Wie war das Leben als junge Person in den 80ern?

14 Antworten

Ich muss zumindest aus meiner persönlichen Sicht die Euphorie etwas relativieren ...

Die Zeiten waren anders. Dadurch, dass der Mensch wahrscheinlich dazu neigt, die Dinge im Nachgang zu verklären oder das weniger Gute auszublenden, waren die 80er rückblickend betrachtet viel besser, als die Gegenwart. Aber waren sie das wirklich?

In einigen Punkten ja - in anderen wiederum nicht.

Als Jugendliche (1980 war ich 10 Jahre) hattest du genauso deine Sorgen und Nöte, aber es gab weniger psychische Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen. Bestimmte Krankheitsbilder existierten einfach nicht. Wir wurden nicht gepampert, sondern mussten irgendwie durch die emotionalen Höhen und Tiefen kommen. Gewisse psychische Krankheiten gab es gar nicht, weil sie nicht gebraucht wurden. Diese entstanden erst mit dem steigenden Wohlstand und ebenso steigenden Leistungsdruck. Uns gelang es meistens, uns zu fangen, weil es gelingen musste. . Wir hatten als Jugendliche genauso unsere Null-Bock-Phasen, aber wir konnten uns nicht ewig hängenlassen. Wir haben tatsächlich weit weniger geklagt, als Jugendliche heute.

Es gab weder Internet, noch Handys oder die PlayStation. Alles steckte technisch in den Kinderschuhen. Der Sony Walkman glich einem Wunder und er machte uns glücklich und stolz, genau wie der Gameboy (wer es sich leisten konnte) oder die Karottenhosen und die Adidas Allround oder Nike Yankee Turnschuhe (das waren meine ... Die Nikes habe ich heute noch). Wir Mädchen haben uns genauso in MakeUp und Styling versucht, aber wir blieben naturbelassen, nicht so künstlich, wie heute, so dass wir immer noch wir selbst waren, wenn die Schminke unten war.

Wir hatten monströse Telefone mit Hörer, Schnur und Wählscheibe. Ein Telefonat kostete 23 Pfennig (eine andere Währung hatten wir auch) und es war völlig egal, wie lange das Telefonat dauerte. Ich habe mir nachts heimlich das Telefon in mein Zimmer genommen, die Schnur klemmte zwischen der Tür, und mit meinem ersten Freund die Nacht durchtelefoniert. Die letzte Stunde ging es dann darum, wer zuerst auflegt - Leg du zuerst auf - Nein, du zuerst .... Wir haben uns "draußen" kennengelernt, nicht per Chat und wir haben miteinander gesprochen, nicht getextet. So lernt man einen Menschen kennen, so sprüht die Energie ... Das ist etwas anderes, wenn man sich mit allen Sinnen begegnet.

Wir hatten Diskos, Jugendheime mit Freitagsdisco, wir sind ins Schwimmbad gegangen und mussten grauenhafte Badekappen tragen. Die Klamotten waren Neonfarben, die Frisuren eine Katastrophe. Die Jungen trugen oft Dauerwellen und als Popper dünne Lederkrawatten, viele hatten durch die Schulterpolster in den Klamotten Kreuze wie Bodybuilder. Wir sahen oft schlimm aus. Die Flippigeren von uns standen auf Rock, Independent, Punk, New Wave ... Es gab damals mehr subkulturelle "Interessengruppierungen", deutlich sichtbar im Straßenbild. Die Jugend war in den 80ern sehr politisch. Es ging um Frieden, gegen Aufrüstung, den Hunger in der Welt, vor allem in Afrika.

Samstagabend sass die Familie vor dem TV und schaute ARD, ZDF, das dritte Programm oder Ostfernsehen. Mehr gab es nicht - kein Netflix, kein Amazon Prime. Mitte der 80er begann ich, auszugehen. Dann war es das mit dem Fernsehen am Samstagabend.

