sexueller Missbrauch.

Du drehst auf der Fahrbahn und fährst vom Ziel weg in die Gegenrichtung>

Dummes Beispiel: wer bestimmt denn, was in der Liebe das "Ziel" ist? Deine Bibel? Dein Gott, der nicht existiert?

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@Koofboi

Hallo Koofboi, Beispiele hinken immer! Aber sie sollen zur eigenen Überlegung anregen: Was ist Ziel, und bin ich auf dem Weg zu diesem Ziel? Das ist der einzige Vergleichspunkt. Das übrige kannst du als schmückendes Beiwerk betrachten, wenn du das Beispiel nicht allegorisch nehmen willst.

Der Fragesteller bewegt sich übrigens im religiösen Raum. Du kommst sozusagen "von außen".

Von Bibel und von Gott war in meiner Antwort noch nicht einmal die Rede. Was ich über Sexualität und Liebe angemerkt habe, halte ich aber für evidentes Allgemeingut, nicht spezifisch an Religion gebunden.

Gegenfrage: Wer bestimmt denn bei den "Atheisten"?

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Das sind aber viele Fragen...

Zunächst: Es gibt keine sieben "Todsünden". Die Dinger heißen korrekterweise sieben Hauptlaster, meinetwegen auch Wurzel-/Hauptsünden. Der Tod hat damit nichts zu schaffen.

Die Hauptlaster sind die Ursachen jeder Art von Sünde. Gleichzusetzen etwa mit den drei (hier wurde etwas mehr abstrahiert und zusammengefasst) Geistesgiften des Buddhismus.

Todsünden dagegen sind ganz besonders schlimme Vergehen, die nicht irgendwie kategorisiert sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tods%C3%BCnde

Ist es nun so, dass es eine "Strafe" nach sich zieht?

Nein. Sünden (geistlich gesehen) werden nicht bestraft. Nicht von Gott und erst recht nicht von Menschen. Eine Sünde ist Verfehlung und Strafe zugleich.

Das ist etwa so, wie wenn du dir mit dem Hammer auf den Finger kloppst. Das ist verkehrt - und zwar deshalb, weil du die "Bestrafung" selbst durchführst. Sprich: Einfach nur doof.

So ist es mit Sünden auch, wenn auch nicht so offensichtlich: Es sind Dummheiten, mit denen man sich automatisch auch selbst schadet. Deshalb sind Verbote oder Strafen überflüssig. Vielmehr soll zum Nachdenken gemahnt werden.

Das heißt jetzt nicht, dass z.B. Mord nicht bestraft wird, werden muss oder soll. Aber diese Strafe ist eine weltliche Angelegenheit. Geistlich erniedrigt man sich durch eine solche Tat selbst und hat die Strafe so bereits vollzogen.

Zusammengefasst: Wollust wird nicht bestraft. Sie kann allerdings mit einem verderblichen Einfluss korreliert sein (von einer Kausalität oder gar einer bestimmten Richtung derselben will ich hier lieber nicht ausgehen) und somit geistlich schädigend wirken oder in der Folge auch weltliche Strafen nach sich ziehen.

Im Grundsatz müssen wir uns Ganz Ehrlich bewusst sein, dass Jedes Buch, ausnahmslos jedes, von einem Dichter geschrieben worden ist. Selbst, wenn wir einen Bericht schreiben, ergeben verschidene Autoren, auch verschiedene Texte. So ist das auch mit jeder auch Heiligen Schrift, die wurde von Jemand geschrieben. Das bedeutet nicht, dass wir das trotzdem nicht für bare Münze nehmen sollten. Im zusammenhalt mit Sexualität, steht in der Genesis: Seid Fruchtbar und mehret Euch. Jetzt kommen alle unsere Interpretationen dazu. Da sollten wir alle in der Lage sein auch eine für uns selbst gute interpretation zu Finden. Alle Moralvorstellungen, welche herumgeistern, sind von Irgendwem Veröffentlicht worden. Ob die für uns Persönlich gelten ist rein unsere Persönliche Angelegenheit. Bei unserer Sexualität sollte es so sein, dass alles, was Spass macht, unter uns erlaubt ist, in unseren 4Wänden. Das geht keinen was an und die Beteiligten können das unter sich absprechen. Anders verhält sich das in der öffentlichkeit. Da muss auf die Länderspezivischen vostellungen Acht genommen werden, sonst kann das Probleme mit sich bringen. Doch ich kenne keine Bibel, wo diesbezüglich verbote oder Gebote wiklich geschrieben stehen. Das sind sehr oft von irgendwem aufgestellte Thesen und sind im Grundlagenbuch nicht zu finden.

Sobald etwas, was auch immer, zur Sucht wird, ist es eine Sucht.

Man ist davon abhängig, unfrei und nicht mehr  Herr über sich selber.

Es steht sozusagen 1:0 für die Sucht; sie hat gewonnen; - wer hat wohl verloren?

Hi,

Es wäre schön, wenn alle Antworten auf eine objektive Art und Weise oder durch Textstellen (Bibel, Koran) fundamentiert werden

Fangen die Probleme damit an, dass die Bibel sich dazu nicht äußert und höchstens Ansatzstellen liefert. Ausnahme ist die eine Todsünde mit dem Obst, und die wurde knallhart durchgeführt. Und es heißt "fundiert". Danke.

Das Konzept der Todsünden kommt aus der katholischen Theologie und dreht sich dort um Vergehen, die die Heilswirkung der Taufe aufheben – was konkret bedeutet, dass sie, wenn sie nicht auf der Erde gesühnt werden, die ewige Verdammnis (Inferno) nach sich ziehen (im Gegensatz zu den lässlichen Sünden, die, wenn auf Erden ungesühnt, "nur" ins Fegefeuer (Purgatorio) führen, wo die Seele sie abbüßen kann, um danach in den Himmel aufzusteigen. Interessant an der ganzen Sache finde ich, dass man den besten Ausdruck dieses ganzen Konstruktes in Dante Allighieris Göttlicher Komödie findet, und das ist ein hundertstrophiges Gedicht...)

Um zur Wollust zu kommen: Die ist das Gegenteil von Keuschheit. Und mit Keuschheit ist ein im Wesentlichen asexuelles Leben und Umgang miteinander gemeint, in dem Geschlechtsverkehr und sonstige Manipulation der primären Geschlechtsorgane ausschließlich zum Zwecke der Kindszeugung vorkommt. Die einzige Qualität, die Sex und was damit zusammenhängt, zur Sünde macht, könnte man also kurz mit "Spaß" zusammenfassen. Und ja, auch das Denken daran gilt bereits als befleckend (das gilt für alle Todsünden), weil Gedanken auch Einflüsterungen des Teufels sein können.

Das Gegenmittel ist die Beichte und Befolgung der auferlegten Buße (welche immer die Bedingung für die Gültigkeit der Lossprechung ist).

In der Anwendung auf Fetische...tja, ich glaube, das müsste die konsequente Antwort lauten, dass sie zu meiden sind (außer vllt., wenn man die Zeugung nicht andes auf die Reihe bekommt.)

...

Wäre noch zu erwähnen, dass es bei Orthodoxen und Protestanten so nicht vorkommt.

LG,

Nemo

PS: Textbelege finden sich außer bei Dante auch im Denzinger/Hünermann: Enchiridion Symbolorum (Sammlung der verblindlichen Lehrentscheidungen der röm.-Kath. Kirche)

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