Wieso war die Schlange im Paradies?

12 Antworten

alles Übel kam erst mit dem Sündenfall

Diese grotesk unsinnige Behauptung der mittelalterlichen Auslegungstradition ist neben dem einfältigen ,,Schöpfungs"verständnis aus spätbabylonischen Deutungsschablonen der morschste Eckpfeiler des institutionalisierten Christentums.

Die frommen Gelehrten wollten nicht wahrhaben, dass ihr allmächtiger, allgütiger Universalgott sowas wie Mangel, Kampf, Tod und Vergänglichkeit in seiner prächtigen Schöpfung duldet, wie es überall auf der Welt zu sehen ist. Das mussten sie erst mal vorteilhaft in ihrer Weltdeutung unterbringen. Die ,,Lösung" sahen sie schlussendlich in der Sündhaftigkeit des Menschen, Gottes Günstling.

Das christliche Weltbild ist im Grunde ein verquastes Mashup zwischen den ersten biblischen Texten, insbesondere des Sechstagewerks und der Paradiesgeschichte. In der Edenerzählung glaubte man alles vorzufinden, was es für ein stimmiges und patriarchenfreundliches Weltbild brauchte: Ausgangsmaterial für die Schöpfung von Mensch und Tier, Namen, eine eindeutige Geschlechterordnung, geografische Koordinaten und nicht zuletzt ,,Action" (Bösewicht, Verführung, Sünde, Bestrafung). Das kryptisch anmutende Sechstagewerk durfte hingegen nur als grobe Übersicht über die ,,Schöpfung" und natürlich als eisegetische Ausweichmöglichkeit herhalten.

Der Klerus hatte den Garten Eden also mit dem Anfang der Welt gleichgesetzt - und Adam und Eva mit den ersten Menschen im Sinne von Gen. 1.27. Im Zuge dessen verstieg er sich zu der bereits erwähnten, abenteuerlichen Behauptung, die Welt inclusive des Menschen sei vom weisen Herrgott ursprünglich vollkommen erschaffen worden, der Mensch habe sie jedoch mit seinem Ungehorsam verdorben und somit Leid und Tod in der Natur zu verantworten. Das versetzte die Gelehrten nicht nur in die Lage, die Missstände in der Welt zu erklären, sondern gab ihnen auch ein ideales Machtinstrument in die Hand. Dass vollkommene Menschen überhaupt sündigen können, wurde wiederum mit dem - wohlgemerkt unbiblischen - freien Willen erklärt.

Allein schon die gewaltige biblische Zeitachse macht eine nachträgliche Änderung fundamentaler Naturgesetze in der jüngeren Vergangenheit unglaubwürdig. Die siebte Schöpfungsperiode hat bis heute nicht geendet (Gen. 1.31-2.3, Hebr. 3-4), die vorigen sechs Schöpfungsperioden entziehen sich komplett jeglicher zeitlichen Eingrenzung. Die Paradiesgeschichte ab Gen. 2.5 wiederholt das Sechstagewerk nicht, sondern setzt es im lokalmesopotamischen Rahmen fort (siehe Edenbeschreibung). Adam und Eva kamen in eine seit Ende der sechsten Schöpfungsperiode bevölkerte Welt. Diese wirklichen ersten Menschen verwerteten bereits Tiere, was besonderes am Beispiel der Fische deutlich wird (Gen. 1.28). Auch die Fleischfresser (hebr. Tannin) der fünften Schöpfungsperiode und das ,,Tohuwabohu" der frühen Erdgeschichte widerlegen die religiösen Heile-Welt-Fantasien.