Es liefen als Musiksendungen Hitparade, DISCO, Rockpalast,... Für mich ist Youtube noch immer etwas Phantastisch-Außerirdisches. Wir hörten Radio und schnitten gemischte Kassetten mit, verzweifelten an Bandsalaten und dem zwischenquatschenden Moderator, der den Song zerstörte (er musste es ...). Es gab wirklich coole Musik damals und wir kauften Platten und Kassetten. Kein Streamen von Konzerten, keine MP3s oder Youtube. Die ersten Musikvideos gab's im TV, bei MTV, als mit dem Kabelfernsehen das nächste Wunder erschien.

Es gab von allem sehr viel weniger und die Wege waren umständlicher. Alles dauerte irgendwie länger. Man wusste die Dinge auch ganz anders zu schätzen. Man erfreute sich so lange an den Dingen und nutzte sie, bis sie auseinanderfielen.

Natürlich ging es wahrlich nicht allen Menschen finanziell golden, es gab auch genauso bei der Jugend Perspektivlosigkeit, Unzufriedenheit, Schulstress, Liebeskummer ... WIr Kinder vom Bahnhof Zoo zeigte die hässliche Fratze des Drogenmissbrauchs ... Es wurden viele Parties zuhause gefeiert, wo genauso zuviel getrunken und konsumiert wurde.

Die Mauer stand bis ein Jahr vor Ende der 80er. Wie sind aus West Berlin über Drei Linden in die DDR eingereist oder über den Flughafen Schönefeld nach Bulgarien in den Urlaub geflogen. Durch die DDR zu reisen bedeutete Anspannung, Aufregung und krampfhafte Zurückhaltung den Grenzposten gegenüber. Das waren auch die 80er - Berliner Mauer und Kalter Krieg.

Zusammengefasst - Ich war in den 80ern nicht sorgenlos oder ganz besonders glücklich. Im Grunde ist die Erinnerung an die 80er teilweise verklärte Nostalgie. Die Dinge hatten sich nicht so wahnsinnig schnell verändert und insgesamt war weniger Druck spürbar. Wenn man jung ist, steht einem die Welt offener und die Möglichkeiten erscheinen unendlich. Das geht doch fast allen Jugendlichen so.

80er - nicht einfacher, aber weniger Druck und voll easy. Und man fühlte sich noch als Gemeinschaft. 1987 war ich 19 und hatte meine HerzKlappenOP nach Staphylokokkeninfektion. Das MRI war Neuland. Damals die sicherste Zeit in den Spitälern, solides Handwerk und erste neuste Technologien.

Von Experte DonCredo bestätigt

Lustig, interessant, aufreibend, schwieriger + viel umständlicher als heute, eben ohne Internet, Navi und diverse pädagogische Unterstützungsangebote für jede Lebenslage. Man musste lernen, ganz allein klarzukommen ohne sowas fragen zu können wie du hier. Das hat auf eine andere Art stark gemacht und man wurde auch viel schneller reifer.

1980 - 1989 war ich 11 - 20 Jahre alt.

Die Musik war super, z. B. Nena, Geier Sturzflug, Peter Schilling, Phil Collins.

Computer gab es schon, aber sie konnten nicht das, was sie heute können.

Ich kam 1986 aus der Schule. Es war eine Zeit, wo man schlecht Ausbildungsstellen bekam. Ich habe nach meinem Realschulabschluss keine Ausbildungsstelle bekommen und ging ein Jahr zur Handelsschule. 3 Jahre später (bei meinem Bruder) sah es ganz anders aus: Auszubildende wurden eher gesucht.

Beschissen. Es gab wenig Lehrstellen und man musste sich verbiegen um eine zu bekommen. Eine konservative CDU war an der Macht und breitete einen Muff aus. Politisch war dies eine Zeit des Aufbegehrens. Andererseits war der Mainstream von der Popperkultur dominiert. Ätzende Klamotten und lächerliche Frisuren ließen Jungen und Mädchen gleich aussehen. Es gab inhaltslose Kinofilme und eine schrottig flache Musik. Der Mindset wurde ziemlich nach Egoismus, Karriere und Snobismus ausgerichtet. Dagegen entstanden viele Subkulturen wie Punks, Hooligans, Skinheads, Metaller und Rocker usw. Das war dann eher meine Welt.