Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
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Wie stirbt man im Buddhismus?

2 Antworten

Dich wird es vielleicht überraschen, aber im Buddhismus gibt es keine einheitliche Antwort dazu. Der Grund ist, dass Buddha selber dazu geschwiegen hat. Das einzige was er gemacht hat ist, dass er die Seelenwanderung der Hindus aus den Upanishaden verneint hat. Bis heute wird darüber diskutiert. Gerade in der Schule des Theravada, welche ungefähr die Hälfte aller Buddhisten weltweit ausmacht, sind die Ansichten dazu sehr divers. Teilweise wird dem auch gar nicht so eine große Bedeutung beigemessen.

Eine große Ausnahme ist der tibetische Buddhismus (Vajrayana-Buddhismus). Dort spielt der Zwischenzustand zwischen zwei Geburten eine sehr wichtige Rolle. Vielleicht hast du schon einmal vom Tibetischen Totenbuch (Bardo Thödröl) von Padmasambava aus dem 8/9.J.h. gehört. Dieses heißt eigentlich "große Befreiung durch Hören im Zwischenzustand". Es ist eine der wichtigsten Quellwerke im (tibetischen) Buddhismus. Darin wird die Auffassung vertreten, dass man im Zwischenzustand zwischen einem Leben & dem Nächsten noch Karma bereinigen kann, seine Wiedergeburt bestimmen kann & mit viel Glück & Übungen sogar Buddhaschaft erlangen kann.

Diesen Prozess nach tibetisch buddhistischer Sicht zu erklären ist nicht ganz einfach. Sehr grob lässt es sich wie folgt beschreiben: Dem Ganzen liegt die Auffassung zugrunde, dass jeder Art von Erscheinung drei Formen der Existenz zugrunde liegen. Eine bedingte Ebene, eine grobstoffliche Ebene & eine feinstoffliche Ebene. Die drei Ebenen werden auch mit den bekannten drei Körpern des Buddha (Trikaya) veranschaulicht. Der Buddha Körper auf der feinstofflichen Ebene ist der Körper des Dharmas (Dharmakaya), der auf der grobstofflichen Ebene der Körper der nützlichen Hilfsmittel (Sambhogakaya) & der auf der bedingten Ebene der Körper der Emanationen (Nirmanakaya). Im Moment befinden wir uns natürlich auf der bedingten Ebene oder nehmen besser gesagt die Welt in dieser wahr. Das ändert sich allerdings, wenn wir sterben. Dort nähern wir uns immer mehr der feinstofflichen Ebene. Das ist auch das weiße Licht, was man sieht, wenn man stirbt. Viele Menschen die über eine halbe Stunde tot waren berichten davon, dass sie in das Licht eingegangen sind & sich in einem Zustand unendlicher Glückseeligkeit mit der Welt verbunden gefühlt haben. Sie haben dort das Ich-Bewusstsein kaum mehr wahrgenommen. Die feinstoffliche Ebene bzw. das weiße Licht ist der Urgrund allen Seins, weshalb er auch keine räumlichen Einschränkungen hat. Da sich der Mensch aber in Verblendung (Sanskrit: avidiya) befindet beginnt er nach einer gewissen Zeit wieder zu reinkarnieren & beginnt damit grobstofflich zu werden. Dies ist dann im Prinzip derselbe Prozess nur aus anderer Richtung, also von der feinstofflichen Ebene zur grobstofflichen. Wenn man jetzt im Sterben eine bestimmte Meditation anwendet, dann kann man in diesem Prozess eingreifen. Tibetische Mönche üben diese 4-6x am Tag jeweils etwa 10 Minuten.

Interessant! Nach dem, was ich bisher von dir gelesen habe, kommt mir der Buddhismus sehr uneinheitlich vor. Ein paar Merkmale sind zwar immer gleich, aber amsonsten gibt es viele verschiedensten Theorien, Anschauungen, etc.. Außerdem wirkt es so, als fändest du am Buddhismus das überzeugendste, dass er sich mit der Wissenschaft so gut vereinen lässt, weil nach belieben formbar, wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnise gibt. Es scheint, als sei der Buddhismus eher eine Art Trost, eine perfekte Religion, die dem Mensch Gewissheit gibt, dass das Leben doch irgendeinen Sinn hat, aber dass man, wenn man etwas böses tut, nicht den Zorn eines persönlichen Gottes fürchten muss.

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@Robin718
Nach dem, was ich bisher von dir gelesen habe, kommt mir der Buddhismus sehr uneinheitlich vor.

Du bist Christ, wie ich sehe. Vergleiche einmal die Jenseitsvorstellung der Adventisten mit denen der Calvinisten. Die Adventisten glauben an den endgültigen Tod bis zur leiblichen Widerauferstehung in der neuen Welt, während die Calvinisten an eine spirituelle Existenz im Himmel Glauben. Im Buddhismus ist lediglich der Übergang von einer Existens in die Nächste ungeklärt.

Es scheint, als sei der Buddhismus eher eine Art Trost, eine perfekte Religion, die dem Mensch Gewissheit gibt, dass das Leben doch irgendeinen Sinn hat, 

Und wenn das alles stimmt was du schreibst, wo wäre ein Problem?

aber dass man, wenn man etwas böses tut, nicht den Zorn eines persönlichen Gottes fürchten muss.

Braucht es denn einen Gott dafür? Ein Gott der zudem eine von Herzen kommende gute Handlung weniger achtet, wie einen hypothetischen Glauben.

Ich glaube nein & möchte dir dieses kurze Video dazu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=O85YynYTel0

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@Bodhgaya

Ja, okay, das mit den Konfessionen hatte ich nicht bedacht. Aber dort sind die Unterschiede immer noch nicht so groß, und im Buddhismus widersprechen sich Ansichten manchmal sogar vollkommen. Und den Rest deiner Antwort verstehe ich nicht ganz. Kannst du das nochmal genauer erläutern?

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Es stirbt sich immer gleich. Und Glaube ändert auch nichts daran, dass der Tod das Ende der bewussten Existenz ist. Universum und Naturgsetze interessieren sich nicht dafür, was sich Menschen aus Trostpflaster ausgedacht haben.

Eigentlich war das eine Frage im Rahmen der Blickwechsel-Aktion, die direkt an den Nutzer "Bodhgaya" ging. (-;

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@Robin718

Es ist schon in Ordnung, dass er auch auf die Frage antwortet. Immerhin steht diese Funktion anderen Nutzern nicht umsonst zur Verfügung & ich habe im Rahmen der Aktion viel sinnvolles auf diesem Weg gelesen.

Was mich eher stört ist, dass er nicht wirklich die Frage beantwortet. Er nennt nur seine Meinung zum Thema der Reinkarnation. Es ist kein Problem dass er diese hat, aber du hast ja nach der Vorstellung aus buddhistischer Sicht gefragt.

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Kannst du etwa mit Universum und Naturgesetzem sagen, was nach dem Tod kommt? Faszinierend! Wusste gar nicht, das ausser Jesus schonmal jemand von da zurückgekommen ist. Und mal abgesehen davon: Du musst zugeben, eigentlich glaubst du selber nur, was nach dem Tod kommt.

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