Wieso stieg die Anzahl der Brandstiftungen seit 1965?
Die Frage ist ein wenig ironisch, denn ich wundere mich über den Wetterexperten Kachelmann, der eine "witzige" Bemerkung machte, er meinte dies hier:
"Der Wetterexperte, der auch als Moderator der MDR-Show "Riverboat" bekannt ist, hat in den vergangenen Tagen immer wieder auf X zu erklären versucht, dass der Klimawandel nicht die Ursache für die Waldbrände in Kalifornien sei. Diese liegt meistens bei Brandstiftern. "Wie geschrieben, für Kalifornien ist das keine außergewöhnliche Dürre und es ist bei Brandstiftung plus Santa Ana völlig einerlei, ob es bis vor einer Woche geregnet hat", schrieb er auf X."
Jörg Kachelmann weist Klimaaktivistin Neubauer zurecht
1911- Wildfire disasters - worldwide - Wildfire - Wikipedia
Ich meine, dass dies recht albern ist, denn natürlich bestreitet niemand, dass es Brandstiftungen geben kann, dennoch ist dies keine Widerlegung des Umstands, dass die Anzahl der Dürren (und die Dauer) in Kalifornien (oder auch in Texas) zugenommen hat.
Zudem ist es nicht erklärbar, wieso man erst ab ca. 1965 mit diesen Brandstiftungen begonnen hatte, sicher konnte man schon 1900 Feuer legen (wenn man wollte). Auch gab es schon 1900 Lagerfeuer, Grillstellen u.ä. - dort konnte unbeabsichtigt ein Feuer ausgelöst werden.
6 Antworten
Vorsicht: Ich verstehe wirklich nichts von alledem, aber ich gehe auch mit der These, daß gestiegene Grundstückspreise die treibende Kraft hinter diesen Brandstiftungen sind. Ich kann mich erinnern, daß das bereits in der 80ern ein Thema war, allerdings im Mittelmeerraum, wo küstennahe Wälder öfters abgefackelt wurden, um die Naturschutzbestimmungen zu umgehen und den Grund umzuwidmen, wodurch sein Wert natürlich immens stieg, man konnte ihn ja an Investoren verkaufen, die dann Hotels oder Villen bauen.
Nach allem, was ich höre, wird Kalifornien immer teurer, und das gilt sicherlich auch für die Grundstückpreise. So gesehen gibt es für Besitzer als auch Investoren immer mehr Anreiz, die Natur zu verwüsten, um Geld zu verdienen.
Andererseits bin ich mir auch nicht sicher, ob Kachelmann da wirklich den Hauptgrund beim Namen nennt. Waldbrände sind in dieser Gegend normal, und ich sehe zwei Gründe, weshalb sie heute großräumiger und katastrophaler sind als noch vor einem halben Jahrhundert: Durch den Naturschutz könnten kleinere Brände unterdrückt werden, so daß große Flächen „reif“ sind für einen Brand, der dann nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden kann. Und die Erwärmung und zunehmende Trockenheit sorgt wohl auch dafür, daß die Brände größere Flächen erfassen können.
Insgesamt weiß ich nicht, was ich von seiner Aussage halten soll.
Ja, wobei er ja schon bei dem einen Brand in Kalifornien auch recht haben könnte (Brandstiftung). Ich meine nur, dass Brandstiftung nicht die einzig ausreichende Erklärung sein kann (weltweit).
Dann bräuchte man aber auch eine Hypothese für den Umstand, dass die Brandstiftungen gestiegen sind.
Die gibt es durchaus. Aber danach wurde Kachelmann ja nicht gefragt. Grundstücksspekulationen waren damals noch nicht so sehr in Mode. Aber seit die Grundstückspreise dort durch die Decke gegangen sind, „lohnt“ es sich eher, mal ein Feuerchen zu legen. Außerdem gibt es mehr Durchgeknallte, die das nett finden, wenn es brennt.
Deshalb hat er vollkommen recht mit seiner Erklärung: „… und es ist bei Brandstiftung plus Santa Ana völlig einerlei, ob es bis vor einer Woche geregnet hat"
Übrigens: Ein Lagerfeuer, das außer Kontrolle gerät, ist keine Brandstiftung.
Wenn ich ihn richtig verstehe, wollte er nichts widerlegen sondern nur aussagen, dass die Brände nicht als Indiz für Klimawandel angesehen werden können.
Stimmt. Dann bräuchte man aber auch eine Hypothese für den Umstand, dass die Brandstiftungen gestiegen sind. :)
Es gibt einen Spruch der besagt
"Man kann es brennen lassen, aber hageln nicht"
Die Gier kennt nur 1 Wort -> MEHR
Wenn Kachelmann sagt, dass es derzeit dort keine besondere Dürre gab, glaube ich ihm das erstmal. Fakt ist, dass in den dortigen Wäldern Brände natürlich sind. Es muss immer mal brennen, um die Schicht aus heruntergefallenen Zweigen und Blättern zu mineralisieren. Bei uns übernehmen das Zersetzungsprozesse, die es dort nicht gibt. Die Wälder sind darauf angepasst, nur die Siedlungen nicht. Man muss also andere Wege der Bewirtschaftung finden.