Bevorzugt bemühen Traditionsverfechter die Todeswarnung an Adam, auch um die Erbsünde biblisch zu untermauern, die vermutlich griechischen Denkschulen entstammt. Aber erstere zeigt auch nur, dass Adam sehr wohl eine Vorstellung vom Tod hatte. Auch Röm. 5.12 und 8.20-22 werden gern zitiert. Es geht dabei jedoch um eine geistliche Form des Todes, wie in Röm. 7.10 besonders deutlich wird. Ein Zusammenhang zwischen Röm. 8.20-22 und den Ereignissen der Paradiesgeschichte ist schon deshalb ausgeschlossen, weil sie eben nichts mit Schöpfung zu tun hat. Eher kommt das bereits erwähnte Tohuwabohu in Frage. Damit ist der Mensch fein raus.

Spätestens Röm. 5.13 macht einen Strich durch die christliche Rechnung: Schon vor dem Gesetz war Sünde in der Welt. Nach traditioneller Auffassung war Moses der weltweit erste Gesetzgeber. Dabei hatte bereits Adam gegen ein Gesetz verstoßen. Daher musste es eine präadamitische Welt gegeben haben, siehe Gen. 1. Dies hatte bereits der französische Protestant Isaac del Peyrere in der frühen Neuzeit festgestellt und die religiösen Meinungsmacher mächtig ins Schwitzen gebracht.

Die genaue Identität Nachaschs ist unklar, genau wie seine Motivation. Für Verwirrung sorgt bisweilen die Aussage, dass er klüger war als alle anderen Tiere des Feldes. In den Übersetzungen kommt das so rüber, als sei die Schlange das klügste Tier im Garten Eden. ,,Arum" (klug) wird jedoch nie für Tiere gebraucht. Der Text meint außerdem einfach freie Felder außerhalb befestigter Einfriedungen wie dem Garten Eden. Dazu kommt, dass die Bibel bis auf die Gottebenbildlichkeit nicht wesentlich zwischen Mensch und ,,Tier" unterscheidet, siehe auch Pred. 3.18-20.. Nachasch war aber nicht der Teufel, auch das ist eine spätere Interpretation. Das Wort leitet sich ab von flüstern, murmeln. Er könnte eine Art Seher gewesen sein, der auf den Wohlstand im Garten Eden scharf war. Jedenfalls ein hochintelligentes Wesen.

Buchtipp: ,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

Woher ich das weiß:Recherche

Erklärung des Sündenfalls aus sicht der katholischen Kirche:

1. Gott schuf Adam und Eva und setzte sie in den Garten Eden (Paradies).
  • Sie lebten in vollkommener Harmonie mit Gott, sich selbst, der Schöpfung und untereinander("Ursprüngliche Gerechtigkeit").(Genesis 2)
2. Das Verbot und die Versuchung:
  • Gott verbot ihnen, vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" zu essen. Die Schlange (Symbol für Satan/das Böse) verführte Eva, indem sie Gottes wohlwollen in Frage stellte und Lügen verbreitete: ("Ihr werdet keineswegs sterben... ihr werdet sein wie Gott"). Deshalb ass Eva von der Frucht und gab auch Adam davon, der ebenfalls gegessen hat . (Genesis 3,1-6)
3. Die Sünde und die Folgen:
  • Durch diesen Ungehorsam gegen Gottes klares Gebot begingen sie die Ur-Sünde (Sündenfall).
  • Die unmittelbaren Folgen waren: Scham und Angst vor Gott (sie versteckten sich).
  •  Zerbrochene Harmonie (zwischen Mensch und Gott, zwischen Mann und Frau, zwischen Mensch und Schöpfung).
  •  Vertreibung aus dem Paradies.
  •  Leiden und Tod kamen in die Welt.

  Diese Sünde und ihre Folgen (die "Erbsünde") werden an alle Nachkommen weitergegeben. (Genesis 3,7-24)

Warum konnte das Böse ins Paradies?

➡️Gottes Geschenk der Freiheit: Gott erschuf den Menschen als sein Ebenbild mit einem freien Willen.

➡️Wahre Liebe und Gemeinschaft sind nur möglich, wenn der Mensch frei "Ja" zu Gott sagen kann. Diese Freiheit schließt aber auch die Möglichkeit ein, "Nein" zu sagen und damit ebren gegrn Gott zu sündigen.