Das ist aber keine gute Erklärung für den Anstieg seit 1965. (siehe wikipedia Eintrag) Wenn das stimmt, was du schreibst, müsste das 1900 auch so gewesen sein. Damals war die Anzahl der Buschfeuer aber sehr niedrig.
Ich habe mal in einem Artikel gelesen, dass nicht die gesammte Zahl der Feuer gestiegen sei, sondern die der großen Feuer. Laut dem Artikel läge es daran, dass Feuerprävention betrieben würde. Dadurch würde sich mehr brennbares Material ansammeln, was, im Falle eines Brandes, zu größeren Bränden führt.
Du meinst vermutlich "dass keine Feuerprävention betrieben wurde". Oder?
Ich habe schon richtig geschrieben. Durch Feuerprävention seien, nach dem Artikel, die früheren harmloseren kleinen Brände, von denen oft gar keiner etwas mitbekommen hat, verhindert worden, was zu selteneren, aber großen Bränden führen würde.
Man hat in Kalifornien sozusagen eine " Null-Feuer -Politik" betrieben.
So konnte sich über Jahre, teilweise Jahrzehnte Unterholz ansammeln.
Während die jährlichen Feuer den Bäumen nicht wirklich etwas anhaben können sind Großfeuer wie wir sie aktuell erleben ein echtes Problem.
Dieser Baum braucht Feuer zum Überleben: Der Mammutbaum - NaturkundinStoßdämpfer und Brandschutz: die Rinde des Mammutbaums - LABORPRAXISMammutbaum - Darum ist er auf Feuer angewiesen - Blaetterbilder.deWie Feuer in Maßen Bäumen beim Überleben hilftD.h. man hatte sich 1900 und früher immer die Mühe gemacht, in allen Wäldern das Unterholz zu entfernen?
in allen Wäldern das Unterholz zu entfernen?
Eben nicht entfernt.
- Man hat versucht jede Form von Brandquelle zu vermeiden.
- Man hat mit, mit großem (Personal -) Aufwand, versucht jedes Feuer im Keim zu ersticken.
- USW
Die statistische Wahrscheinlichkeit das ein Blitzschlag einen Waldbrand auslöst ist gering aber die Reflexion einer weggeworfen Flasche oder so kann reichen und wie viele entsorgen so ihre Whisky -Buddel?
- Stürme zerstören Kabelstränge der Funkenflug führt zur Katastrophe.
- etc
Möchtest Du mich nicht verstehen? Früher, ohne Eingriff des Menschen, gab es oft kleine begrenzte Feuer, die das trockene Material verbrannt haben, bevor es zu Großfeuern kommen konnte.
Ja aber schau mal das hier:
Drought area in California - Droughts in California - Wikipedia
Das ist die Trockenheit. Eine "exceptional drought" gab es in Kalifornien vor 2012 anscheinend noch nicht, erst in den letzten 12 oder 13 Jahren. Das hat nichts mit der Prävention zu tun (reine Beobachtung der "natürlichen" Trockenheit).
Verstehe ich schon. Das ist aber wahrscheinlich nur ein Teil der Erklärung.
Die erste Grafik stützt aber Herrn Kachelmann. Im Augenblick gibt es keine besondere Trockenheit. Generell ist das natürlich ein Problem.
Ok, aber auch 2010 in Russland gab es Waldbrände, auch in Regionen, die kaum besiedelt sind, etwa in Burjatien nördlich der Mongolei. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies dort daran liegen würde, dass man zu viel falsche Prävention betrieben hätte (dort wohnen ja nicht viele Leute).
Incendies en Russie,2010-07-31 - 2010 Russian wildfires - Wikipedia
Auch seriöse Quellen assoziieren dies mit ungewöhnlich hohen Temperaturen und hoher Trockenheit in südlichen Regionen Russlands.
Wie gesagt, ich bestreite deinen Punkt nicht. Ich meine nur, dass er nicht ausreicht, um das Geschehen zu 100% zu erklären.
Natürlich gibt es Brandstiftungen, das ist mir auch klar.
Mir geht es jetzt auch nicht nur um Kalifornien, auch in mehreren Gegenden im Süden Russlands gab es 2010 (und später) große Waldbrände. Aber ohne Trockenheit brennt der Wald erst mal nicht so leicht. Und Trockenperioden und hohe Temperaturen waren früher in südlichen russischen Gegenden seltener als heute.
Selbst in Burjatien (nördlich der Mongolei, südlich vom Baikalsee, mit sehr niedriger Bevölkerungsdichte) gab es Brände.