➡️Die Versuchung als Prüfung :

  • Die Gegenwart der Schlange (des Bösen) war die notwendige Bedingung, um die Freiheit des Menschen wirklich zu prüfen. Weil Ohne die Möglichkeit zu sündigen, wäre der Gehorsam des Menschen kein echter, freier Akt der Liebe gewesen, sondern bloßer Zwang.
Keine Sünde Gottes:
  • Gott schuf das Böse nicht. Weil Er ließ es aber aus Achtung vor der menschlichen Freiheit zu, dass die bereits vorher gefallenen geistigen Wesen (Engel, repräsentiert durch die Schlange) den Menschen versuchen konnten. Die eigentliche Sünde kommt vom Menschen selbst, der seinen freien Willen missbraucht.

Kurz gesagt:

Gott gab dem Menschen die Freiheit, aus Liebe zu ihm, zu wählen. Das Böse (verkörpert durch die Schlange/Satan) nutzte diese Freiheit aus, um den Menschen zum Ungehorsam zu verführen. Die Sünde war möglich, weil der Mensch frei war / aber sie war nicht Gottes Wille.

Quelle:

Katechismus der Kirche :

https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P1I.HTM

KKK Nr 311, 385.  

KKK Nr. 385-390

KKK 391-395

 KKK Nr. 396-409 

  KKK NR. 396-398

  KKK NR. 399-400  

  KKK NR 404-405 und folgende

  

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Katechistin Theologische H.Schule

Der Teufel war schon vorher von Gott abgefallen und hatte einen Teil der Engel in seine Rebellion gegen Gott mit einbezogen (die sogenannten Dämonen; mehr dazu hier: Sind Dämonen gefallene Engel?).

Später verführte er dann in Gestalt der Schlange auch die ersten Menschen im Garten Eden (vgl. 1. Mose 3).

ich verstehe nicht ganz,

Du wirst erst verstehen, wenn du die Schriften als das nimmst was sie sind, Erzählungen, Mythen und Legenden, von den Autoren der Schriften aufgeschrieben aus mündlichen Überlieferungen und (selbst) "gestaltet" sowie Deren Vorstellungen von Gott und seinem Wirken. Wenn du irgendetwas Anderes in diese Schriften hinein denkst, also Berichte oder "Wort Gottes" , dann kommst du ins "Schleudern" und es kommt zu den milliardenfach gebrachten Hinterfragungen dieser Schriften - wie deine.

Natürlich beinhalten diese Schriften auch Aspekte mit historischem Hintergrund, "Weisheiten" und Vorstellungen (Gesetze, Vorschriften, Regeln) zum friedlichen Zusammenleben der Menschen - wie alle religiösen Schriften dieser Welt.

Weil die Bibel in Bildersprache geschrieben ist. Es gab und gibt kein Paradies, alles beschriebene bezieht sich auf die Erde, es gibt kein Paradies, kein Himmelreich und keine Hölle ausserhalb der Erde. Kinder kommen nackt und ohne Vorurteile, voller LIebe und Vertrauen, ohne Bewertung anderer Menschen oder Begebenheiten auf die Welt. Im Laufe ihrer Kindheit wird ihnen von Eltern und Gesellschaft (Schlange) deren Glaubenssätze, Regeln, Verhaltensweisen eingetrichtert, angeblich zu ihrem besten. Es entstehen Gefühle wie Angst, Scham, Neid, Verlust, die urprünglich nicht da waren. Der Mensch hat eigentlich die Aufgabe sich im Laufe des Lebens davon wieder frei zu machen und sich seelisch zu entwickeln und zu heilen. Aber die meisten heilen nicht und vermehren sich lieber ungeheilt weiter, darum ist sie Welt wie sie ist.


Pfefferprinz  06.07.2025, 19:53

Das hast du wunderbar erklärt. Es kann so einfach sein.